Rasmus Kristensen (Salzburg) und Yannick Gerhardt (Wolfsburg)
APA/dpa/Swen Pförtner
Champions League

Salzburger haken Niederlage schnell ab

Der FC Salzburg hat mit einem 1:2 beim VfL Wolfsburg am Dienstag in der UEFA Champions League die erste Chance auf den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale ausgelassen. Die erste Niederlage seit 21. April war trotz mutigen Auftretens nicht nur einer Leistungssteigerung der „Wölfe“ geschuldet, vieles, was bisher perfekt funktioniert hatte, ging diesmal nicht auf. „Wir müssen schärfer sein“, sagte Außenverteidiger Rasmus Kristensen bereits wieder mit Blick nach vorne. „Wir haben noch zwei Finale.“

Mit einem Sieg hätte sich Salzburg erstmals in der Clubgeschichte ins Achtelfinale geschossen, ein Remis hätte zumindest zum Fixumstieg in die Europa League gereicht. So aber müssen sich die „Bullen“ nach der ersten Pflichtspielniederlage nach 21 Partien (drei Remis) noch etwas gedulden, auch wenn sie mit sieben Punkten Spitzenreiter in Gruppe G bleiben und damit weiter vor Lille, Wolfsburg (je 5) und Sevilla (3) liegen. Nun folgen am 23. November das Gastspiel in Lille und zum Abschluss der Gruppenphase am 8. Dezember das Heimspiel gegen Sevilla.

Coach Matthias Jaissle sah jedenfalls keinen Grund, Trübsal zu blasen. „Heute wurden wir für ein richtig gutes Spiel nicht belohnt", sagte er. Rückblickend sollte der 33-Jährige zudem mit seiner Vorhersage recht behalten: „Eine ganz andere“ Mannschaft hatte Jaissle im Hinblick auf einen Gegner angekündigt, der beim 3:1-Sieg in Salzburg vor zwei Wochen noch reichlich verunsichert und defensiv anfällig aufgetreten war. Davon war im zweiten Spiel unter Florian Kohfeldt, Nachfolger des glücklosen Mark van Bommel, drei Tage nach dem befreienden 2:0 über Bayer Leverkusen nichts mehr zu sehen.

Salzburger bleiben zuversichtlich

Die „Bullen“ haken das 1:2 in Wolfsburg schnell ab und bleiben für den Kampf um den erstmaligen Aufstieg zuversichtlich.

Wolfsburger wieder mit „Feuer im Bauch“

Die Dreier- respektive Fünferkette der Wolfsburger hatte bis auf einige Aubstimmungsprobleme alles unter Kontrolle, nach der frühen Führung durch Ridle Baku (3.) spielte sie lange die Hauptrolle beim VfL. Denn das Offensivrezept erschöpfte sich zumeist in hohen Bällen auf den nach einer Coronavirus-Erkrankung zurückgekehrten Sturmtank Wout Weghorst. Erst nach dem Ausgleich durch einen gefühlvollen, wenngleich wohl haltbaren Freistoß von Maximilian Wöber (30.) sahen sich die Hausherren vor lediglich 16.112 Zuschauern wieder zu konstruktiveren Offensivaktionen genötigt.

„Wir hatten heute Feuer im Bauch. Wir haben einfach das Selbstvertrauen zurückbekommen“, merkte Lukas Nmecha an, der seine Truppe mit dem Siegestreffer (60.) belohnte. So wie es beim 0:1 Salzburgs Außenverteidiger Rasmus Kristensen nicht perfekt machte, so sahen bei Nmechas Treffer sowohl Wöber als auch Goalie Philipp Köhn nur mittelprächtig aus. Einer, der leistungsmäßig nicht an seine bisherigen Glanzvorstellungen anschließen konnte, war jedenfalls Stürmer Karim Adeyemi.

„Ich bin extrem enttäuscht von mir und zu Recht ausgewechselt worden. Die Chancenauswertung war nicht so gut, und bei Wolfsburg ist gefühlt jeder Schuss reingegangen“, meinte der 19-Jährige, der sich drei gute Möglichkeiten hatte entgehen lassen. Jaissle nahm Adeyemi, aber auch dessen Kollegen in Schutz. „Bei so jungen Burschen gehört es dazu, das ist ein Entwicklungsprozess. Deshalb sind sie hier bei uns in Salzburg“, merkte der Deutsche an. Er versuche, das Geschehen „recht neutral einzuordnen“. Schließlich sprachen unter anderem Ballbesitz (55:45) und Torschüsse (14:8) auch statistisch für seine Truppe.

„Spiel, Leidenschaft und Qualität waren top“

„Wir sind nicht zufrieden, aber unser Spiel, unsere Leidenschaft, unsere Qualität waren schon top“, sagte Kristensen, der nur „Kleinigkeiten, die heute nicht gepasst haben“, monierte. Jaissle sah seine Elf „brutal bestraft“ von „extrem effektiven“ Wolfsburgern, für den stark spielenden Mittelfeldmann Nicolas Seiwald war die „Enttäuschung groß: „In der Kabine ist es still wie nie zuvor. Wir ärgern uns natürlich. Aber wir haben noch zwei Spiele, zwei Matchbälle – und die werden wir verwerten“, meinte der Salzburger. Dann, so Jaissles Hoffnung, werde sein Team „noch kaltschnäuziger vor der Kiste“ agieren.

Brenden Aaronson (Salzburg) und Trainer Matthias Jaissle (Salzburg)
GEPA/David Geieregger
Jaissle war zwar mit dem Resultat nicht zufrieden, die Leistung und Einstellung seiner Truppe habe aber gepasst

Einer, der aufgrund seiner Coronavirus-Erkrankung die Reise nicht hatte mitmachen können, war Sportdirektor Christoph Freund. In zwei Wochen in Lille sollte er wieder an Bord sein, dann liegt der nächste Matchball für die Salzburger bereit. Einmal mehr vermied Jaissle es freilich, das Wort „Aufstieg“ in den Mund zu nehmen. „Von mir haben die Spieler noch nie gehört, dass es unser Ziel ist, das ist eher medial gesteuert“, gab der 33-Jährige zu Protokoll. „Wenn wir weiter so ein Auftreten haben auf Topniveau, dann sind wir sehr zufrieden.“

UEFA Champions League, Gruppe G, vierter Spieltag

Dienstag:

Wolfsburg – Salzburg 2:1 (1:1)

Wolfsburg Arena, 16.112 Zuschauer, SR Dias (POR)

Torfolge:
1:0 Baku (3.)
1:1 Wöber (30.)
2:1 Nmecha (60.)

Wolfsburg: Casteels – Lacroix, Guilavogui, Brooks – Baku, Vranckx (82./Mbabu), Arnold, Paulo Otavio (73./Steffen) – L. Nmecha, Weghorst (63./Lukebakio), Gerhardt (73./Roussillon)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Onguene (77./Solet), Wöber, Ulmer – Seiwald, Camara (89./Kjaergaard), Aaronson, Sucic (77./Adamu) – Okafor, Adeyemi (63./Sesko)

Gelbe Karten: Weghorst, L. Nmecha, Brooks bzw. Ulmer