Am Donnerstag (20.00 Uhr, live in ORF Sport +) trifft das ÖHB-Team auswärts auf die Däninnen. Am Sonntag (18.10 Uhr, live in ORF Sport +) geht es in der Südstadt gegen Rumänien. „Wir sind uns der Schwere der Aufgaben diese Woche mehr als bewusst. Gerade mit Dänemark kommt jetzt sicher ein übermächtiger Gegner, aber die Mannschaft weiß, dass wir uns wehren können und wollen“, sagte Müller, der bereits seit 17 Jahren das Amt des Teamchefs bekleidet.
Mögliche Schwächen der Gastgeber in Horsens suche er „seit Wochen“: „Sie haben eine unfassbare breite Qualität im Kader, es spielt gar keine Rolle, wer da anfängt. Sie haben jede Position doppelt und dreifach auf Weltklasseniveau besetzt.“ Dänemark sei eine Mannschaft, die auf den ersten Blick unerreichbar erscheint.
Für eine Sensation muss alles zusammenpassen
Auch im Heimspiel am Sonntag gegen die Rumäninnen sieht er seie Team als klaren Außenseiter, auch wenn die Gäste auf die vierfache Welthandballerin Cristina Neagu (Müller: „eine Nationalheldin in Rumänien“) verzichten müssen. „Beide Nationen treten bei jedem Großereignis an, nicht nur, um Medaillen zu gewinnen, sondern immer wieder ganz oben mitzuspielen. Auch in Rumänien ist die Spielerbreite sehr groß.“
Trotzdem sei die Aufgabe in Dänemark noch schwieriger einzustufen als im Heimspiel. „Weil wir gerade in den Heimspielen immer wieder gezeigt haben, dass wir in der Lage sind, auch einem ganz Großen ein Bein zu stellen.“ Für eine Sensation am Sonntag müsse einfach alles zusammenpassen, aber: „Wir sind nicht realitätsfremd: Wir wissen, dass wir sogar die Realität ein bisschen biegen müssen, um in solchen Spielen eine Chance zu haben.“
Kapitänin Blazek mit 200. Länderspiel
Für Petra Blazek, Kapitänin und Langzeittorfrau, wird das Match am Donnerstag ihr 200. Länderspiel: „Natürlich bin ich stolz darauf, Österreich schon so viele Jahre vertreten zu dürfen, aber andererseits ist es für mich eigentlich egal, ob es das erste oder das 200. ist, weil ich denke, dass jedes Spiel eine neue Herausforderung ist.“ Blazek feierte im Mai 2004, übrigens gemeinsam mit Teamchef Müller, ihre Nationalteampremiere, damals war sie 16. „Wir sind auf einem guten Weg, aber wir müssen lernen, noch Konstanz reinzubringen, damit wir immer wieder gegen stärkere Gegner bestehen können.“
Für die gesamte Qualifikation, in der es dann im März mit zwei Spielen gegen die Färöer sowie mit den jeweiligen Rückspielen gegen Dänemark und Rumänien weitergeht, sei die erste Woche schon entscheidend, so Blazek. „Es wäre enorm wichtig, irgendwo zu punkten, dadurch, dass sich nur zwei Nationen qualifizieren.“

Dänemark-Legionärin Sonja Frey kennt den ersten Gegner besonders gut. Handball habe sowohl in Dänemark (ebenso wie in Rumänien) viel mehr Bedeutung, das Match gegen Österreich würde im TV von Hunderttausenden gesehen werden. Und auch wenn es zuletzt einige Niederlagen gegen Rumänien gegeben habe, sieht Frey keine „offene Rechnung“. „Nein, da ist keine Rechnung offen, weil wir nicht auf Augenhöhe sind. Wir müssen wissen, wo wir stehen, und wir sind Österreich und haben nicht diese Qualität.“
Frey: „Wir müssen gar nichts“
Und auch über die Ausgangslage, dass man für eine EM-Quali-Chance diese Woche Punkte mitnehmen müsse, will Frey nicht hören. „Wir müssen gar nichts bei der Konstellation. Das ganze Land ist handballnarrisch, was da Mädels Handball spielen, ist mit Österreich nicht vergleichbar, auch nicht in Rumänien.“ Es wäre vermessen von Muss-Punkten zu sprechen.
Wo sieht Langzeitcoach Müller den Schlüssel, dass auch Österreich eine derartige Handballkultur entwickelt? „Die Basis ist das Schlagwort: Du musst von Kind auf die Basics lernen. Handball muss eine bestimmte Wichtigkeit auch haben – in Rumänien ist der Damen-Handball die wichtigste Sportart des ganzen Landes. In Dänemark war das etliche Jahre auch so“, erläuterte Müller.
Was einst ein Gunnar Prokop mit dem „Kunstprodukt Hypo“ erreicht habe, sei sensationell. Doch so etwas sei in Österreich nur sporadisch ausgeprägt, so der Deutsche. „Bei uns kriegt man viel zu schnell die Chance, in einem Nationalteam zu spielen, man muss gar nicht so sehr kämpfen. Wir müssen von ganz unten aufforsten“, hielt Müller ein flammendes Plädoyer für den Handball in Österreich. Schritt für Schritt wollen sich die Frauen näher heranpirschen – mit dem vorläufigen Fernziel Heim-EM 2024.