Radrennfahrer
GEPA/SNA/Alexey Filippov
Moderner Fünfkampf

Revolution nach Tokio-Eklat steht bevor

Pedale statt Steigbügel: Eine Revolution im Modernen Fünfkampf steht offenbar unmittelbar bevor. Einem Bericht der englischen Tageszeitung „The Guardian“ zufolge arbeitet der Weltverband des Modernen Fünfkampfs (UIPM) an einer Reform des Wettkampfmodus. Nach Angaben der Zeitung erfolgte bereits eine geheime Abstimmung, den Sprungreitbewerb durch ein Radrennen zu ersetzen.

Die UIPM wollte diese Meldung jedoch nicht bestätigen und verwies auf eine Presseerklärung, die für Donnerstag geplant ist. Bis dahin soll es noch klärende Gespräche mit den Länderverbänden geben und dann ein Ergebnis präsentiert werden. „Im Bestreben, dem Modernen Fünfkampf ein starkes und dynamisches Profil zu geben, finden derzeit mehrere strategische Besprechungen statt“, so der Verband in einer Stellungnahme.

Die Entscheidung, eine Änderung an den Teildisziplinen Fechten, Schwimmen, Reiten und Laser Run, einem kombinierten Wettkampf aus Laufen und Schießen mit einer Laserpistole, vorzunehmen, folgt dem Eklat rund um die Fünfkämpferin Annika Schleu bei den Olympischen Spielen in Tokio. Kern der Diskussionen über das Reiten ist das Zulosen fremder Pferden für die Reiter und Reiterinnen, die dann nur wenige Minuten Zeit haben, sich mit den Tieren vertraut zu machen.

Eklat in Tokio sorgt für Umdenken

Die Deutsche war bei Olympia als Führende in den Reitparcours gegangen, doch ihr zugelostes Pferd Saint Boy weigerte sich mehrmals, über die Hindernisse zu springen. Daraufhin erhielt sie von ihrer Trainerin Kim Raisner die Aufforderung, das Pferd zu schlagen: „Hau mal richtig drauf!“ Schleu setzte das um und versuchte, Saint Boy mit der Gerte und Sporen zum Loslaufen zu animieren.

Annika Schleu (GER) beim modernen Fünfkampf in Tokio
APA/AFP/Pedro Pardo
Der Umgang von Fünfkämpferin Annika Schleu und ihrer Trainerin mit dem Pferd löste eine Welle der Empörung aus

Die Bilder des aufgeschreckten Tieres und der verzweifelten Reiterin gingen um die Welt. Es folgten weltweite Proteste unter anderem von Tierschützern, die Schleu und Raisner Tierquälerei vorwarfen. Raisner wurde kurz nach dem Vorfall von der UIPM von den Spielen suspendiert und anschließend offiziell verwarnt.

„Kein Moderner Fünfkampf ohne Reiten“

Kurz nach den Ereignissen bei den Sommerspielen in Tokio hatte der deutsche Weltverbandspräsident Klaus Schormann noch versichert, „dass Reiten integraler Bestandteil des Modernen Fünfkampfs auf der Grundlage der Vision von Baron Pierre de Coubertin“ bleibe.

Laut dem „Guardian“ sind ehemalige Athletinnen wie die britische Bronzemedaillengewinnern im Fünfkampf in Sydney 2000 Kate Allenby gegen eine Änderung. „Darüber muss noch gesprochen werden. Es ist kein Moderner Fünfkampf, wenn Reiten nicht dabei ist“, wird Allenby zitiert, die von einem „Desaster“ für den Sport spricht, sollte der Reitbewerb ersetzt werden.