Noah Okafor (RBS)
GEPA/Mathias Mandl
Champions League

Okafor hievt Salzburg zu nächstem Heimsieg

Der FC Salzburg ist drauf und dran, erstmals in seiner Vereinsgeschichte das Achtelfinale der UEFA Champions League zu erreichen. Österreichs Serienmeister gewann am Mittwoch vor 29.520 begeisterten Zuschauern im ausverkauften Stadion in Wals-Siezenheim gegen VfL Wolfsburg mit 3:1 (1:1) und lacht damit auch zur Halbzeit der Gruppenphase von der Tabellenspitze in der Gruppe G. Matchwinner war mit Noah Okafor ausgerechnet der Salzburger Rekordeinkauf, der seit seiner Ankunft 2020 viel Kritik einstecken musste.

Die Partie gegen den deutschen Club startete aus Salzburger Sicht fulminant: DFB-Teamspieler Karim Adeyemi traf nach nur 124 Sekunden, Okafor danach die Latte (12.). Aus dem Nichts gelang den Gästen nach einer Ecke durch Lukas Nmecha (15.) der Ausgleich, was Wolfsburg zurück ins Spiel holte und die Hausherren aus dem Spiel nahm.

Nach 45 Minuten ohne Spielfluss auf beiden Seiten erarbeitete sich Salzburg die Angriffe zunehmend und belohnte sich mit zwei Toren: Okafor, der für 11,2 Millionen Euro vom FC Basel kam und teilweise als „Chancentod“ abgestempelt wurde, staubte zweimal nach einer Ecke ab (65., 77.) und hievte Salzburg so zum zweiten Heimsieg in Folge.

Salzburg besiegt Wolfsburg in Champions League

Österreichs Serienmeister gewann am Mittwoch vor 29.520 begeisterten Zuschauern im ausverkauften Stadion in Wals-Siezenheim gegen VfL Wolfsburg mit 3:1 (1:1).

In der Gruppe G führen die „Bullen“ die Tabelle mit nunmehr bereits sieben Punkten an und haben vier Zähler Vorsprung auf Sevilla (3), das mit einem 0:0 in Lille (2) zum dritten Mal remisierte – Wolfsburg (2) ist Schlusslicht. Weiter geht es für die Salzburger dann in zwei Wochen mit dem „Rückspiel“ in Niedersachsen, wo bereits der erstmalige Aufstieg ins Achtelfinale der Königsklasse fixiert werden könnte.

Noah Okafor and Jerome Onguene (RBS)
GEPA/Mathias Mandl
Salzburg hat allen Grund zur Freude: Gegen Wolfsburg gelang der zweite Heimsieg in Folge

Ausverkauftes Haus bei neuerlichem Duell mit DFB-Club

In Salzburg sorgte ein ausverkauftes Haus für einen würdigen Rahmen. Trainer Matthias Jaissle konnte auf seine aktuelle Topelf setzen, nur Benjamin Sesko gesellte sich zu den verletzten Spielern im Kader. Dafür wurde mit Roko Simic das nächste Stürmertalent hochgezogen.

An den Vergleich mit einem deutschen Club durften sich die „Bullen“ zuletzt gewöhnen, gastierte doch mit Schalke 04 (2016), Borussia Dortmund (2018), RB Leipzig (2019), Eintracht Frankfurt (2020) und Bayern München (2020) fast jährlich ein deutsches Team hier, die Heimbilanz fiel mit zwei Siegen, zwei Remis und einer Niederlage diesbezüglich sogar positiv aus.

Als sechstes DFB-Team schickten sich die „Wölfe“ an, etwas mitzunehmen. Bissig hatten sie sich in jüngerer Vergangenheit allerdings nicht gezeigt. Nach vier Siegen und einem Remis zum Start in der Liga folgten zuletzt drei Pleiten, nach einer Serie von insgesamt sechs Spielen ohne Sieg war dem Werksclub überhaupt zum Heulen.

Spieler vor Spielbeginn am Feld
ORF.at/Bernhard Kastler
Zum sechsten Mal in den vergangenen fünf Jahren gastierte ein deutscher Bundesliga-Club in Salzburg

Dementsprechend unter Druck kam der deutsche Meister von 2009 angereist, es fehlten zudem das Salzburger Eigengewächs Xaver Schlager (verletzt), ÖFB-Goalie Pavao Pervan (Ersatz) und der niederländische Topstürmer Wout Weghorst nach einer CoV-Infektion.

