Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel nachdenklich
APA/AFP/Ronny Hartmann
Champions League

Negativserie begleitet ‚Wölfe‘ nach Salzburg

Angeschlagen hat sich der VfL Wolfsburg auf die Reise zum UEFA-Champions-League-Spiel bei Salzburg am Mittwoch (18.45 Uhr) gemacht. Trainer Mark van Bommel steht nach sechs Pflichtspielen ohne Sieg unter Druck, das 0:2 gegen Union Berlin macht es dem Erben von Oliver Glasner nicht leichter. Größtes Manko: die Offensive, der nun auch noch Topstürmer Wout Weghorst mit einer Coronavirus-Infektion abhanden gekommen ist.

Als „komplizierte Situation“ bezeichnete Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke die aktuelle Lage. „Fakt ist: Die Darbietungen genügen nicht unseren Ansprüchen“, sagte der 57-Jährige dem „Sportbuzzer“. Van Bommel ist um Ruhe bemüht. „Wenn man selbst kein Tor schießt, kann man auch nicht gewinnen. Das war’s“, meinte er jüngst lapidar.

Der bisher letzte Sieg glückte Wolfsburg am 11. September mit einem 2:0 beim bisher desaströsen Aufsteiger Fürth. Der Wechsel von Glasners an defensiver Stabilität orientierter Herangehensweise zu dominantem Ballbesitzfußball trägt vorerst nicht die erhofften Früchte.

Magere neun Treffer in den ersten acht Partien, nach vier Siegen und einem Remis zum Ligastart gab es zuletzt drei Niederlagen in Folge. In der Tabelle ist noch nicht allzu viel passiert, der Rückstand auf Leader Bayern beträgt sechs Zähler. Der verletzte ÖFB-Teamkicker Xaver Schlager und Ersatzgoalie Pavao Pervan können jedenfalls nichts dafür.

Druck steigt auch in Königsklasse

Angesichts von bisher zwei Unentschieden in der CL ist der Druck, in Salzburg voll anzuschreiben, groß für van Bommel, der als Spieler bei Bayern München als „Aggressive Leader“ bekannt wurde. Der 44-Jährige hat als Spieler eine beeindruckende Vita aufzuweisen (u. a. Bayern, FC Barcelona, AC Milan), als Trainer bei PSV Eindhoven (2018 und 2019), aber noch keine Erfolge auf dem Konto. Salzburg hat es in der Hand, mit dem „Doppel“ – am 2. November steigt das Duell in der Autostadt – die Sorgenfalten von Van Bommel zu vertiefen. Dazwischen warten auf die „Wölfe“ in der Liga höchst fordernde Begegnungen mit Freiburg (aktueller 4.) und Bayer Leverkusen (3.).

Die kommenden zwei Wochen könnten wegweisend werden, wie es das Engagement des Clubs in Österreich schon jetzt sein soll. So ist Niederösterreich seit Sommer Hoffnungsgebiet des Werksclubs, der bei Zweitligist SKN St. Pölten seinen Talenten einen neuen „Spielplatz“ in Form einer Kooperation eröffnet hat.

Der kurze Weg zum Erwachsenenfußball erscheint vielversprechender als ihre in der Regionalliga kickende U23, die sie auflösten. Der Aufwand stehe in keinerlei Verhältnis zum Ertrag, stellte VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer klar.

Wolfsburger Kooperation mit St. Pölten

Drei Jungkicker sind derzeit an der Traisen „geparkt“, einer davon hat sich beim SKN bereits voll etabliert. Der 20-jährige Goalie Lino Kasten, seit 2015 beim VfL und einfach U18-Teamspieler des DFB, ist die unumstrittene Nummer eins der St. Pöltner, die Urgestein Christoph Riegler im Sommer aufs Abstellgleis beförderten. Auch die beiden offensiven Außenspieler, der US-Amerikaner Ulysses Llanez (20) und der Südkoreaner Yun-sang Hong (19) haben ihr Können bereits gezeigt, vor allem Ersterer mit zwei Treffern in den jüngsten drei Partien.

Torhüter Lino Kasten (St.Poelten)
GEPA/Michael Meindl
In St. Pölten bekommt Wolfsburg-Leihspieler Lino Kasten ausreichend Spielpraxis

Wolfsburg war nicht der einzige Interessent an einer Kooperation mit dem SKN. So weilte auch der einstige Salzburg-Geschäftsführer Jochen Sauer, seit 2017 Leiter des Bayern-Nachwuchses, in St. Pölten, um sich über Möglichkeiten der Zusammenarbeit an der Schnittstelle zum Erwachsenenbereich zu informieren. Der Schritt von der Regionalliga ins Oberhaus sei „zu groß“, wie es VfL-Mann Schäfer formulierte.

Das sind wiederum Sorgen, wie sie Salzburg nicht hat. Mit ihrem Kooperationsclub FC Liefering verfügen die „Bullen“ über genau das, wonach die Deutschen eigentlich suchen. Der Einbau der Talente von Liefering in die Truppe der Salzburger Dauerchampions läuft fast immer problemlos und schnell – und das könnte Wolfsburg am Mittwoch durchaus zu spüren bekommen.