ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober
APA/Franz Neumayr
Wintersport

Chefin Stadlober als kleine „Revolution“

Im Österreichischen Skiverband (ÖSV) vollzieht sich mit der am Freitag erfolgenden Kür von Roswitha Stadlober zur ersten Präsidentin nichts weniger als eine kleine „Revolution“. Die 58-jährige Salzburgerin wird den erfolgreichen und mächtigen Wintersportapparat gemeinsam mit Ex-Abfahrer Patrick Ortlieb als Finanzchef und dem für die operative Führung zuständigen Neo-Generalsekretär Christian Scherer leiten.

Darauf einigte sich die ÖSV-Präsidentenkonferenz am Mittwoch nach intensiven Verhandlungen, in denen eine Kampfabstimmung gegen den von der einflussreichen Achse Tirol/Vorarlberg präferierten Ortlieb vermieden wurde. Demzufolge werden die designierte Verbandschefin und ihre beiden Vorstandskollegen am Freitagnachmittag erneut in Anif bei einer außerordentlichen Länderkonferenz bis Sommer 2024 gewählt.

Ursprünglich stand nach dem Rückzug des steirischen Kurzzeitamtsinhabers Karl Schmidhofer, der nach 55 Jahren als erster Nichttiroler die Verbandsspitze leitete, auch die Variante einer Übergangslösung von Stadlober als Interimspräsidentin bis zum Frühsommer im Raum. Als Lehre aus den jüngsten, durchaus auch imageschädigenden Turbulenzen sorgte man diesmal in einer Marathonsitzung aber gleich für Klarheit.

Trio an Spitze des ÖSV

Am Freitag wird Roswitha Stadlober zur ersten Präsidentin des österreichischen Skiverbandes gewählt. Sie soll künftig gemeinsam mit Patrick Ortlieb und Generalsekretär Christian Scherer die Geschicke des Verbandes führen.

Seit zehn Jahren Vizepräsidentin

Einen ersten großen Auftritt als designierte ÖSV-Chefin absolviert Stadlober bereits am Donnerstagabend anlässlich der Sportlergala in Wien, bei der die Athletinnen und Athleten des Jahres geehrt werden. Eine Auszeichnung, die sie selbst 1986 erhalten hat. Erstmals als gewählte ÖSV-Chefin wird sie nächste Woche beim alpinen Weltcup-Auftakt in Sölden öffentlich auftreten, wo sie erstaunlicherweise noch nie gewesen ist.

Grafik zu ÖSV-Präsidenten
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Die trotz ihrer eigenen Alpin-Laufbahn dem nordischen Lager zugeneigte Stadlober kennt den in Innsbruck ansässigen ÖSV bestens. Denn die Slalom-Vizeweltmeisterin von 1987 sitzt seit zehn Jahren als Vizepräsidentin im Vorstand, in ihre engere Zuständigkeit fielen bisher Biathlon, Langlauf, Skibergsteigen und die Ausbildung.

Außerdem ist sie nicht zuletzt durch die Langlauf-Karrieren ihrer Kinder Teresa und Luis bestens mit den unter Langzeitpräsident Peter Schröcksnadel geschaffenen Strukturen und Abläufen vertraut. Als ehemalige ÖVP-Sportsprecherin im Salzburger Landtag weiß die passionierte Marathonläuferin auch, wie das politische Tagesgeschäft funktioniert.

„Kenn mich im Sport schon gut aus“

Die mit dem früheren Weltklasselangläufer Alois Stadlober verheiratete Radstädterin ist seit 2010 Geschäftsführerin des Vereins KADA, der Leistungssportler bei ihrer Laufbahnplanung während und nach ihrer aktiven Zeit unterstützt. „Ich kenne mich im Sport schon sehr gut aus, auch was Sportförderungen oder die Sportstruktur in Österreich betrifft“, sagte sie unlängst.