Nur Haaland war schneller als Adeyemi

Weghorst war nicht der einzige prominente Abwesende im Stadion mit einem pandemiebedingten Grund, Salzburg-Sportchef Christoph Freund befand sich als Kontaktperson in Quarantäne. Dessen jüngste Mannschaft in der Königsklasse erfüllte zunächst die enorme Erwartungshaltung vor dem Spiel – praktisch niemand im und um das Stadion rechnete nicht mit einem Heimsieg – wunschgemäß.

Nach einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte ging es über Mohamed Camara zu Nicolas Seiwald. Dessen Pass in die Tiefe kam zwar zu kurz, doch Adeyemi luchste dem zögerlichen Kevin Mbabu den Ball ab, und der deutsche Jungstar behielt nach 124 Sekunden alleine vor Koen Casteels die Nerven (3.). Es war das zweitschnellste Salzburger CL-Tor, Erling Haaland war 2019 bei der Premiere schneller (102 Sekunden).

Karim Adeyemi (RBS)
APA/AFP/Joe Klamar
Der deutsche Nationalspieler Karim Adeyemi traf gegen den Club aus seinem Heimatland zur frühen Führung

Erstmals jubelte Salzburg nach drei Elfmetertreffern in dieser CL-Saison auch aus dem Spiel heraus, die Zuschauer würdigten es mit Standing Ovations. In der ersten Viertelstunde ging es in dieser Tonart auch weiter, Salzburg war handlungsschneller, gewann Zweikämpfe und die Bälle. Die Gäste aus Wolfsburg konnten nur reagieren, in der Offensive waren sie ein laues Lüftchen, ein Schüsschen von Dodi Lukebakio ging stellvertretend weit vorbei. Anders auf der anderen Seite, als Noah Okafor dieses Mal schneller als John Brooks agierte und das Leder aber aus einer schwierigen Situation heraus an die Latte knallte (12.).

Ausgleich aus dem Nichts

Doch wie so oft im Fußball kann eine Standardsituation ziemlich alles in einem Spiel verändern. Wolfsburg kam zu einer Ecke, die Maximilian Arnold perfekt in den Fünfer schlenzte. Dort herrschte allgemeine Salzburger Zögerlichkeit, und Lukas Nmecha lenkte den Ball per Kopf ins lange Eck (15.). Damit kassierte Salzburg auch im 25. Spiel im Europacup in Folge ein Gegentor, was dem Gegner merklich guttat.

Lukas Nmecha (Wolfsburg)
AP/Matthias Schrader
Nmecha glich für die Gäste nach einer Ecke zum zwischenzeitlichen 1:1 aus

Die Gäste präsentierten sich nun konsequenter in den Zweikämpfen und in den Bemühungen nach vorne, die vielen jungen „Bullen“ zeigten verständlicherweise auch einmal ein wenig Nerven. Wegen vieler Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten ergaben sich vor der Pause auch nur noch zwei gute Möglichkeiten. Verteidiger Maximilian Wöber rettete im Sechzehner vor dem einschussbereiten Nmecha (39.), Goalie Casteels auf der anderen Seite gegen den schießenden Sucic (45.).

Standards bringen nächsten Heimsieg

Ein richtiger Spielfluss konnte auf beiden Seiten auch nach der Pause nicht festgestellt werden. Salzburg hatte weiterhin mehr Ballbesitz, aber Wolfsburg stand wie in den besten Zeiten seines ehemaligen Trainers Oliver Glasner kompakt. Doch wie schon beim 2:1 gegen Lille blieb Salzburg hartnäckig und arbeitete fleißig weiter. So entstanden die ersten Chancen in der zweiten Hälfte: Erst klärte Maxence Lacroix vor Okafor (56.), dann lenkte Adeyemi die Ecke sehenswert mit seiner Ferse ins lange Eck – doch Casteels zeigte wieder seine Klasse (57.).

