Der österreichische Dart Profi Mensur Suljovic.
GEPA/Christian Walgram
Darts-EM

Suljovic holt daheim zum großen Wurf aus

Auf Österreichs Darts-Fans wartet in dieser Woche ein echter Leckerbissen vor der Haustür. Die 32 besten Spieler der European Tour treten von Donnerstag bis Sonntag in Salzburg an, um den Europameister zu küren. Mit dabei ist Österreichs Aushängeschild Mensur Suljovic, der mit den Heimfans im Rücken zum großen Wurf ansetzt.

Die seit 2008 ausgetragene Darts-EM wird in ihrer 14. Auflage erstmals in Österreich entschieden. Bei je vier EM-Titelgewinnen halten der Engländer Phil Taylor (2008 bis 2011) und der Niederländer Michael van Gerwen, der von 2014 bis 2017 viermal hintereinander zuschlug. Titelverteidiger ist der Schotte Peter Wright, der sich 2020 im Finale in Oberhausen mit 11:4 gegen den Englänger James Wade durchsetze.

Auf Europameister Wright könnte Suljovic im Achtelfinale treffen. Davor gilt es für den Lokalmatador, am Donnerstag im Modus „Best of eleven“-Legs den Engländer Adam Hunt zu besiegen, Wright hat den Deutschen Florian Hempel als Auftaktgegner. Das Achtelfinale („best of 19“) stünde für Suljovic am Samstag auf dem Programm, am Sonntag geht es ab dem Viertelfinale bis zur Titelentscheidung. Semifinale wie Finale werden im „Best of 21“-Modus gespielt.

Über Gibraltar nach Salzburg

Das Ticket für die Heim-EM hatte sich Suljovic, der sich bereits zum 13. Mal für die European Darts Championship (EDC) qualifiziert hat, vor drei Wochen bei der Gibraltar Trophy zum Abschluss der European Tour gesichert.

Die Freude darüber war damals riesengroß, wie seine Reaktion in einem auf Twitter veröffentlichen Interview nach dem dafür benötigen Viertelfinal-Erfolg über den Belgier Kim Huybrechts zeigte. Der Wiener schaffte im Anschluss sogar noch den Einzug ins Finale, kassierte dort aber mit einem 0:8 gegen den Waliser Gerwyn Price einen „Whitewash“.

Dennoch präsentierte sich Suljovic nach einer viermonatigen Turnierpause aus gesundheitlichen Gründen zuletzt in blendender Form. Nach dem Finale bei der Team-WM Mitte September, in dem er sich gemeinsam mit Rowby-John Rodriguez Schottland mit Wright und John Henderson mit 1:3 geschlagen geben musste, war Gibraltar sein zweites Endspiel innerhalb von zwei Wochen und sein bestes Ergebnis seit dem Finalsieg in Wien 2019. Nicht nach Wunsch lief es indes Anfang Oktober beim World Grand Prix in Leicester, wo „The Gentle“ in der ersten Runde gegen den Engländer Dave Chisnall ausschied.

Suljovic dachte ans Aufhören

Dennoch ist der 49-jährige Wiener sehr zufrieden mit seiner aktuellen Form und glücklich, wieder auf dem Weg zurück zu sein. „Vor zwei Monaten hätte ich nicht geglaubt, dass ich in Salzburg die Nummer zwei bin“, meinte Suljovic in einer Onlinetalkshow der Professional Darts Corporation (PDC) am Dienstag.

„Meine Probleme sind weg, und jetzt kann ich mich wieder auf Darts konzentrieren. Ich war nach der langen Pause auch verzweifelt. Es war, als hätte ich wieder von Anfang begonnen. In so einer Pause kommen einem tausend Gedanken, auch ans Aufhören. Aber mit dem World Cup (Team-WM, Anm.) bin ich wieder reingekommen. Da hat mir auch Rowby-John in der ersten Partie viel geholfen. Und dann bin ich ins Laufen gekommen.“

„Ich bin gut drauf und fühl mich wohl“

Seine Chance bei seiner ersten Heim-EM wollte Suljovic trotzdem nicht überbewerten. „Es kommt immer auf die Tagesverfassung an“, sagte er und gestand: „An den ersten drei Darts sieht man, ob es gut läuft oder nicht. Ich bin aber gut drauf und fühl mich wohl. Vielleicht so gut wie noch nie.“

Aber es wäre nicht Suljovic, wenn er nicht gleich relativierend ergänzte: „Aber wenn man mal schlecht schläft vor einem Spiel, dann ist wieder gleich alles anders.“ Zu seinem Auftaktgegner Hunt meinte der Wiener: „Er ist ein junger Spieler. Die können alle gut spielen. Da muss man Respekt davor haben und konzentriert bleiben.“

Price für Buchmacher der Favorit

Die Dotation der EM in Salzburg beträgt wie schon in den vergangenen beiden Jahren 500.000 Euro. 120.000 Euro davon gehen an den Turniersieger. Der Finalist kassiert 60.000 Euro, die beiden Semifinalisten je 32.000 Euro. Den Erstrundenverlierern bleiben je 6.000 Euro. Die Wettbüros sehen den Waliser Gerwyn Price als ersten Anwärter auf den Titel, dahinter folgen Wright und van Gerwen. Suljovic wird mit einer Quote von 34:1 auf Platz 14 geführt. Größter EM-Erfolg des 49-Jährigen war der Finaleinzug 2016, als er im Titelduell van Gerwen 1:11 unterlag. 2020 kam Suljovic ins Achtelfinale.

Erstrundentableau:
Gerwyn Price (WAL/1) Ritchie Edhouse (ENG) 6:2
Adam Gawlas (CZE) Joe Murnan (ENG) 6:4
Michael van Gerwen (NED/8) Boris Krcmar (CRO) 6:2
James Wade (ENG) Adam Smith-Neale (ENG) 6:5
Ryan Searle (ENG) Michael Smith (ENG/4) 6:5
Danny Noppert (NED) Krzysztof Ratajski (POL) 6:2
Nathan Aspinall (ENG/5) Mervyn King (ENG) 6:4
Damon Heta (AUS) Gabriel Clemens (GER) 6:3
Mensur Suljovic (AUT/2) Adam Hunt (ENG) 6:2
Florian Hempel (GER) Peter Wright (SCO) 6:3
William Borland (SCO) Simon Whitlock (AUS/7) 6:3
Joe Cullen (ENG) Ted Evetts (ENG) 6:0
Brendan Dolan (NIR/3) Kim Huybrechts (BEL) 6:2
Rob Cross (ENG) Keane Barry (IRL) 6:3
Jose de Sousa (POR/6) Lewis Williams (WAL) 6:4
Luke Humphries (ENG) Callan Rydz (ENG) 6:5
Modus: „Best of eleven“-Legs