Novak Djokovic
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Australian Open

Impfpflicht droht Superstars zu stoppen

Australiens strikte Linie in der Coronavirus-Pandemie könnte die Rekordjagd von Novak Djokovic vor dem ersten Aufschlag in Melbourne bremsen. Der Titelverteidiger hatte kaum erklärt, dass er seinen Start beim ersten Grand-Slam-Turnier wegen der zu erwartenden Restriktionen offenlässt, da fand Victorias Premierminister Daniel Andrews schon klare Worte. „Ich glaube nicht, dass ein ungeimpfter Tennisspieler ein Visum bekommen wird, um in dieses Land zu reisen“, sagte der Regierungschef.

Djokovic ist von einer Coronavirus-Infektion genesen, ob er auch gegen das Virus geimpft ist, ließ er in einem am Montagabend veröffentlichten Gespräch der serbischen Zeitung „Blic“ offen. „Das ist eine Privatsache“, sagte der Serbe, der die Frage nach dem Impfstatus als unangemessen betrachtete.

Der Gewinner von 20 Grand-Slam-Turnieren hat neunmal in Melbourne triumphiert, ein weiterer Erfolg in gut drei Monaten würde ihn bei den vier wichtigsten Turnieren zum alleinigen Rekordhalter vor dem Schweizer Roger Federer und dem Spanier Rafael Nadal machen. „Natürlich möchte ich gern hin“, unterstrich Djokovic.

Novak Djokovic
Reuters/Asanka Brendon Ratnayake
Im Jänner holte Djokovic seinen neunten Titel bei den Australian Open

Keine Ausnahme für Topspieler

Bei Andrews, dem Regierungschef des Bundesstaates, dessen Hauptstadt Melbourne ist, braucht der Weltranglistenerste nicht auf eine Ausnahme zu hoffen, sollte er nicht geimpft sein. „Dem Virus ist es egal, was ihr Tennisranking ist oder wie viele Grand Slams sie gewonnen haben. Sie müssen geimpft sein, um sich selbst und andere zu schützen“, sagte Victorias Regierungschef und schaute gleich auf andere Sportarten. Er glaube auch nicht, dass andere Sportler wie Golfer und Formel-1-Fahrer in Zukunft ohne Impfung ins Land dürften.

Victorias Premierminister Daniel Andrews
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Premierminister Andrews kündigte eine CoV-Impfung als Voraussetzung für das Einreisevisum an

Hoffnung auf Besserung

Das Formel-1-Rennen in Melbourne war sowohl im vorigen Jahr als auch in dieser Saison ausgefallen, im kommenden Jahr ist es für den 10. April angesetzt.

Eigentlich ist der Grand Prix in Australien traditionell der Auftakt der Formel-1-Saison, 2022 ist er aber erst das dritte Rennen – auch wegen der Hoffnung auf eine Besserung der Coronavirus-Lage, die schon in diesem Jahr zu strengen Quarantäneregelungen geführt hatte. Die Golfer sollen ihre Australian Open statt im Jänner erst am Jahresende 2022 austragen.

Strenge Quarantäneregeln

Djokovic verwies darauf, dass sich zahlreiche Spieler in diesem Jänner in eine zweiwöchige Hotelquarantäne hatten begeben müssen, auch wenn sie nur als Kontaktpersonen eingestuft worden seien. Danach sieht es nun wieder aus.

Im Sommer letzten Jahres hatte der Belgrader harte Kritik wegen der von ihm organisierten Adria-Tour einstecken müssen. Dort hatte es Bilder von feiernden Spielern und Coronavirus-Infektionen gegeben – letztlich war auch Djokovic selbst betroffen.

In der vergangenen Woche riet bereits Victorias Sportminister Martin Pakula den Tennisstars dringend zur Impfung. Die Behörden und die Turnierorganisatoren wollen in den nächsten Tagen beraten, Ende kommender Woche soll es Ergebnisse geben. Sein Agent habe ihm berichtet, der australische Tennisverband bemühe sich, die Situation für die Spieler zu verbessern, sagte Djokovic.

Pause seit US-Open-Finale

Topspieler wie ÖTV-Star Dominic Thiem und der griechische French-Open-Finalist Stefanos Tsitsipas haben angekündigt, sich impfen zu lassen. Was mit Djokovic wird, ist offen. Er pausiert seit dem verlorenen US-Open-Finale. Er erklärte nun, er habe nach dem Endspiel in New York viel Zeit mit seiner Familie verbracht und nicht trainiert.

Djokovic hatte es durch die Niederlage verpasst, als erster Profi bei den Herren seit 52 Jahren alle vier wichtigen Turniere in einem Kalenderjahr zu gewinnen. Er will im November beim Masters-Turnier in Paris zurückkehren und danach bei den ATP Finals in Turin sowie der Davis-Cup-Endrunde antreten.