Stefan Brennsteiner
APA/EXPA/Johann Groder
Ski alpin

ÖSV-Problemzone auf dem Prüfstand

Am Wochenende soll zum 25. Mal in der Geschichte des alpinen Weltcups der Saisonauftakt auf dem Rettenbachferner oberhalb von Sölden über die Bühne gehen. Nach den Damen am Samstag (10.00 bzw. 13.15 Uhr, live in ORF1) steht am Sonntag (10.00 bzw. 13.30 Uhr, live in ORF1) der Riesentorlauf der Herren auf dem Programm. Die Erwartungen von Marco Schwarz und Co. sind gedämpft, gilt doch der Riesentorlauf als heimische Problemzone. Cheftrainer Andreas Puelacher stimmt die Entwicklung vergangene Saison für den Auftakt dennoch zuversichtlich.

Das Image der Problemdisziplin für die Läufer des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) klebte im vergangenen Winter hartnäckig am Riesentorlauf. Umso überraschender kam daher die Bronzemedaille von Schwarz bei der Weltmeisterschaft in Cortina d’Ampezzo. Eine Medaille, die den Knopf im Team deutlich löste. Denn Stefan Brennsteiner mit zwei dritten, einem vierten und einem fünften Rang in den letzten Weltcup-Rennen, sowie auch Manuel Feller mit zwei Plätzen unter den Top Acht gaben Hoffnung.

Vor einem Jahr in Sölden sah es noch nach einer Saison zum Vergessen aus. Brennsteiner landete als bester ÖSV-Läufer auf dem Gletscher an der 17. Stelle. Ein mehr als nur missglückter Auftakt, nach dem es Kritik hagelte und Geduld auf allen Seiten verlangt war. Für den Saisonauftakt 2021/22 hält sich Herren-Chef Puelacher daher auch mit Prognosen zurück: „Dazu habe ich zu wenig gesehen, was die anderen gemacht haben. Die werden sich auch weiterentwickelt haben. Ich glaube, wir sind gut vorbereitet. Sie fahren ganz gut. Was rausschaut, ist schwer abzuschätzen.“

Christian Mitter
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Cheftrainer Mitter will mit seinen Damen den nächsten Schritt setzen

Auch wenn Puelacher von seinen Läufern öffentlich keinen Podestplatz in Sölden verlangt, geht der Tiroler davon aus, dass sich einzelne Athleten in der Rangliste bald deutlich nach vorne arbeiten werden. „Wir haben eine größere Kompaktheit in der Riesentorlauf-Mannschaft. Die Trainingsleistungen haben mir ganz gut gefallen. Ich bin mir sicher, die Burschen haben sich weiterentwickelt, sie haben hart gearbeitet“, wird der Cheftrainer in der APA zitiert.

„Sind auf einem guten Weg“

Die Zuversicht bei Puelacher ist jedenfalls groß, dass die Österreicher auch im Riesentorlauf bald wieder ein gewichtiges Wort um die Siege mitreden werden. „Wir sind auf einem sehr guten Weg, dass der Riesentorlauf kein Sorgenkind mehr sein könnte. Wir wollen uns Schritt für Schritt dem Podium nähern und dann dem Sieg näherkommen.“ Der bisher letzte für Österreich datiert von 12. Jänner 2019 in Adelboden, als der nunmehrige Skifabrikant Marcel Hirscher triumphierte.

Andreas Puelacher
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Puelacher blickt vor allem dank der Ergebnisse am Ende des vergangenen Winters optimistisch in die Zukunft

Bei den österreichischen Hoffnungsträgern hält man sich mit Prognosen für Sölden jedenfalls noch zurück. „Im Riesentorlauf zähle ich nicht zu den Topfavoriten“, sagte etwa Schwarz trotz seiner WM-Bronzenen, „natürlich war die WM sehr gut, die restliche Riesentorlauf-Saison war aber noch Luft nach oben.“ In Sölden sei es zudem immer schwierig, die richtige Abstimmung zu finden, so der Kärntner: „Aber das kriegen wir hin.“ Auch nach außen hin topmotiviert zeigte sich dafür Feller, der im Vorjahr aufgrund von Rückenproblemen hatte passen müssen: „Skifahrerisch ist sehr viel weitergegangen, vor allem weil der Körper sehr gut passt.“

Marco Schwarz jubelt
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Mit der Bronzemedaille von Schwarz bei der WM hatte im Vorfeld niemand spekuliert

Trotz aller Tücken sollten Schwarz und Co. mit dem Gletscherschnee bestens vertraut sein. Weil angesichts der Coronavirus-Pandemie auch heuer auf Überseetraining erneut verzichtet wurde, fand die Schneearbeit im Sommer und Herbst auf den Gletschern in Österreich und der Schweiz statt. Die unmittelbare Vorbereitung auf den Saisonauftakt erfolgte im Schnalstal. „Wir freuen uns sehr auf Sölden. Wir haben jetzt genug trainiert, man will im Vergleich mit jemandem zeigen, was man alles gemacht hat, man will wieder rennfahren. Wir sind gut aufgestellt“, versicherte Puelacher.

Dichtes Speed-Programm bereitet Sorgen

Dank Schwarz und Vincent Kriechmayr und der ausgeglichenen Anzahl an Technik- und Speed-Rennen blickt Cheftrainer Puelacher auch zuversichtlich auf den Gesamtweltcup, der seit dem Karriereende von Hirscher vor zwei Jahren in weite Ferne gerückt war. Aus Sicht des Tirolers hat der Weltcup den richtigen Weg eingeschlagen. „Der ausgeglichene Kalender ist ein sehr guter Schritt für den Skisport. Aber man kann nicht alles auf einmal machen“, sieht Puelacher trotz des Lobes durchaus noch Potenzial für Verbesserungen – besonders bei der Gestaltung des Programms.

Denn nach Sölden folgt für die Männer das Parallelrennen am 14. November in Lech/Zürs, ehe von 26. November bis 5. Dezember und damit innerhalb von zehn Tagen sechs Speed-Rennen in Nordamerika auf dem Programm stehen. Zwei Abfahrten und einem Super-G im kanadischen Lake Louise folgen zwei Super-G und eine Abfahrt in Beaver Creek im US-Bundesstaat Colorado. Das ist gleich ein Drittel aller 18 geplanten Speed-Bewerbe in der kommenden Weltcup-Saison, die vom Höhepunkt Olympische Spiele in Peking in zwei Perioden geteilt wird.

Diese Anzahl an Speed-Rennen am Stück hält Puelacher für „schwierig“. Man brauche sich nur eine leichte Verletzung zuziehen oder verkühlen und nicht ganz fit sein, dann sei gleich viel an Punkten weg. Die Rennfestlegung hat sowohl noch mit der Coronavirus-Pandemie als auch mit der Parität an Speed- und Technik-Bewerben zu tun. Der Riesentorlauf in Beaver Creek beispielsweise ist vorerst einmal Geschichte, ebenso wie der prestigeträchtige Super-G in Kitzbühel.