Katharina Liensberger
APA/EXPA/Johann Groder
Ski alpin

ÖSV-Damen auf Wiedergutmachung aus

Ein Jahr nach einer historischen Pleite treten Österreichs Damen in Sölden zur Wiedergutmachung an. „Das ist unser Heimgletscher“, gab sich Rennsportleiter Christian Mitter vor dem Riesentorlauf, mit dem am Samstag (10.00 bzw. 13.15 Uhr, live in ORF1) die Frauen die Weltcup-Saison im Tiroler Ötztal traditionell eröffnen, zuversichtlich. Es ist der Start in einen Olympiawinter, in dem nach einer Saison ohne Publikum die Fans wieder an die Rennstrecken zurückkehren.

An die 7.000 plant man am Samstag beim Damen-Rennen ein, bei dem nach dem italienischen Vorjahresdoppelsieg durch Marta Bassino vor Federica Brignone weiters Mikaela Shiffrin, Lara Gut-Behrami, Alice Robinson und Weltcup-Gesamtsiegern Petra Vlhova die „üblichen Verdächtigen“ als Favoritinnen sind. Bei den ÖSV-Damen herrscht eine gewisse Zuversicht, nach lediglich Platz 15 von Katharina Truppe diesmal auf 3.000 Meter Seehöhe besser abzuschneiden.

Mit fünf Siegen in den bisher 23 Sölden-Rennen liegen Österreichs Riesentorlauf-Spezialistinnen nämlich gemeinsam mit Deutschland immer noch in Front. Die Hoffnung, nach sechs podestlosen Veranstaltungen seit dem bisher letzten Erfolg durch Anna Veith 2014 wieder ganz oben zu stehen, sind aber gering.

Sölden: Jagd auf die Topstars

Mit dem alpinen Skiauftakt in Sölden beginnt am Samstag auch wieder der Kampf um den Gesamtweltcup-Sieg. Im Damen-Riesentorlauf sind Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin die großen Gejagten.

„Der Plan ist immer, dass man gewinnt. Aber das ist natürlich sehr verwegen und derzeit nicht sehr realistisch“, sagte Mitter. „Ich wäre aber zufrieden, wenn man sieht, dass die Mädchen gewinnen wollen. Dann sind wir sicher nicht weit hinten.“ Mitter weiter: „Wir sind stabiler geworden und haben zuletzt aufgezeigt. Ich hoffe, dass das hier am Samstag auch wieder passiert. Zuletzt waren jedenfalls super Schwünge dabei.“

Hoffnungen ruhen auf Liensberger und Brunner

Die Hoffnungen auf einen Spitzenplatz ruhen vor allem auf der WM-Dritten Katharina Liensberger und Stephanie Brunner, die mit zwei vierten (2016 und 2017) und einem fünften Platz (2018) die ÖSV-Fahrerin mit den zuletzt besten Sölden-Ergebnissen ist, sich danach aber mehrmals schwer verletzte. „Ich bin trotzdem nicht da, um Vierte zu werden, sondern um aufs Podium zu fahren. Also habe ich etwas aufzuholen“, gab sich die Tirolerin (27) forsch.

Brunner und Liensberger „matchen“ sich neuerdings in derselben Trainingsgruppe. „Ich bin froh darüber. Kathi kann unglaublich schnell sein. Wenn man mit ihr mithält, weiß man, wo man steht. Sie fährt schon im Training einen hohen Level“, ist Brunner begeistert. Im Gegensatz zu Liensberger hat Brunner auf dem „zähen“ Rennhang in Sölden schon Spitzenplätze geschafft. Und das, „obwohl ich oben und unten zu viel Zeit verliere“.

„Alles geben und voll ans Limit gehen“

Liensberger selbst hat mit zwei WM-Goldenen und der Slalom-Kristallkugel ihren besten Winter hinter sich. „Sölden ist immer das erste Rennen, und man muss gleich voll präsent sein. Ich will es besser machen als in den vergangenen Saisonen, vom Start weg alles geben und im Steilhang voll ans Limit gehen“, hat sich die Vorarlbergerin vorgenommen. „Ich weiß, dass ich sehr schnell sein kann.“

Liensberger freut sich sehr über die Rückkehr der Zuschauer. „Es ist viel schöner so. Ich hoffe, dass es so positiv weitergeht.“ Die Rückkehr zur Normalität erhofft sich die Göfnerin auch beim Gesundheitsmanagement. Das ständige CoV-Testen sei teils aufwendig, teils mittlerweile paradox. „Ich hoffe, es geht sehr schnell wieder in eine normale Richtung“, wünscht sich Liensberger. „Die ganze Welt würde sich freuen, wenn man wieder auf Normalzustand kommt.“

Siebenhofer nach Verletzung schmerzfrei

Ramona Siebenhofer setzt ihren Drei-Disziplinen-Plan fort, hat sich aber kürzlich eine schmerzhafte Schuhrandprellung zugezogen. „Samstag sollte wieder alles passen“, hofft die Steirerin. Truppe hatte indes schon im Vorjahr keine Freude mit Platz 15. „Lieber bin ich Zehnte und drittbeste Österreicherin“, meinte die Kärntnerin, die nach doppeltem Bauchmuskelriss und Adduktorensehnenriss die Saison vorzeitig beenden hatte müssen.

Christian Mitter
GEPA/Patrick Steiner
Cheftrainer Mitter will mit seinen Damen den nächsten Schritt setzen

„Ich konnte mehrere Wochen nicht einmal schlafen. Die Verletzung hat selbst beim Aufsitzen und Umdrehen im Bett oder beim Lachen geschmerzt“, erinnert sich Truppe. „Zwei Monate hat es gedauert, bis ich schmerzfrei war. Ich habe viel verpasst, das ist bitter.“ In Sölden würde sie zwei „Traumläufe“ benötigen, um die Top Ten zu knacken.

Bassino hingegen könnte die erste Läuferin werden, die zwei Sölden-Rennen in Folge gewinnt. Für Österreichs Frauen geht es wie gesagt auch um die Tilgung der Vorjahresschmach. „Wir sind besser als Platz 15“, ist Brunner überzeugt, und Mitter erklärte, wie es auf dem Rettenbachgletscher gehen könnte: „Oben muss man Speed zeigen, im Steilhang das ABC des Skifahrens auspacken und unten raus muss man es pfeifen lassen. Dann wird es passen.“