Alexander Zverev
GEPA/Walter Luger
Tennis

Zverev stoppt Jungstar Alcaraz in Wien

Alexander Zverev und Frances Tiafoe sind ins Finale der mit insgesamt rund zwei Millionen Euro dotierten Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle eingezogen. Der als Nummer zwei gesetzte Deutsche stoppte am Samstag den Erfolgslauf von Spaniens erst 18-jährigem Jungstar Carlos Alcaraz mit einem glatten 6:3 6:3 nach dem zweiten Matchball in nur 68 Minuten.

Im Endspiel um den 275.000-Euro-Scheck bekommt es der 24-jährige Olympiasieger am Sonntag (14.00 Uhr) überraschend mit Qualifikant Tiafoe zu tun. Der US-Amerikaner bezwang den als Nummer sieben gesetzten Italiener Jannik Sinner, der im Achtelfinale gegen den Österreicher Dennis Novak die Oberhand behalten hatte, nach Satzrückstand noch mit 3:6 7:5 6:2.

Zverevs Matchplan gegen Alcaraz war aufgegangen. „Ich wusste, dass ich ihm die Zeit wegnehmen muss. Er ist jemand, der sehr aggressiv spielt und der mit der Vorhand extrem schnell spielen kann, das muss ich wegnehmen“, meinte Zverev. Das sei ihm sowohl in seinen Aufschlaggames als auch in aggressiven Spielen als Rückschläger gut gelungen.

Alcaraz hätte sich zum jüngsten Finalisten von Wien überhaupt bzw. auch in der Geschichte der ATP-500-Turnierserie küren können, doch davon war er am Samstag weit entfernt. Zu dominant agierte Zverev, der wie schon vor einigen Monaten in Acapulco noch eine Nummer zu groß war für den 18-Jährigen. Breaks zum 4:3 und 6:3 im ersten bzw. zum 4:2 im zweiten Satz besiegelten rasch die Einbahnstraße, auf der sich dieses Match befand.

Eklatante Steigerung

Für Zverev geht es damit am Sonntag um seinen bereits fünften Titel in diesem Jahr nach Acapulco, Madrid, den Olympischen Spielen und Cincinnati. Die Steigerung am Samstag im Vergleich zur bisherigen Wien-Woche war eklatant.

„Das war das beste Match, das ich diese Woche gespielt habe. Ich hab die ganze Woche nicht so gut gespielt. Ich habe von der Grundlinie extreme Probleme gehabt, heute habe ich mich eineinhalb Stunden warmgemacht und endlich meinen Rhythmus gefunden. Ich hoffe, das bleibt auch für morgen so“, erklärte Zverev.

Tiafoe sorgt für Emotionen

Zverevs Finalgegner Tiafoe brachte die mit rund 8.700 Fans fast volle Stadthalle danach zum Kochen. Der Bezwinger von Turnierfavorit Stefanos Tsitsipas und danach Diego Schwartzman lag gegen Sinner schon 3:6 2:5 zurück. Kaum jemand glaubte noch an den Außenseiter. Das gleiche Ergebnis wie Zverev (6:3 6:3) lag für Sinner bereit, doch Tiafoe rettete sich mit einem 7:5 in den dritten Satz.

Tiafoe hatte sein Pulver noch nicht verschossen. Sinner war gegen den heißblütigen US-Amerikaner plötzlich nicht mehr der Chef auf dem Platz. Tiafoe ließ alle Coronavirus-Regeln vergessen, umarmte die Zuschauer oder klatschte immer wieder mit ihnen ab. Breaks zum 2:1 und 5:2 und eines der wohl emotionalsten Matches der vergangenen Jahre in der Stadthalle bescherten Tiafoe im dritten Duell mit Sinner den ersten Sieg. Für Sinner blieb als Trost, dass er am Montag erstmals in die Top Ten einziehen wird.

Publikum als Schlüssel zum Sieg

Das Publikum war der Schlüssel für Tiafoes Sieg, wie er auch auf APA-Anfrage sagte: „Ich hätte wirklich hoch verloren, wenn niemand da gewesen wäre. Seit die Fans zurückgekommen sind, macht es einfach viel mehr Spaß. Ich möchte einfach eine Show bieten“, so Tiafoe. Als er den Eindruck hatte, seine Woche werde gleich zu Ende sein, wollte er etwas für die Fans tun, sie umarmen. „Und man weiß es nie, so kann man auch in den Kopf des Gegners kommen“, sagte er lächelnd.

Sinner war von der Show Tiafoes weniger begeistert und beschwerte sich. „Heute war es ein bisschen zu viel von ihm, das war nicht sehr respektvoll“, beklagte sich der Südtiroler. „Das Publikum ist doch aus einem Grund da. Ich fühle mich dafür nicht schlecht“, war die Replik des US-Amerikaners. „Ich habe heute alles getan, um über die Ziellinie zu kommen.“ Sein Finalgegner Zverev sei ein großartiger Spieler. „Ich kenne ihn, seit wir zehn oder elf waren. Ich muss das Letzte aus mir rausholen, auch wenn ich extrem müde bin.“

ATP-500-Turnier in Wien

(Österreich, 1,974 Mio. Euro, Hartplatz/Halle)

Finale:
Alexander Zverev (GER/2) Frances Tiafoe (USA) 7:5 6:4
Halbfinale:
Frances Tiafoe (USA) Jannik Sinner (ITA/7) 3:6 7:5 6:2
Alexander Zverev (GER/2) Carlos Alcaraz (ESP) 6:3 6:3
Viertelfinal-Tableau:
Frances Tiafoe (USA) Diego Schwartzman (ARG/8) 6:4 7:6 (8/6)
Jannik Sinner (ITA/7) Casper Ruud (NOR/4) 7:5 6:1
Carlos Alcaraz (ESP) Matteo Berrettini (ITA/3) 6:1 6:7 (2/7) 7:6 (7/5)
Alexander Zverev (GER/2) Felix Auger-Aliassime (CAN/6) 6:4 3:6 6:3
Achtelfinal-Tableau:
Frances Tiafoe (USA) Stefanos Tsitsipas (GRE/1) 3:6 6:3 6:4
Diego Schwartzman (ARG/8) Gael Monfils (FRA) 7:6 (7/5) 4:6 6:2
Casper Ruud (NOR/4) Lorenzo Sonego (ITA) 7:5 4:6 6:4
Jannik Sinner (ITA/7) Dennis Novak (AUT) 6:4 6:2
Carlos Alcaraz (ESP) Andy Murray (GBR) 6:3 6:4
Matteo Berrettini (ITA/3) Nikolos Basilaschwili (GEO) 6:7 (5/7) 6:2 6:3
Felix Auger-Aliassime (CAN/6) Cameron Norrie (GBR) 2:6 7:6 (8/6) 6:4
Alexander Zverev (GER/2) Alex de Minaur (AUS) 6:2 3:6 6:2