Europa League

Sturm belohnt sich mit Punkt bei Sociedad

Sturm Graz hat sich im vierten Anlauf in der Gruppenphase der UEFA Europa League dank der besten Leistung der jüngeren Vergangenheit mit dem ersten Punkt belohnt. Die Steirer trennten sich am Donnerstag in Gruppe B vom haushohen Favoriten Real Sociedad in San Sebastian mit 1:1 (1:0) und wahrten damit theoretisch die Chance auf den Aufstieg in die K.-o.-Runde. Torschütze Jakob Jantscher, ein aufopfernder Kampf und mehrere Paraden von Goalie Jörg Siebenhandl wurden zum Schlüssel für den Punktegewinn.

Zwei Wochen nach der 0:1-Niederlage daheim brachte Jantscher Sturm Graz vor 25.010 Zuschauern beim spanischen Tabellenführer vor der Pause in Front (38.). Kurz nach der Pause gelang Alexander Sörloth allerdings der verdiente Ausgleich für Sociedad (53.). Die Gastgeber hatten zwar danach noch zahlreiche Chancen auf den Siegestreffer, doch Torhüter Siebenhandl – in Graz noch mit einem Fehler der Sargnagel für sein Team – und seine Vorderleute brachten bei strömendem Regen den ersten Punkt im laufenden Bewerb für Sturm ins Trockene.

Um es in die K.-o.-Phase zu schaffen, benötigen die Grazer, die zuletzt sechs von sieben Pflichtspielen verloren hatten, aber in den ausständigen Partien ein mittleres sportliches Wunder. Nach dem 0:0 zwischen dem AS Monaco und PSV Eindhoven fehlen Sturm auf die drittplatzierten Niederländer, am 25. November auswärts nächster Gegner der Steirer, vier Punkte. Monaco liegt mit acht Zählern zwei Punkte vor Real Sociedad an der Spitze der Gruppe B.

Ausgleich durch Sörloth (53. Minute)

Der Norweger stand kurz nach der Pause bei einem Eckball goldrichtig und erzielte den verdienten Ausgleich für Real Sociedad.

CoV-Fall sorgt für Aufregung

Als wäre die Situation bei Sturm angesichts der jüngsten sportlichen Misere nicht angespannt genug gewesen, gab es am Spieltag für die Grazer noch eine weitere Hiobsbotschaft: Kelvin Yeboah war positiv auf das Coronavirus getestet worden und musste daher den Rasen im Estadio Anoeta mit dem Teppich im Hotelzimmer tauschen. Für den Ghanaer durfte Manprit Sakaria von Beginn an stürmen. Yeboah war der zweite positive CoV-Fall bei Sturm in der vergangenen Woche. Davor war bereits Jusuf Gazibegovic beim Test „durchgefallen“, wenig überraschend Yeboahs Zimmerkollege.

Die restlichen Spieler der Grazer waren zumindest am Donnerstag via Antigen-Test noch negativ getestet worden. Im Vergleich zum ersten Spiel war allerdings auch Jon Gorenc-Stankovic nicht mit dabei. Der Slowene hatte sich aber kein Virus, sondern vor zwei Wochen die gelb-rote Karte eingefangen. Daher kam in der Abwehr auch Niklas Geyrhofer zu einem Einsatz. Immerhin bot auch Real Sociedad nicht unbedingt seine Einsergarnitur auf. So saß etwa Alexander Isak, in Graz beim 1:0 noch dank Sturm-Goalie Jörg Siebenhandl Siegestorschütze, vorerst nur auf der Ersatzbank.

Sociedad mit Druck

Die Gastgeber machten aber von Beginn an klar, wer am Ende des Abends die drei Punkte auf dem Konto haben sollte. So wie schon vor zwei Wochen in Graz gehörten die Anfangsminuten ganz eindeutig den Basken. Nach nicht einmal zwei Minuten segelte eine gut angeschnittene Flanke gefährlich in den steirischen Strafraum, doch Amadou Dante konnte ausputzen, bevor es richtig brenzlig wurde. Sturm war erneut mehr am Reagieren, konnte aber immerhin die Spanier durch frühes Pressing etwas aus dem Konzept bringen. Trotzdem hatte Sturm den ersten Torschuss im Spiel, doch Aihen Munoz stand dem Schuss von Jantscher im Weg (11.).