ÖSV-Chefin Stadlober über ihre neue Aufgabe

Ex-Skirennläuferin Roswitha Stadlober spricht über ihre neue Aufgabe als Präsidentin des ÖSV, ihre Ziele und die Vorwürfe von Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen im Skisport.

Ihre Tätigkeit als ÖSV-Chefin wird sie wie der Hotelier und frühere FPÖ-Nationalratsabgeordnete Ortlieb ehrenamtlich ausüben. Gemäß der Aufgabenverteilung in der Dreierspitze wird sie den ÖSV in allgemeinen Angelegenheiten des Verbandes vertreten, dem Präsidium vorstehen, den Vorsitz der Länderkonferenz/Präsidentenkonferenz führen und als höchste Repräsentantin des Verbandes fungieren. Gemeinsam mit Ortlieb und Scherer ist sie zeichnungsberechtigt. Stadlober wird die direkte Vorgesetzte des Generalsekretärs sein, die wirtschaftlichen Belange obliegen aber dem Duo Ortlieb/Scherer.

„Gleichwertig aufgestelltes Team“

„Wir sind ein gleichwertig aufgestelltes Team. Wir machen das gemeinsam und berichten auch dem Präsidium“, bekräftigte Stadlober nach ihrer Bestellung den Management-Teamgedanken. Der ÖSV sei ein großes Unternehmen, da brauche es mehrere Schultern zur Verteilung der Last. Mit der gefundenen Lösung sorge man außerdem für die nötige Stabilität.

„Es braucht jetzt nicht unbedingt Experimente“, so Stadlober, die aber auch frischen Wind ankündigte. Und sie wolle besonders auch die Ideen jüngerer Mitarbeiter fördern. „Die Jungen haben ja auch Ideen, man muss sie sich entfalten lassen.“

Ski-Damen freuen sich über Bestellung

Stadlobers Bestellung stößt bei den heimischen Skirennläuferinnen auf große Zustimmung und auf zum Teil euphorische Reaktionen. Franziska Gritsch meinte am Donnerstag auf APA-Nachfrage etwa, dass sie sich „riesig darüber freut“, während die Bestellung einer Frau in dieser Funktion für Stephanie Brunner ein „gutes Zeichen“ darstellte.

Brunner betonte nach dem Riesentorlauf-Training in Sölden auch, dass „Frauen die gleiche Leistung wie Männer bringen“ und es insgesamt „cool ist“, dass nun eine Frau diese Rolle ausfülle. „Auch Frauen können stark sein“, stimmte ihr Gritsch in Bezug auf Stadlober zu. „Sie wird es sehr gut meistern“, sagte sie.

Darauf, dass nun nach 22 Männern eine Frau als Verbandsboss fungieren wird, wollte Ramona Siebenhofer die Diskussion aber nicht beschränkt sehen. „Es geht um die Qualifikation“, sagte sie. Es solle eigentlich kein Thema mehr sein, ob eine Frau oder ein Mann in dieser Position fungiert. Zugleich war sie aber der Meinung, dass Stadlober „wohl eine neue Linie hineinbringen wird“.

Feller: „Frauen bessere Führungskräfte“

Ähnlich argumentierte auch Katharina Liensberger. Es sei nicht entscheidend, ob ein Mann oder eine Frau an der Spitze stehe, sondern dass „die Präsidentin gut und gezielt arbeiten kann“. Einen „frischen Wind“ versprach sie sich aber ebenfalls von der Neo-Präsidentin.

Schützenhilfe kam auch vom ÖSV-Frauen-Cheftrainer Christian Mitter. „Das tut uns gut, mir gefällt das“, sagte der Steirer. Sie sei eine „gute Frau, die bereits viel für die Damen getan hat“, fügte er hinzu. Etwas weiter aus dem Fenster lehnte sich Technik-Spezialist Manuel Feller: „Ich glaube, dass Frauen tendenziell die besseren Führungskräfte sind.“