Christian Ilzer und Jon Gorenc-Stankovic (Sturm)
GEPA/Chris Bauer
Europa League

Sturm klammert sich an Prinzip Hoffnung

Bei Sturm Graz ist in den vergangenen Wochen nur wenig zusammengelaufen. Der vorläufige Tiefpunkt war am Wochenende die 0:3-Pleite in der Bundesliga daheim gegen Wolfsberg. Die Aussicht, sich am vierten Spieltag der UEFA Europa League am Donnerstag (18.45 Uhr, live in ORF1) beim spanischen Tabellenführer Real Sociedad am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, ist nicht gerade rosig. Bei Trainer Christian Ilzer und seinen Spielern dominiert daher das Prinzip Hoffnung.

„Ein Erfolgserlebnis gegen den spanischen Tabellenführer würde etwas auslösen, das uns sicher Kraft geben würde, um aus dieser Negativserie wieder rauszukommen“, sagte Ilzer. Ausgerechnet aus der 0:1-Niederlage im Hinspiel vor zwei Wochen speist sich die Grazer Hoffnung auf eine Sensation gegen den spanischen „Überriesen“, wie Ilzer die Basken zuletzt tituliert hatte. „Wir waren vor zwei Wochen nahe dran an einem Punktgewinn, das sollte uns Selbstvertrauen für das Spiel geben“, sagte der Sturm-Trainer.

Ilzer stellt sein Team beim Gastspiel in San Sebastian jedenfalls auf wenig Ballbesitz ein. „Sie werden wie in Graz versuchen, dominant aufzutreten. Aber wir haben es mit unserer Spielweise geschafft, dass sie nicht zu Chancen im Minutentakt gekommen sind. Daran wollen wir anschließen“, bekundete der 44-Jährige.

Rapid und Sturm hoffen auf Punkte

Am Donnerstag stehen in der Europa League Rapid und Sturm Graz vor unterschiedlichen Aufgaben: Während Rapid bei Dinamo Zagreb um Platz zwei kämpft, hoffen die Grazer beim spanischen Spitzenreiter Real Sociedad auf den ersten Punktegewinn.

„Wir wollen einfach aus unseren Möglichkeiten das Maximum rausholen.“ Will Sturm noch als Dritter den Umstieg in die K.-o.-Phase der Conference League in Angriff nehmen, sind Punkte Pflicht. Die Tabellensituation vor der vierten von sechs Runden: AS Monaco liegt mit sieben Punkten an der Spitze, gefolgt von Sociedad (5), PSV Eindhoven (4) und Sturm (0).

Vierter Spieltag

Donnerstag, 18.45 Uhr:

Live in ORF 1

Real Sociedad – Sturm Graz

San Sebastian, Estadio Anoeta, SR Treimanis (LAT)

Mögliche Aufstellungen:

Sociedad: Remiro – Gorosabel, Le Normand, Elustondo, Munoz – Merino, Zubimendi – Januzaj, Silva, Portu – Isak

Sturm: Siebenhandl – Jäger, Affengruber, Wüthrich, Dante – Kuen, Ljubic, Niangbo, Prass – Yeboah, Jantscher

Im Estadio Anoeta wären die Grazer auch in Topform Außenseiter, vor allem da der Gegner auch ohne den zuletzt verletzten Topstürmer Mikel Oyarzabal mit nur einer Niederlage von La Ligas Tabellenspitze lacht. Hinzu kommt, dass die Ilzer-Elf mit einer Ergebniskrise im Gepäck antritt: Die jüngsten vier Pflichtspiele wurden verloren. Die Wettquoten der Buchmacher sind eindeutig: Keinem Auswärtsteam der 16 Donnerstag-Duelle wird derart wenig zugetraut. Für einen Grazer Auswärtssieg wird teils der 14-fache Einsatz ausgezahlt.

Improvisationskünste sind gefragt

Zu allem Überfluss muss Ilzer im Norden der Iberischen Halbinsel improvisieren. Spielmacher Otar Kiteishvili als einer der wenigen Grazer, die auf höherem Niveau für spezielle Momente gut wären, fehlt schon länger mit einem Syndesmosebandriss. Hinzu gesellten sich kürzlich Kapitän Stefan Hierländer (Meniskus) und Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic nach einer Coronavirus-Infektion. Mit „Sechser“ Jon Gorenc-Stankovic ist auch noch das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive nach seinem Ausschluss im Hinspiel gesperrt. Nominell fehlen im recht breiten Kader vier Stammspieler, darunter gleich drei in der für Ilzer so wichtigen Mittelfeldraute.

Sturm-Trainer Ilzer räumte ein, dass die Situation fordernd sei, gleichsam aber Erkenntnisgewinn bringe, „wie mein Team, Spieler und Betreuer, mit solchen Phasen umgeht.“ Sein Befund: „Jeder analysiert sehr selbstkritisch und ist versucht, Dinge zu finden, die wir noch besser machen können.“ Erstmals weht auch Ilzer auf dem im Sommer 2020 neu einschlagenen Kurs ein rauerer Wind entgegen. Steuermannqualitäten sind gefragt. „Jedem muss bewusst sein, dass wir auch in dieser Phase unseren Weg beharrlich weitergehen müssen, um auf gar keinen Fall unsere Identität zu verlieren.“

Vom Clubpräsidenten gab es am Mittwochvormittag Rückendeckung. „Die Krise ist ein mediales Thema, wenngleich es eine schwierige Situation ist“, sagte Christian Jauk. Man sei in Graz bisher ruhig geblieben, „weil Fußball keine Einbahnstraße ist“ und „die Mannschaft immer alles gibt“, sagte Jauk vor dem Flug mit dem Zielort Biarritz, das 45 Autominuten vom Spielort San Sebastian entfernt liegt.