Jantscher mit der ersten Chance

Der Routinier kam im Strafraum nach einem schönen Angriff zum Schuss, der Versuch wurde jedoch geblockt

Im Sturm-Strafraum brannte erstmals sechs Minuten später so richtig der Hut, weil beim Versuch, den Ball aus dem Gefahrenbereich zu stochern, einiges an Verwirrung herrschte. Zum Glück für die Gäste wehrte David Affengruber bei der Chance von Alexander Sörloth den Ball am Tor vorbei (17.). Der Druck von Sociedad nahm nun minütlich zu, was sich auch in einer Corner-Serie niederschlug. Mit vereinten Kräften schafften es Siebenhandl und seine Vorderleute, den spanischen Tabellenführer an einem gefährlichen Schuss zu hindern. Vor allem David Silva war Dreh- und Angelpunkt in der baskischen Offensive.

Überraschung vor der Pause

Und in der 28. Minute hatte der 35-Jährige auch seine Beine im Spiel, als Sociedad die bis dahin fetteste Chance im Spiel vorfand. Portu kam aus guter Position frei zum Schuss, und Siebenhandl war bereits am Ball vorbeigeflogen, doch bevor dieser auch im Netz einschlug, war Affengrubers Knie noch zur Stelle und bugsierte das Leder ins Out – eine Glanztat des Sturm-Verteidigers. Kurz darauf stand erstmals auch Real-Schlussmann Alex Remiro im Mittelpunkt, als er bei einem Schuss von Ivan Ljubic rechtzeitig abtauchte (33.).

Großchance für Real Sociedad (28. Minute)

Affengruber war bei einem Schuss von Portu gerade noch zur Stelle und verhinderte das 0:1 aus Sturm-Sicht

Zu diesem Zeitpunkt wussten es die Sociedad-Spieler noch nicht, dass sie sich nur fünf Minuten später nicht nur aufgrund des strömenden Regens wie begossene Pudel fühlen würden. Denn Jantscher schloss einen blitzsauberen Konter nach Stanglpass von Sarkaria zur überraschenden Führung für die Grazer ab (38.). Dem Assistenten des Torschützen gehörten dabei zumindest zwei Drittel des Treffers. Sarkarias Energieanfall und ein blitzsauberer Haken gegen einen baskischen Verteidiger waren das Beste, was man von Sturm in der jüngeren Vergangenheit gesehen hatte.

Ausgleich im Hagelschauer

Nach dem Seitenwechsel war der Ball nicht mehr die einzige Kugel, die auf dem Rasen des Estadio Anoeta zu finden war. Denn rechtzeitig zu Wiederbeginn ging ein heftiger Hagelschauer über der Arena nieder und hinterließ sichtbar seine Spuren. Das Gewitter sorgte nicht nur dafür, dass Sturm-Trainer Ilzer seine Kopfhaut mit einer Mütze schützte, sondern setzte auch dem Untergrund gehörig zu. Gepflegtes Kurzpassspiel oder schnelle Konter waren nun auf dem triefnassen und tiefen Rasen kaum noch möglich.

Alexander Sorloth (Real Sociedad), David Affengruber und Ivan Ljubic (beide Sturm)
APA/AFP/Ander Gillenea
Nach dem Seitenwechsel war Fußballspielen im Baskenland eine echte Herausforderung

Zum Überdruss setzte es für Sturm auch sportlich die sprichwörtlich kalte Dusche. Denn Sociedad münzte seine Überlegenheit nun zur Freude der Fans auch in ein Tor um. Unmittelbar nachdem sich Lukas Jäger noch in einen baskischen Schuss geworfen hatte, landete die Kugel nach einer Ecke bei Sörloth, und der norwegische Teamspieler fackelte aus kurzer Distanz nicht lange und jagte die Kugel unter die Latte (53.). Mit dem Ausgleich war Sturm aber noch gut bedient: Denn zuerst blockte neuerlich Affengruber einen Schuss von Sörloth, und dann drehte Adnan Januzaj einen Freistoß nur knapp am Tor vorbei (59.). Siebenhandl wäre chancenlos gewesen.

Sturm-Torhüter hält Punkt fest

Sociedad – das mit mehr als 70 Prozent Ballbesitz in der Statistik aufschien – war auch in der Folge einem weiteren Tor deutlich näher. 20 Minuten vor Schluss fehlte nur die Breite des rechten Schuhs von Ljubic zum 2:1. Der Grazer rettete nach einem Kopfball von Mikel Merino auf der Linie (70.). Dann war Siebenhandl gegen David Silva aus spitzem Winkel auf dem Posten (76.) und nur Sekunden später winkte Schiedsrichter Andris Treimanis ab, als Silva im Strafraum vermeintlich über ein Bein von Gregory Wüthrich fiel.

