Roland Leitinger
AP/Gabriele Facciotti
Ski Alpin

„Coole Socke“ Leitinger überzeugt in Sölden

Roland Leitinger hat mit Platz zwei am Sonntag beim Saisonauftakt in Sölden für eine Überraschung gesorgt. Der Salzburger fuhr nach WM-Silber 2017 in St. Moritz am Rettenbachferner sein erstes Weltcup-Podest im Riesentorlauf ein. Der 30-Jährige ging erstmals in seiner Karriere als Führender in ein Finale, blieb dort aber „eine coole Socke“, wie er selbst erklärte. Leitingers Fahrstil ist laut RTL-Trainer Michael Pircher zwar „unscheinbar“, aber dennoch sehr gefährlich – das stellte er am Wochenende unter Beweis.

Bisher ist die Karriere von Leitinger noch nie richtig in Schwung gekommen, zwei Kreuzbandrisse sowie über Jahre immer wieder auftretende starke Rückenprobleme waren die unerwünschten Bremsschwünge. Acht Top-Ten-Plätze im Weltcup hat er nun zu Buche stehen, 2019 im Parallel-Riesentorlauf von Alta Badia stand er als Dritter das einzige Mal vor Sölden auf dem Podest. Im Riesentorlauf hatte es zweimal zu sechsten Rängen als beste Platzierungen gereicht.

„Natürlich ist die Freude groß, dass es so gut funktioniert hat. Ein zweiter Platz jetzt gleich beim Opening, das wollte ich immer schon einmal haben, dass es richtig gut losgeht“, sagte Leitinger. Er habe im ersten Durchgang schon ein super Gefühl gehabt und im zweiten locker fahren können. „Das war eine super Erfahrung. Sieben Hundertstel sind eine knappe Geschichte. Der Start ist geglückt.“

Roland Leitinger (AUT), Marco Odermatt (SUI) und Zan Kranjec (SLO)
GEPA/Patrick Steiner
Leitinger muss sich nur dem Schweizer Marco Odermatt geschlagen geben, auf Rang drei landete der Slowene Zan Kranjec

Leitinger: „Bin eine coole Socke gewesen“

Er habe sich oft schon einmal gedacht, wie es wohl wäre, wenn man als Letzter oben im Starthaus steht und es ruhig wird. „Es war recht entspannt. Heute bin ich eine coole Socke gewesen, oft war es nicht so.“ Er sei in letzter Zeit nicht oft vorne mit dabei gewesen. „Es gibt ein paar Superstars in unserer Sportart. Dann starten die alle vor dir raus. Aber ich bin wirklich ruhig geblieben, mir hat es getaugt.“

Im Vorjahr habe er Probleme mit dem Feeling am Ski gehabt. Noch vor ein paar Wochen habe er realistisch betrachtet nicht geglaubt, dass dieses Podium möglich sei. Ein anderes Skischuhmodell brachte nun eine bessere Position am Ski. „Der Knopf hat sich weiter geöffnet“, formulierte er trocken. Er halte den Ball flach und arbeite weiter wie bisher. „Dann kann es eine super Saison werden.“ Da er schon einiges mitgemacht habe, sei das aber nun auch eine Genugtuung, auf der Welle wolle er weiterreiten.

Teamkollegen gratulieren Leitinger

In Österreichs Riesentorlauf-Mannschaft kam eindeutig Schwung, die Kollegen stellten sich bei ihrem neuen Podestfahrer mit Gratulationen ein. „Er hat es sich mehr als nur verdient. Er hatte einige Rückschläge und hat sich immer wieder zurückgekämpft“, sagte Matthias Mayer. Manuel Feller gratulierte „herzlichst“ zum ersten Podium. „Unglaublich, super. Er hat ja schon extrem viel durchgemacht.“ Auch Stefan Brennsteiner, der selbst einen Ausfall verschmerzen musste, freute sich mit. „Richtig cool, das ist in Sölden ja nicht so einfach, weil es hintenraus so dunkel wird“, sprach er den Schatten im Steilhang an.

Roland Leitinger
GEPA/Angelika Warmuth
Leitinger fährt in Sölden zu seinem ersten Weltcup-Podest im Riesentorlauf

ÖSV-Männer-Rennsportleiter Andreas Puelacher hatte bereits in der Früh beim Gondelfahren gespürt, dass es der Tag von Leitinger werden könnte. „Der Leiti war für mich aus unserem Team der Favorit. Den Hang mag er, diese Schneebedingungen liebt er, ich habe ihm das Podium zugetraut.“ Es sei „wunderschön“, so in die Saison zu starten, das Podium von Leitinger sei „ein Wahnsinn“.

Leitingers Fahrstil ist „unscheinbar“

Dass ein unspektakulärer Fahrstil auch schnell sein kann, stellt Leitinger unter Beweis. Wenn die Zeit nicht mitlaufe, könne man sich schon denken, „was macht der da?“, weiß auch der Athlet selbst. „Oft hat schon ein Trainer gesagt, wenn der Roli ruhig wird, dann wird er gefährlich.“ Brennsteiner kennt seinen Teamkollegen, er hatte am Sonntag genau diesen Eindruck und es in der Pause zwischen den Durchgängen prophezeit. Sieger Odermatt scheint Leitinger indes noch nicht richtig einschätzen zu können. „Ehrlich gesagt habe ich nicht mit ihm gerechnet“, sagte dieser.

Österreichs Riesentorlauf-Gruppentrainer Michael Pircher nennt den Stil Leitingers „unscheinbar. Er ist recht ruhig unterwegs. Da weiß man oft beim Zuschauen nicht, ist das schnell oder ist das nicht schnell. Er hat eine ruhige Fahrweise, er ist einer der mehr mit den Fliehkräften spielt, er ist kein brachialer Fahrer. Das hat er heute perfekt auf den Schnee gebracht.“