Der französische Fußballspieler Kylian Mbappe
AP/Cal Sport Media/Jonathan Moscrop
Nations League

Frankreich greift nach dem Trostpflaster

Bei der EM hat Frankreich mit dem Ausscheiden im Achtelfinale trotz einer 3:1-Führung bis zur 81. Minute gegen die Schweiz eine große Enttäuschung erlebt. Knapp 100 Tage nach der Elferschmach liegt das Trostpflaster für „Les Bleus“ nun bereit. Im Finale der Nations League trifft Frankreich am Sonntag auf Spanien (20.45 Uhr). Das Duell der Nachbarn verspricht Fußball vom Feinsten und dem Sieger die Wiedergutmachung für die EM.

Bei Frankreich war die Erleichterung nach der furiosen Aufholjagd gegen Belgien jedenfalls groß. „Ein Comeback, das bleiben wird, und ein Platz im Finale. Tolle Arbeit vom ganzen Team. Bis Sonntag“, schrieb Frankreichs Superstar Kylian Mbappe nach dem 3:2 gegen die „Roten Teufel“ in den sozialen Netzwerken. Vor allem für den PSG-Stürmer war der Erfolg Balsam auf die Wunden, hatte Mbappe doch bei der EM den entscheidenden Elfmeter gegen die Schweiz verschossen.

Im Halbfinale gegen Belgien präsentierte sich der bei der EM enttäuschend spielende Torjäger wieder in Form. Dass Mbappe eine besondere Rolle spielen würde, hatte Frankreichs Temachef Didier Deschamps schon geahnt. „Seit er diese Woche angekommen ist, habe ich es gespürt in seiner Einstellung und seinem Handeln, dass das ein Spiel für ihn wird. Gut für ihn und gut für uns“, sagte der 52-Jährige.

Deschamps von Spanien beeindruckt

Der Finaleinzug ist nicht zuletzt dem superben Offensivtrio Mbappe, Karim Benzema und Antoine Griezmann zu verdanken. Aber auch Deschamps trug seinen Teil dazu bei. Die Umstellung auf ein 3-4-3-System mit den Flügelspielern Benjamin Pavard und Theo Hernandez erwies sich gegen Belgien als schlagkräftige Variante. „Das ist der Fußball, den wir lieben“, sagte ein zufriedener Deschamps, den der Finaleinzug ebenfalls wieder etwas fester im Trainersattel sitzen lässt.

Gegen die Spanier, die am Mittwoch Italien mit 2:1 besiegt hatten, erwartet Deschamps, der seit 2012 die „Equipe Tricolore“ betreut, ein hartes Spiel. Der Sieg gegen den Europameister beeindruckte Frankreichs Teamchef. „Sie waren stark, haben Italien zum Verteidigen gezwungen. Sie können ihre Gegner immer mit viel Ballbesitz müde machen“, sagte Deschamps.

Spanien mit Respekt, aber ohne Angst

Sergio Busquets war von der Vorstellung seines Teams unterdessen keineswegs überrascht. „Dieses Team wird zurückkommen“, hatte Spaniens Teamkapitän bereits nach dem Aus im EM-Halbfinale gegen Italien im Elferschießen gesagt. Und er sollte recht behalten. Das Endspiel ist das erste für die Spanier seit dem EM-Finale 2012 – und das erste unter Trainer Luis Enrique. Er verhalf gegen Italien im Mittelfeld dem erst 17-jährigen Gavi zum Debüt, in der Absenz der verletzten Stürmer Alvaro Morata und Gerard Moreno agierte Ferran Torres mit beiden Treffern als perfekter „Ersatz“.

Der spanische Fußballspieler Sergio Busquets
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Trotz wachsender Kritik ist Sergio Busquets für Teamchef Luis Enrique fixer Bestandteil des Teams

Als der ManCity-Legionär zu Beginn der zweiten Hälfte sicherheitshalber vom Platz ging, wusste der 18-jährige Ersatzmann Yeremi Pino – auch er ein Debütant – zu überzeugen. Torres wird am Sonntag aber wieder in der Startelf stehen, ebenso wie der zweifache Assistgeber Mikel Oyarzabal. „Frankreich hat großartige Spieler, deren Qualität wir kennen. Wir haben Respekt, aber keine Angst“, sagte der Mann von Real Sociedad.

Finalphase mit Unterhaltungswert

Bereits am Sonntagnachmittag (15.00, live in ORF1) stehen sich im Spiel um Platz drei Italien und die einmal mehr kurz vor einem Titel gescheiterten Belgier in Turin gegenüber – es ist die Neuauflage des EM-Viertelfinales, das 2:1 zugunsten der „Squadra Azzurra“ ausging.

Der Schlusstag der Nations League ist zugleich der finale Beweis, dass der bei seiner Einführung zum Teil kritisierte Bewerb durchaus als Erfolg gewertet werden darf. Er kann als sinnvoller Ersatz für die bis dahin durchgeführten Testspiele gesehen werden, der Unterhaltungswert für die Fans ist ebenso wie die Motivation der Spieler ungleich größer. Die Finalspiele dieser Woche unterstrichen das deutlich, der Sonntag wird mit seinen „Krachern“ daran nichts ändern.