Den Grazern konnte die Zeit nun nicht schnell genug vergehen, um einen unerwarteten Punktegewinn zu feiern. Am Ende gelang die Übung dank des unbändigen Einsatzes der Gäste. Bestes Beispiel war die 82. Minute, als zuerst Siebenhandl einen Schuss von Sörloth abwehrte und sich anschließend Ljubic ohne Rücksicht auf seine wertvollsten Körperteile in den Nachschuss von Martin Zubimendi warf. Das Tor wäre völlig offen gewesen.

Kurz vor dem Schlusspfiff rehabilitierte sich Siebenhandl endgültig für seinen fatalen Patzer im ersten Spiel. Ausgerechnet gegen Isak, dessen Roller ihm damals durchgerutscht war, hielt der Sturm-Goalie mit einer Glanzparade den Punkt fest (88.). In der Nachspielzeit schien sich die Hoffnung der Grazer doch noch in Luft aufzulösen, als Igor Zubeldia den Ball ins Tor hämmerte. Doch der Baske war klar im Abseits gestanden. Aber nur fürs Protokoll: Auch Sturm hatte die Chance zum Sieg, ein Versuch von Sarkaria kurz vor Ende der regulären Spielzeit fiel aber zu zentral aus (89.).

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Ein grandioser Punktgewinn. Man sieht, was möglich ist, wenn man als Einheit auftritt. Natürlich hatten wir in der ein oder anderen Situation auch das nötige Glück. Wir haben demgegenüber aber auch ein richtig gutes Tor über drei Stationen erzielt. Wir haben eine Riesenfreude mit dem Punkt und haben alle Energie und Leidenschaft auf den Platz gebracht. Die Jungen haben dieses Sieger-Gen in sich und sind aufgrund der Ausfälle noch stärker zusammengerückt.“

Jakob Jantscher (Sturm-Torschütze): „Super Stimmung, unglaubliches Wetter, wir können alle sehr zufrieden sein mit dem Punkt. Das ist eine Topmannschaft. Wir haben top dagegengehalten. Ich bin stolz auf die Mannschaft, vor allem auf die Verteidigung, die heute alles geblockt hat, jede Flanke, jeden Schuss. Wirklich top.“

David Affengruber (Sturm-Verteidiger): „Wir sind als Underdog hergefahren, aber wir haben gewusst, es ist etwas möglich – wenn wir unsere PS auf den Platz bringen. Wir haben alles wegverteidigt, haben uns in jeden Schuss, jeden Pass und jede Flanke reingehaut. Ich glaube, wir können stolz sein auf uns.“

Imanol Alguacil (Sociedad-Trainer): „Es hat mich begeistert, wie wir gespielt haben, wir haben von allen Seiten gute Angriffe gestartet. Es war unser bestes Spiel der Saison. Wir hatten klare Torchancen, was gefehlt hat, war die Effizienz. 19 Corner, 30 Schüsse auf das Tor des Gegners – es ist schwer zu verstehen, dass wir nur ein Tor erzielt haben. Das Ergebnis ist brutal. Wir sind aber fähig, gegen PSV und Monaco zu gewinnen, Platz eins ist noch möglich. Sturm hat seine Sache gut gemacht.“

UEFA Europa League, Gruppe B, vierter Spieltag

Donnerstag:

Real Sociedad – Sturm Graz 1:1 (0:1)

San Sebastian, Estadio Anoeta, 25.010 Zuschauer, SR Treimanis/LAT

Tore:
0:1 Jantscher (38.)
1:1 Sörloth (53.)

Real Sociedad: Remiro – Gorosabel, Zubeldia, Le Normand, Munoz (83./Rico) – Zubimendi, Merino – Januzaj, Silva, Portu (65./Barrenetxea) – Sörloth (83./Isak)

Sturm: Siebenhandl – Jäger, Geyrhofer, Affengruber, Wüthrich, Dante – Ljubic, Niangbo (83./Wels), Prass – Sarkaria, Jantscher (72./Kuen)

Gelbe Karten: Zubimendi bzw. Wüthrich, Kuen, Siebenhandl

Die Besten: Silva, Zubimendi, Portu bzw. Affengruber, Siebenhandl, Sarkaria