David Affengruber hockt enttäuscht am Platz
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Fußball

Sturm sucht Ausweg aus dem Sumpf

In Graz herrscht nach der jüngsten Pleite endgültig Krisenstimmung. Das 0:3 von Sturm am Sonntag in der 13. Runde der Admiral Bundesliga daheim gegen Wolfsberg war die vierte Pflichtspielpleite en suite. Cheftrainer Christian Ilzer und Mentalcoach Mathias Berthold sind daher als Krisenmanager gefordert, denn Sturm steckt ausgerechnet vor der nächsten harten Aufgabe in der UEFA Europa League bei Real Sociedad im sportlichen Sumpf.

Vor dem Gastspiel beim spanischen Topclub Real Sociedad am Donnerstag (18.45 Uhr) hat Sturm überhaupt sechs der jüngsten sieben Spiele verloren. Ein „Spiegelbild der jetzigen Situation“, sah Ilzer bei der 0:3-Schlappe am Sonntag, „in der uns nichts leicht von der Hand geht“. Es komme derzeit vieles zusammen, so der Sturm-Trainer: „Es ist eine Spirale nach unten, die wir durchbrechen müssen. Eine Sache, die sich viel im Kopf abspielt. Wenn ich meinen Spielern ins Gesicht schaue, dann sehe ich keine Entschlossenheit, sondern Zögerlichkeit.“

Symbolträger dafür gibt es in Graz, wo das Selbstverständnis und die Überzeugung an den eigenen Powerfußball der ersten Runden verschwunden sind, derzeit zuhauf. Als erster drängt sich – allein schon wegen seines Eigentors zum 0:2 – der seit Wochen seiner Form nachlaufende Verteidiger Dante auf. Oder Torjäger Kelvin Yeboah, der seit mittlerweile sieben Pflichtspielen ohne Tor fast nur noch mit dem Kopf durch dichte Abwehrmauern will. Oder Anderson Niangbo, der als Stürmer-Ersatz verpflichtet plötzlich Spielmacher Otar Kiteishvili vertreten soll. Oder Goalie Jörg Siebenhandl, der nach Monaten als Konstante zuletzt ein paar Mal patzte und damit den ganzen Abwehrverbund verunsicherte.

WAC siegt bei Sturm

Der RZ Pelllets WAC hat den Abwärtstrend von Puntigamer Sturm Graz mit einem 3:0 in Graz prolongiert. Die Grazer verloren als besseres Team ohne Abschlussqualitäten zum sechsten Mal in den jüngsten sieben Pflichtspielen. Der WAC rückte mit dem vierten Ligasieg in Serie auf zwei Punkte an die zweitplatzierten Steirer heran.

Am Donnerstag wartet im Baskenland ein Club, der in der spanischen Liga erst einmal verlor und Tabellenführer ist. Am Sonntag verspielten die Blau-Weißen im Derby gegen Athletic Bilbao zwar mit einem Mann mehr eine Führung und erreichten nur ein 1:1-Remis, dennoch steht die Mannschaft von Trainer Imanol Alguacil mit einem Punkt Vorsprung auf Real Madrid an der Spitze von der Liga. Auch das „Hinspiel“ in der Europa League in Graz gewann man mit 1:0. Damals half aber Sturm-Torhüter Siebenhandl kräftig beim Gegentreffer mit.

Sturm-Statistik mit großem Makel

Ilzer hofft auf eine Art Trotzreaktion seiner Spieler – und formulierte das Mantra für das Spiel in Spanien gleich vor: „Ich lehne mich gegen diesen Überriesen auf und zeige, dass etwas ganz anderes in mir drinnen steckt.“ Man wolle mit Zuversicht das Flugzeug besteigen, sagte der Sturm-Trainer. „Ich erwarte mir keine Perfektion. Aber ich möchte sehen, wie wir in schwierigen Phasen reagieren. Da kann ich sehr genau sehen, wer ein absoluter Winnertyp ist und bereit für große Spiele ist.“ Den nun notwendigen (Zweck-)Optimismus versuchte Ilzer am Sonntagabend gleich vorzuleben. „Wir kommen da raus. Hart zu sich selbst sein steht in unserem Leitbild.“

Christian Ilzer und Jon Gorenc-Stankovic (Sturm)
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Trainer Ilzer (Mi.) muss mit seinen Spielern so schnell wie möglich einen Weg aus der Misere finden

Puntigamer Sturm spielte gegen den RZ Pellets WAC nicht wirklich schlecht, war in den meisten Phasen sogar überaus dominant. 19:2 Torschüsse, 10:1 Corner, aber 0:3 in Toren lautete die Statistik. „Es kommt letztendlich drauf an, wie man hinschießt“, hielt Siebenhandl korrigierend fest. Der Grazer Goalie diagnostizierte eine sich selbst „hemmende“ Mannschaft. Als Tabellenzweiter stehe man nach wie vor gut da. „Es liegt nur an uns, dass wir jetzt nach vorne marschieren, gierig sind und dem Gegner keine Chancen lassen.“ Gregory Wüthrich betonte: „Wir brauchen einfach ein Erfolgserlebnis, dass auch wieder das Selbstvertrauen zurückkommt.“

Wie man aus einem Minimum an Chancen ein Maximum an Punkten herausholt, zeigte am Sonntag Wolfsberg vor. Denn die Kärntner benötigten nur wenige Torchancen, um nun Sturm in der Tabelle im Nacken zu sitzen. „Ich weiß, dass die Statistik in allen Bereichen für Graz spricht, aber wir waren eben sehr effektiv. Geholfen hat auch unser Zusammenhalt und unser Selbstvertrauen“, sagte Trainer Robin Dutt. Das 3:0 war schon der fünfte Pflichtspielsieg in Folge für die nur noch zwei Punkte hinter Sturm liegenden Kärntner. Darauf sagte Michael Liendl, der Torschütze zum sehenswerten 1:0: „Wir greifen nach den Sternen, ganz klar.“