Noah Okafor (RBS)
GEPA/Mathias Mandl
Champions League

Salzburg hat in Wolfsburg historische Chance

Der erstmalige Aufstieg in die K.-o.-Phase der UEFA Champions League scheint für Österreichs Serienmeister Salzburg zum Greifen nah: Mit einem Sieg im vierten Gruppenspiel am Dienstag (18.45 Uhr) beim VfL Wolfsburg wäre der Einzug ins Achtelfinale und damit ein historischer Erfolg fix. Das Heimspiel gegen die Deutschen hatten die „Bullen“ vor knapp zwei Wochen mit 3:1 gewonnen.

Doch auch angesichts der „Wiederauferstehung“ des VfL warnte Salzburg-Trainer Matthias Jaissle vor Euphorie: „Ich bin mir sicher, dass wir auf eine ganz andere Wolfsburger Mannschaft treffen.“ Laut UEFA schafften bisher Clubs, die nach drei Spielen sieben Punkte auf dem Konto hatten, mit einer Wahrscheinlichkeit von 74 Prozent den Sprung ins Achtelfinale. Das mag zwar alle Fans zu Träumereien einladen, Jaissle will sich mit solchen Rechenspielereien aber nicht beschäftigen.

„Wir sind bisher ganz gut damit gefahren, dass wir nicht anfangen zu rechnen, sondern uns darauf konzentrieren, unsere Art des Fußballs auf den Platz zu bringen und frech und mutig aufzutreten“, sagte der Deutsche – und das sei seinen Burschen bisher „prima“ gelungen. „Die Tabellensituation haben wir zwar im Hinterkopf, mehr aber auch nicht“, bestätigte Innenverteidiger Maximilian Wöber.

Historische Chance für Salzburg

Vor einer historischen Chance steht Salzburg am Dienstag in der Champions League. In Wolfsburg kann der Meister vorzeitig den Einzug ins Achtelfinale fixieren und damit als erstes österreichisches Team die K.-o.-Phase der Königsklasse erreichen.

Durststrecke der „Wölfe“ zu Ende

Jaissles Warnung ruht auch auf den jüngsten Entwicklungen beim Gegner. Nach zuvor acht sieglosen Pflichtspielen und der Trennung von Kurzzeitcoach Mark van Bommel tauchte der VfL am Samstag unter der Ägide von Ex-Werder-Bremen-Trainer Florian Kohfeldt mit dem 2:0-Sieg bei Bayer Leverkusen aus der Krise. Die wiederentdeckte Lust am Erfolg dürfte die Aufgabe für Salzburg nicht leichter machen. Wolfsburg hat zwar aktuell nur zwei Punkte auf dem CL-Konto, ist aber mit Frankreichs Meister OSC Lille gleichauf und liegt nur einen Zähler hinter dem FC Sevilla. Ein Sieg ist für die Gastgeber fast Pflicht.

„Was im Hinspiel war, ist vorbei. Die Partie in Wolfsburg hat damit nichts zu tun“, betonte Jaissle. Beim Heimerfolg bot Salzburg seiner Jugend zum trotz eine reife Leistung, der „Mann des Spiels“ war mit zwei Toren ein bestens aufgelegter Noah Okafor.

„Sind sicher nicht plötzlich der Favorit“

Nun sieht Jaissle in Niedersachsen einen „neuen Trainer mit neuen Ideen im Amt“, das mache die Vorbereitung „sicher nicht einfacher“. So oder so treffe man auf „ein deutsches Topteam, das über sehr viel Qualität verfügt. Das haben sie in Leverkusen eindrucksvoll gezeigt“, so Jaissle. „Auch wenn wir sehr gut in die Gruppenphase gestartet sind, sind wir jetzt sicher nicht plötzlich der Favorit.“

Matthias Jaissle (FC Red Bull Salzburg) mit Spielern
APA/Krugfoto
Im „Hinspiel“ in Salzburg durfte Trainer Matthias Jaissle mit Karim Adeyemi und Maximilian Wöber jubeln

Zumal sich in Wolfsburg innerhalb weniger Tage tatsächlich einiges getan hat. Kohfeldt stellte von einer Vierer- auf eine Dreierkette um, seine Truppe agierte defensiv angriffiger und zeigte in der Offensive mehr Zug zum Tor. „Der Trainer hat den richtigen Impuls gesetzt mit der Intensität gegen den Ball“, sagte etwa VfL-Rekordspieler Maximilian Arnold. Und Mittelfeldmann Josuha Guilavogui bestätigte, dass Kohfeldt „sofort in unserem Kopf“ gewesen sei.

