Pölt startet in der Nacht auf Donnerstag daheim in Texas gegen die Orlando Magic in seine bereits sechste NBA-Saison. Der ganz große Wurf, sprich ein Auftritt im Finale oder gar ein Foto mit der Larry-O’Brien-Championship-Trophäe war für den Wiener bisher nur ein frommer Wunsch. Auch heuer schaut es für die jahrelang erfolgsverwöhnten Spurs nicht danach aus, als ob sie im Titelrennen ein gewichtiges Wort mitreden könnten.
Zweimal in Folge verpasste San Antonio das Play-off. Davor hatte der Club die K.-o.-Runde in der Saison 1996/97 – der ersten Saison unter Langzeitcoach Gregg Popovich – das letzte Mal nicht erreicht. Danach folgte ein 22-jähriges Abonnement auf einen Platz im Play-off. Aber auch heuer hängen die Trauben in der starken Western Conference hoch. Angefangen bei den Los Angeles Lakers über Utah Jazz, die Golden State Warriors, Phoenix Suns oder LA Clippers scheinen die Plätze vorne vergeben. Das ist auch Pöltl bewusst.

„Das Ziel ist immer, in die Play-offs zu kommen und in der Regular Season so gut wie möglich abzuschneiden. Wofür spielt man, wenn nicht um einen Platz in den Play-offs oder im Play-in? Der Westen ist tough, keine Frage, und wir wissen natürlich, dass wir eine Außenseiterrolle innehaben“, gab Pöltl trotzdem das logische Ziel für die kommende Saison vor. Vorerst gilt es aber, einen guten Start gegen Orlando hinzulegen. „Sie sind ähnlich wie wir ein junges, motiviertes Team. Wenn wir den Rebound kontrollieren, haben wir gute Chancen zu gewinnen“, so Pöltl.
Neue Stammformation
Allerdings müssen die Spurs die Abgänge von mehreren Leistungsträgern kompensieren. Topscorer DeMar DeRozan und die Routiniers Patty Mills und Rudy Gay ließ San Antonio zum Zweck der Verjüngung des Kaders ziehen. Der 25-jährige Dejounte Murray und sein zwei Jahre älterer Kollege auf den Guard-Positionen Derrick White sollen die Spurs nun führen. Dazu kommt mit dem 22-jährigen Forward Keldon Johnson ein Olympiasieger von Tokio. Doug McDermott macht neben Pöltl die Starting Five komplett.
Österreichs NBA-Pionier hat sich jedenfalls in seinen bisherigen drei Saisonen das Vertrauen seiner Nebenleute erspielt. In der vergangenen Saison kam der Center auf 8,6 Zähler, 7,9 Rebounds und 1,8 Blocks pro Partie, punktete nach seiner Beförderung zum Starter im Februar im Schnitt bereits zweistellig. „Jak weiß, was er zu tun hat. Er versteht, wie wir spielen, wo er sein muss und wie er uns helfen kann“, sagte White über seinen Wiener Nebenmann.

Pöltl, der noch zwei Jahre einen Vertrag in San Antonio hat, verfolgt aber nicht nur das Ziel Play-off mit dem Team, sondern auch ein persönliches Ziel: Die Wurfausbeute soll höher ausfallen. „Ich will aggressiver sein und Würfe, die jetzt nicht ganz offensichtlich da sind, für mich selbst aktiver suchen und auf jeden Fall noch treffsicherer werden“, betonte der 2,16-m-Mann. Die Statistik sei jedoch nicht alleine ausschlaggebend. „Ich will meine Spielart so anpassen, dass ich dem Team wieder bestmöglich helfen kann, Spiele zu gewinnen. Was konkret benötigt wird, kann von Spiel zu Spiel unterschiedlich sein.“
Die Würfe müssen fallen
In der Vorbereitung gewannen die Spurs drei ihrer fünf Spiele. Laut Pöltl sind die Resultate schwer einzuschätzen. „Bei mir persönlich ist noch nicht alles so gefallen, wie ich mir das vorstelle, aber insgesamt bin ich zufrieden“, meinte der Center. Insgesamt werde nun mit mehr Tempo gespielt, „was ja auch Sinn macht, wenn selten jemand auf dem Feld steht, der älter als 26 Jahre alt ist“.
Sein Gefühl für den Saisonstart sei jedenfalls gut, so der Wiener. „Einiges wird davon abhängen, ob unsere Würfe fallen, aber das kann man schwer kontrollieren“, meinte Pöltl. Wohin die Reise der Spurs in dieser Saison geht, könnte sich schnell abzeichnen. Nach Orlando warten in den darauffolgenden Spielen die Denver Nuggets, Giannis Antetokounmpo und Champion Milwaukee Bucks, dazu die Los Angeles Lakers rund um LeBron James und der slowenische Superstar Luka Doncic mit den Dallas Mavericks.