Jörg Siebenhandl und Gregory Wüthrich (Sturm)
GEPA/Chris Bauer
Europa League

Patzer kostet Sturm Punkt gegen Sociedad

Sturm Graz hat sich am dritten Spieltag der Gruppe B der UEFA Europa League selbst um die Früchte einer engagierten Leistung gebracht. Die Grazer mussten sich dem spanischen Tabellenführer Real Sociedad am Donnerstag in der Merkur Arena knapp mit 0:1 (0:0) geschlagen geben. Jörg Siebenhandl brachte Sturm mit einem Blackout um den ersten Punkt und Trainer Christian Ilzer um ein passendes Geburtstagsgeschenk.

Alexander Isak durfte sich vor 14.809 Zuschauern in Graz-Liebenau in der 68. Minute als Siegestorschütze feiern lassen, nachdem Sturm-Goalie Siebenhandl einen harmlosen Schuss des Schweden hatte durchrutschen lassen. Die Hausherren hatten dem Spitzenreiter der spanischen Liga davor einen beherzten Kampf geliefert und hatten – auch dank Siebenhandl – lange von einem Zähler träumen dürfen. Sturm beendete die Partie zudem mit nur zehn Mann, nachdem Jon Gorenc-Stankovic mit Gelb-Rot kurz vor Schluss vorzeitig unter die Dusche musste (87.).

Daher liegt der aktuelle Zweite der Bundesliga, der davor bereits bei AS Monaco (0:1) und daheim gegen PSV Eindhoven (1:4) verloren hatte, nach drei Spielen weiterhin ohne Punkt in Gruppe B am Tabellenende. Weil sich Monaco auswärts bei PSV Eindhoven mit 2:1 durchsetzte, sind die Grazer nach der Hinrunde der Gruppenphase mit vier Zählern Rückstand auf die Niederländer noch in Schlagdistanz. Um im Rennen zu bleiben, müssen es Ilzers Burschen aber beim Rückspiel gegen Sociedad am 4. November (18.45 Uhr) in San Sebastian besser machen als am Donnerstag.

Bittere Niederlage für Sturm

Auch im dritten Spiel der aktuellen Europa-League-Saison kann Sturm Graz nicht anschreiben. Gegen Real Sociedad setzt es eine 1:0-Niederlage.

Eine Änderung und gute Stimmung

Sturm-Trainer Ilzer schickte an seinem 44. Geburtstag die gleiche Mannschaft wie beim 1:0-Sieg gegen Ried am vergangenen Wochenende auf das Spielfeld. Große Ausnahme war Stefan Hierländer. Der Kapitän saß mit einer Knieblessur vorerst nur auf der Bank. Für ihn rückte Andreas Kuen in die Startformation. Immerhin durfte sich Hierländer damit trösten, dass auch bei Real Sociedas mit Mikel Oyarzabal der etatmäßige Kapitän fehlte. Mikel Merino trug anstelle des 21-fachen spanischen Teamspielers die Kapitänsschleife der Basken, die – zumindest laut Spielbericht – mit einem 4-4-2-System aufliefen.

Hatte am Nachmittag in Graz noch ein lauer Herbsttag zum Flanieren eingeladen, gab es rechtzeitig zu Beginn der Geburtstagsparty für den Sturmtrainer eine Abkühlung in Form von Regen. Der harte Kern der Sturm-Fans ließ sich davon nicht beeindrucken. Bereits eine Stunde vor Anpfiff hinter dem Tor vollzählig angetreten, machten die schwarz-weißen Anhänger ordentlich Wirbel. Auch Weiß-Blau war in kleinen Gruppen vor der Partie im Zentrum anzutreffen gewesen, doch die Abordnung auf dem Baskenland fiel im Vergleich zur steirischen Übermacht kaum auf.