VfL-Trainer erwartet von Salzburg „Vollgas“

Ob die „Wölfe“ auch gegen Salzburg mit einer Dreierkette agieren werden, bleibt abzuwarten. Sein Personal will Kohfeldt auch an Salzburg anpassen: „Gerade was das Thema Tempo angeht, wird es schon sehr wichtig sein, auch ebenbürtig zu sein.“ Die „Bullen“ erwartete er neuerlich mit „Vollgas – das zeichnet sie aus, das macht sie stark“. Den frühen Umschaltmoment zu finden sei bei Salzburg in „Fleisch und Blut“ übergegangen und mitverantwortlich für eine bisher „wirklich beeindruckende Saison“.

Mit Wout Weghorst, der in Salzburg wegen einer Coronavirus-Infektion gefehlt hatte, hat Wolfsburg jedenfalls wieder seinen Toptorschützen zurück im Kader, der auch gleich wieder in der Startelf steht.

Wout Weghorst (Wolfsburg)
APA/AFP/Ronny Hartmann
Wout Weghorst gibt sein Comeback nach einer Coronavirus-Zwangspause

Vorfreude bei Salzburg-Goalie Köhn

Groß ist die Vorfreude bei Salzburg-Tormann Philipp Köhn. „Für mich ist es schön, mal wieder in Deutschland zu spielen. Champions League ist immer was extrem Besonderes“, sagte der 23-jährige, der einen deutschen Vater und eine Schweizer Mutter hat und sowohl für Deutschland als auch für die Schweiz Nachwuchsteamspieler war.

CL-Gruppe G, vierter Spieltag

Dienstag, 18.45 Uhr:

Wolfsburg – Salzburg

Wolfsburg Arena, SR Dias (POR)

Wolfsburg: Casteels – Lacroix, Guilavogui, Brooks – Baku, Vranckx, Arnold, Otavio – L. Nmecha, Weghorst, Gerhardt

Salzburg: Köhn – Kristensen, Onguene, Wöber, Ulmer – Sucic, Camara, Aaronson, Seiwald – Okafor, Adeyemi

Köhn spielte in der Jugend für seinen Heimatverein SuS Dinslaken, den MSV Duisburg, Schalke 04 und den VfB Stuttgart, ehe er 2017 bei RB Leipzig seinen ersten Profivertrag unterschrieb. 2018 wechselte er nach Salzburg, wurde für je ein Jahr an Liefering und den Schweizer Zweitligisten FC Wil ausgeliehen, ehe er in dieser Saison zur Nummer eins bei den „Bullen“ aufstieg.

Vor den Wolfsburgern hat Köhn großen Respekt. „Man hat schon im Hinspiel gesehen, was für eine Qualität sie im ganzen Kader haben.“ Die Rückkehr von Weghorst nach seiner zweiwöchigen Quarantäne wird die noch einmal steigern: „Vorne im Sturm ist es schon ein Unterschied, ob da jemand mit zwei Metern Größe drinsteht. Aber wir sind sehr gut vorbereitet.“

„Wollen wieder für Furore sorgen“

„Das war ein richtiges Aufbäumen“, sagte Jaissle nach Betrachtung des VfL-Sieges in Leverkusen, seine Elf erwarte ein anderes Team, „alleine schon von der Mentalität her. Mutiger, disziplinierter.“ Kapitän Andreas Ulmer sah es ähnlich: „Sie haben wieder Intensität in ihrem Spiel drinnen.“ Für Jaissle ist es aber ohnehin nur ein Blick in die „Glaskugel. Wir sind gut vorbereitet, wir können schnellstmöglich reagieren“, so der 33-Jährige, der in seiner ersten Saison als Profitrainer in 21 Pflichtspielen bei drei Remis noch ungeschlagen ist.

So oder so sei die eigene Brust breit, „wir wollen wieder auf unsere Art und Weise für Furore sorgen“, meinte Jaissle, der Innenverteidiger Oumar Solet und Stürmer Benjamin Sesko nach Verletzungen wieder zur Verfügung hat. Schon ein Remis vor rund 800 mitgereisten Fans würde den „Bullen“ das Überwintern im Europacup sichern, zumindest im Sechzehntelfinale der UEFA Europa League wäre man dann fix vertreten.