Mercedes’ Fahrer Lewis Hamilton und Red Bull’s Fahrer Max Verstappen steuern ihren Wagen neben einander
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Formel 1

Kein Platz für Fehler im engen Titelduell

Mit zwei Punkten Vorsprung auf seinen niederländischen Red-Bull-Rivalen Max Verstappen im Gepäck hat WM-Leader Lewis Hamilton die Reise zum Grand Prix der Türkei am Sonntag (14.00 Uhr) angetreten. Ein Jahr nach dem vorzeitigen Titelgewinn geht es für den Mercedes-Star am Bosporus diesmal um die Verteidigung seiner knappen Führung. Schon ein kleiner Fehler könnte das Pendel zugunsten eines der beiden Titelanwärter ausschlagen lassen.

Mitentscheidend könnte sein, ob Hamilton seinen Motor wechseln und deshalb zurückgereiht wird. Es gebe Fragezeichen, was die Zuverlässigkeit des Motors betreffe, räumte Teamchef Toto Wolff vor dem 16. Saisonrennen ein. „Im Moment gehen wir ein Rennwochenende nach dem anderen an. Wir werden die Leistung der Antriebseinheiten neu bewerten und dann Entscheidungen treffen.“ Hamilton hat regelkonform seinen dritten neuen Motor Ende August in Belgien bekommen.

Dass dieser bis zum Saisonende durchhält, ist unwahrscheinlich. „Ich versuche, meine Motoren mit großer Sorgfalt zu behandeln, wenn ich fahre“, sagte Hamilton. „Ich kann die Zukunft aber nicht bestimmen.“ Mercedes-Teamkollege Bottas erhielt wie auch Verstappen in Russland einen neuen Antrieb. Ein Schachzug, der sich vor allem für den Niederländer bezahlt gemacht hatte, raste er doch vom letzten noch auf den zweiten Platz nach vorne.

Lewis Hamilton mit Pokal
GEPA/XPB Images/Bearn
In Sotschi feierte Hamilton seinen 100. GP-Sieg und eroberte die Führung in der WM-Wertung wieder zurück

„Können uns nicht zurücklehnen“

Im Thriller um die WM-Krone können bei noch sieben ausstehenden Grands Prix Ausrutscher folgenschwer sein. „Weder Fahrer noch Team können sich in der aktuellen Situation zurücklehnen, denn es gibt einfach keinen Punkteabstand“, sagte Wolff mit Blick auf den WM-Stand. „Ich glaube, dass das noch sehr lange dauern wird.“

Ein Ausfall in den kommenden Wochen sei ein „No-Go für die Meisterschaft“, betonte Wolff. Weder Mercedes noch einer der Konkurrenten könne sich ein „Null-Punkte-Rennwochenende“ leisten. „Es wird zweifellos sehr hart“, sagte Hamilton vor dem Endspurt. Einen zusätzlichen Motivationsschub hatte sich der Brite zuletzt in Sotschi geholt, wo er endlich seinen lang ersehnten 100. GP-Sieg einfuhr.

Ob das Titelduell genauso eng zugehen wird wie 1984 ist offen. Damals reichten Niki Lauda sogar 0,5 Punkte Vorsprung auf Alain Prost zum Titelgewinn. Wie auch heuer wurden vor 37 Jahren ein Rennen – der GP von Monaco – wegen Regens abgebrochen und nur halbe Punkte vergeben. Achtmal (1958, 1961, 1964, 1976, 1981, 1994, 2007, 2008) wurde seit 1950 ein Formel-1-Fahrer mit nur einem Zähler mehr Weltmeister. Zuletzt 2016, als der Deutsche Nico Rosberg gegen Mercedes-Teamkollegen Hamilton knapp die Oberhand behielt.

Verstappen übt sich in Understatement

Verstappen spielte die Bedeutung eines Titelgewinns ohnedies herunter. „Wir versuchen, den Erfolg gemeinsam zu holen, man kann Dinge aber nicht erzwingen“, sagte der Red-Bull-Pilot. „Selbst wenn wir Zweiter werden würden, haben wir eine großartige Saison. Das ändert am Ende des Tages mein Leben nicht“, meinte Verstappen. Der Niederländer und sein Rennstall seien „sehr entspannt, aber auch sehr konzentriert“. Die letzten sieben Rennen würden jedoch „hart“ werden.

Der Schlüssel zu einem Erfolg führt auch in Istanbul über das Qualifying. Wer in der Türkei die Poleposition holt, hat gute Chancen auf den Sieg am Bosporus. In den vergangenen acht Auflagen startete der spätere Renngewinner in der Türkei fünfmal von Startplatz eins. Zweimal war der Türkei-Sieger zuvor als Zweiter in den Grand Prix gegangen. Hamilton gewann das Chaos-Event 2020 allerdings von Rang sechs aus.