Fan-Choreographie im Stadion
ORF.at/Karl Huber
Zumindest die Sturm-Fans zeigten sich bereits vor dem Anpfiff auf Champions-League-Niveau

Sturm übersteht Druckphase

Das der spanische Tabellenführer nicht an die Mur gereist war, um Geschenke zu verteilen, machten seine Spieler von ersten Sekunde an klar. Nachdem Alexaner Isak bereits nach 17 Sekunden erstmals vor dem Sturm-Tor aufgetaucht war, aber nicht richtig zum Abschluss kam, brannte in der fünften Minute bereits der Hut: David Silva kam frei zum Schuss, nachdem sich Jörg Siebenhandl mit einem Ausflug etwas verschätzt hatte, doch David Affengruber warf sich gerade noch in den Schuss – das Tor wäre offen gewesen. Keine vier Minuten später war es aber Siebenhandl, der sich gegen Isak auszeichnen konnte (9.).

David Silva (Real Sociadad) und David Affengruber (Sturm)
GEPA/Hans Oberlaender
Affengruber (r.) verhinderte mit vollem Körpereinsatz die frühe Führung von Sociedad

Und Sturm? Bei den Grazern gaben vorerst nur die Fans Vollgas und sangen sich einen Wolf. Die Mannschaft war zwar bemüht, brachte sich gegen die technisch versierten Gäste aber mit Fehlern in der Vorwärtsbewegung immer wieder in die Bredouille. Grazer Passversuche, egal ob kurz oder lang, blieben immer wieder an einem baskischen Bein hängen oder wurden durch eine Abseitsstellung zunichte gemacht. Immerhin nahm Sturm den Kampf an und nahm mit viel Einsatz den Gästen nicht nur den Schwung, sondern hatte mit Fortdauer auch mehr vom Spiel.

Und dann flog die Kugel doch zweimal gefährlich in den Sociedad-Strafraum, aber zweimal erwischte Yeboah – einmal mit dem Fuß (25.), einmal mit dem Kopf (26.) – selbige nicht richtig. Gefährlicher blieb aber Sociedad: Kopfbälle von Christian Portu und Merino wurden fast unmittelbar hintereinander von der Sturm-Abwehr geblockt (28.). Mit 0:0 ging es auch zur Pause. Aus Sicht der mitgereisten Fans aus Spanien hätte das aber nicht so sein müssen, denn David Silva kam mit der letzten Aktion vor dem Pfiff völlig frei zum Schuss, doch der 35-Jährige jagte den Ball begleitet vom Raunen der Fans Richtung Dach.

Stange verhindert kalte Dusche

Noch vor der Pause hatte es für Sturm-Coach Ilzer dennoch die nächste Hiobsbotschaft: Prass konnte nicht mehr weiterspielen, daher musste doch Hierländer sein lädiertes Knie in den Ring werfen. So stand es zumindest nach Auswechslungen – bei den Gästen war Martin Zubimendi verletzt ausgeschieden – 1:1. Der Spielstand hätte sich kurz nach der Pause beinahe zugunsten der Gäste verändert, doch Sturm durfte sich bei der Stange bedanken, dass ein Kopfball von Merino ohne sportliche Folgeschäden blieb (48.).

So wie schon zu Beginn in der ersten Hälfte lief der baskische Motor auch nach der Pause äußerst geschmiert, und Sociedad verschärfte sichtlich das Tempo. Einem blitzsauberen Angriff des spanischen Tabellenführers stand nur Siebenhandl mit einer ebenso sehenswerten Parade der Krönung durch Aihen Munoz im Weg (51.). Sturm hielt aber erneut mit viel Herz und Einsatz dagegen, auch wenn man der Kugel nun die meiste Zeit nur nachlief. An Offensivaktionen war nicht zu denken. Wenn, mussten ruhende Bälle her: Jantscher zwang Alejandro Remiro im Tor mit einer gut getretenen Freistoßflanke zu einer Flugeinlage und Faustabwehr (66.).

Siebenhandl schenkt Real Führung

Doch just in dem Moment, als die Grazer wieder etwas mehr Zugriff auf das Spiel zu bekommen schienen, legte ausgerechnet der bis dahin konzentriert spielende Goalie Siebenhandl Trainer Ilzer ein faules Ei in den Geschenkkorb. Der 31-jährige ließ einen schlecht getroffenen Roller von Isak durch die Hände rutschen und bescherte den Gästen mit dem, was man außerhalb der Steiermark gerne hämisch als „Steirertor“ bezeichnet, eine zwar verdiente, aber billige Führung (68.). Die aufmunternden Sprechchöre der Fans waren für den Tormann wohl nur ein schwacher Trost.

