Hamilton fuhr im Istanbul-Park in 1:22,868 Min. die schnellste Zeit und ließ seinen finnischen Stallgefährten um 0,130 Sek. hinter sich. Der Brite erfüllte damit die nach den Bestzeiten am Freitag geäußerte Minimalvorgabe, angesichts der Strafversetzung das Qualifying zu gewinnen. „Die Strecke ist toll, mit gutem Grip. Aber das Qualifying war tricky. Das Team hat einen super Job gemacht. Im Rennen wird es schwierig, aber ich gebe alles. Es wird schwierig, hier zu überholen und sich vorzuarbeiten“, sagte der Trainingsschnellste.
Der Niederländer Verstappen, der in der WM-Wertung nur zwei Punkte hinter Hamilton liegt, blieb mit 0,328 Sek. deutlich über der Zeit des Mercedes-Stars. Verstappen hatte vor allem zu Beginn des Qualifyings bei noch feuchter Strecke Probleme. „In Q1 war es schwierig. Die folgenden Runden waren okay“, sagte der Red-Bull-Pilot, der trotz Batterieproblemen mit dem Ergebnis aber zufrieden war: „Wir haben das Maximum herausgeholt, insgesamt bin ich zufrieden. Schauen wir mal, wie das Wetter über Nacht wird und wie konkurrenzfähig wir dann im Rennen sind.“

Bottas als Prellbock
Auf dem Weg zu seinem 18. Sieg steht Verstappen allerdings Hamiltons Teamkollege am Start im Weg. Der Finne steht zum 18. Mal in seiner Karriere in einem Grand Prix auf Poleposition. „War ein super Qualifying. Q1 war grenzwertig mit den nassen Stellen in Kurve zwei und drei. Mit dem Qualifying können wir zufrieden sein“, sagte der 32-Jährige, der Mercedes nach dieser Saison in Richtung Alfa Romeo verlässt und die Chance auf seinen zehnten Grand-Prix-Sieg hat.
Mit Bottas vor Verstappen erfüllte sich auch die Hoffnung von Mercedes, einen Prellbock vor Verstappen aufzubauen. „Das war so geplant. Im Rennen konzentriere ich mich auf mich selbst“, sagte Bottas. Hinter dem Spitzenduo lauern mit den Monegassen Charles Leclerc im Ferrari und Pierre Gasly im Alpha Tauri aus Frankreich zwei Überraschungen aus dem Qualifying. Der hinter dem Spanier Fernando Alonso als Sechster startende Sergio Perez im zweiten Red Bull könnte bei einer möglichen Aufholjagd Hamiltons eine gewichtige Rolle als Hindernis spielen.
Eine große Unbekannte ist auch das Wetter am Bosporus. Denn am Samstag zeigte sich der Himmel von seiner wechselhaften Seite. Beim Freien Training am Vormittag erzielte Gasly noch auf nasser Strecke Bestzeit. Im Qualifying hatte nicht nur Verstappen im ersten Umlauf auf der noch feuchten Piste seine Probleme. Für den Renntag macht man sich zumindest bei Red Bull bezüglich der Wettervorhersagen aber keinen Kopf. „Die Prognosen stimmen hier nie“, sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko.
Umgedrehte Ausgangslage
Viel wichtiger war in der Red-Bull- und Mercedes-Box die Frage, ob Hamilton eine ähnliche Aufholjagd wie Verstappen vor zwei Wochen in Russland gelingt. In Sotschi war der Niederländer beim 100. Sieg seines britischen Konkurrenten – unter Mithilfe des einsetzenden Regens – vom letzten noch auf den zweiten Platz nach vor gefahren. „Da sind so viele Starter da vorne, die ein schnelles Auto haben, auf den Geraden kommt man nicht vorbei, alle auf den gleichen Reifen. Also das wird schwierig“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. „Ich muss das beste Rennen fahren, das ich fahren kann“, brachte es Hamilton auf den Punkt.
Bei Red Bull blickt man jedenfalls zuversichtlich auf den 16. WM-Lauf. „Schauen wir, wie schnell sich Hamilton durchkämpft. Gott sei Dank sind auch ein Alonso und ein Leclerc da, die ihm das nicht ganz einfach machen werden“, sagte Marko hinsichtlich der Aufholjagd, die Hamilton bevorsteht. „Ich glaube, wir sind deutlich näher, als wir das gestern noch waren. Mit einer vollen Batterie wären wir ganz, ganz knapp bei den Mercedes gewesen.“