Salzburg hatte seinen Spielfluss wieder gefunden und setzte sich in der gegnerischen Hälfte praktisch fest. Jerome Roussillon konnte noch bei einem Abschluss gegen Sucic klären (58.), aber die Salzburger Führung wäre schon zu diesem Zeitpunkt verdient gewesen. Es mussten letztlich Treffer nach Standards her: Eine Ecke von Brendan Aaronson kam über Umwege in Person von Rasmus Kristensen an den Fünfer, wo Okafor vollendete (65.). Zwölf Minuten später leitete „Joker“ Bernardo per Kopf weiter, und wieder stand der Schweizer richtig (77.).

Es folgten ungewohnte Sprechchöre für Okafor, im Finish wurde auch noch das kroatische Stürmertalent Simic (18) zu seinem Salzburg-Debüt eingewechselt. Der Sieg sorgte für einen Hexenkessel und Jubel beim anwesenden Dietrich Mateschitz. Die 11,2 Millionen Euro, die sein Club vor fast zwei Jahren als Rekordsumme für Okafor hingelegt hatte, machten sich an diesem Abend besonders bezahlt. Denn Salzburg hat nach dem 3:1 nun alle Trümpfe für den Aufstieg in der eigenen Hand.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Wir haben fast über 90 Minuten unseren Fußball auf das Feld gebracht. Es war eine sehr reife Leistung. Gerade nach dem Gegentor hat die Mannschaft nicht zurückgesteckt. Dieser Sieg soll der Mannschaft viel, viel Selbstvertrauen geben. Es zählt, dass unsere Arbeit belohnt wird. Es ist jetzt diese Zeit, dass wir die Champions-League-Spiele genießen. Morgen ist erstmal frei, bevor am Sonntag schon das nächste Topspiel ansteht.“

Mark van Bommel (Wolfsburg-Trainer): „Auf die Art und Weise darf man das Spiel nicht verlieren. Wir waren nicht aufmerksam in den ersten drei Minuten, ein dummer Rückstand. Nachher hat die Mannschaft das umgesetzt, was wir besprochen hatten. Wir haben das Spiel bestimmt und verdient das 1:1 gemacht. In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft nicht mehr das umgesetzt, was wir noch in der ersten gemacht haben. Es sind kleine Sachen, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Der Unterschied heute war nicht so riesig, zwei Standards, die man so nicht verteidigen kann. Ich hätte gern einen Punkt mitgenommen, denn wir hatten nicht das Recht, dass wir heute hier gewinnen.“

Noah Okafor (Salzburg-Doppeltorschütze): „Mir fehlen die Worte. Ich bin sehr glücklich über meine ersten Champions-League-Tore und die drei Punkte. Die ersten 20 Minuten waren hervorragend, der Gegner ist kaum zu Chancen gekommen. Dann ist es Fußball, der Gegner erzielt den Ausgleich durch ein Standardtor. Der Trainer hat uns dann in der Pause zwei, drei Punkte mitgegeben, und wir sind sehr gut aus der Kabine gekommen. Ein großes Kompliment an die Mannschaft, es sind verdiente drei Punkte.“

Zum Humpeln nach dem Tor zum 3:1: „Es war nur ein Krampf, alles gut.“

UEFA Champions League, Gruppe G, dritter Spieltag

Mittwoch:

Salzburg – Wolfsburg 3:1 (1:1)

Wals-Siezenheim, Stadion Salzburg, 29.520 Zuschauer (ausverkauft), SR Orsato/ITA

Torfolge:
1:0 Adeyemi (2.)
1:1 Nmecha (15.)
2:1 Okafor (65.)
3:1 Okafor (77.)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Onguene, Wöber (72./Bernardo), Ulmer (86./Guindo) – Seiwald, Camara (66./Capaldo), Aaronson, Sucic – Okafor (87./Simic), Adeyemi (87./Adamu)

Wolfsburg: Casteels – Mbabu, Lacroix, Brooks, Roussillon (70./Otavio) – Vranckx, Arnold – Baku (70./F. Nmecha), Lukebakio, Steffen – L. Nmecha

Gelbe Karten: Camara, Capaldo bzw. Mbabu, Arnold

Weiteres Spiel in der Gruppe G: OSC Lille – FC Sevilla 0:0