Jubel bei Real Sociedad
APA/Erwin Scheriau
Dank eines Patzers des Sturm-Schlussmannes jubelten die Gäste am Ende doch noch über den Sieg

Jetzt musste Sturm alles nach vorne werfen, um doch noch den erhofften ersten Punkt in der Gruppenphase zu holen. Ilzer brachte u. a. mit Manprit Sarkaria und Lukas Jäger frische Kräfte. Doch die Basken ließen sich nun dank ihrer technischen Überlegenheit bei aller Hingabe der Hausherren die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Hierländer kam dem Ausgleich mit dem ersten richtigen Torschuss der Grazer noch am nächsten, doch sein Versuch fiel zu zentral aus (75.). Nachdem Gorenc-Stankovic kurz vor Schluss seine zweite Gelbe Karte sah (87.), war die Hoffnung der noch immer singenden Sturm-Fans auf einen Punkt endgültig dahin. Benat Turrientes hatte in der Nachspielzeit sogar das 2:0 am Fuß, doch erneut rettete die Querlatte (90.+5).

Monaco gewinnt spät bei PSV

Im Parallelspiel der Sturm-Gruppe setzt sich Monaco bei PSV Eindhoven mit 2:1 durch. Der Siegestreffer durch Sofiane Diop fiel erst in der 89. Minute.

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Graz-Trainer): „Die Niederlage tut sehr weh. Wir können uns wenig vorwerfen, haben einen großen Fight gegen eine Topmannschaft geliefert. In der ersten Hälfte war es ein Spiel auf Augenhöhe. In der zweiten Hälfte war Real Sociedad besser und ein nicht unverdienter Sieger. Aber mit dem Gegentor und den zwei Verletzten ist es eine Niederlage, die sehr schmerzt. Vor dem Tor hat es einen klaren Schlag auf das Knie von Gazibegovic gegeben, da kann man schon Foul pfeifen. Das war heute unser bester Auftritt in der Europa League, darauf werden wir aufbauen.“

Imanol Alguacil (Real-Sociedad-Trainer): „Durch das hohe Pressing von Sturm war es in der ersten Hälfte ein schwieriges Unterfangen. Wir haben aber geduldig auf unsere Chancen gewartet. In der zweiten Hälfte haben wir mehr Energie gezeigt, waren die bessere Mannschaft und haben verdient gewonnen. Wir haben wenig Chancen zugelassen, das gibt uns Sicherheit für die nächsten Spiele. Sturm hat uns alles abverlangt.“

Jörg Siebenhandl (Sturm-Graz-Tormann): „Der Ball beim Gegentor war abgefälscht, das ist bitter. Das sind so Situationen, die als Goalie schwierig sind. Dass ein Fehler passiert, kommt vor, aber der tut doppelt und dreifach weh, weil wir heute so gut unterwegs waren. Wir haben eine super Leistung abgeliefert und waren auch in den zwei Spielen davor immer gut dabei.“

Jon Gorenc-Stankovic (Sturm-Graz-Mittelfeldspieler): „Wir können schon stolz sein, aber am Ende gehen wir als Verlierer vom Platz. Es ist bitter, wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir haben alles versucht und haben noch drei Möglichkeiten, um zu gewinnen.“

UEFA Europa League, Gruppe B, dritter Spieltag

Donnerstag:

Sturm – Real Sociedad 0:1 (0:0)

Graz, Merkur Arena, 14.809 SR Stieler (GER)

Tor: 0:1 Isak (68.)

Sturm: Siebenhandl – Gazibegovic (73./Jäger), Affengruber, Wüthrich, Dante – Kuen (66./Geyrhofer), Gorenc-Stankovic, Niangbo (66./Ljubic), Prass (38./Hierländer) – Yeboah (73./Sarkaria), Jantscher

Real Sociedad: Remiro – Gorosabel (61./Zaldua), Zubeldia, Le Normand, Munoz – Zubimendi (19./Guevara) – Portu, Merino, Silva (61./Sörloth), Januzaj (77./Turrientes) – Isak (77./Lobete)

Gelb-Rot: Gorenc-Stankovic (87./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Gorosabel, Merino, Zubeldia, Guevara

Die Besten: Affengruber, Gorenc-Stankovic bzw. Merino, Januzaj, Isak