Jubelnde Freiburrg Spieler
GEPA/Witters/ Joerg Ha
Fußball

Überraschungsteam fordert Bayern heraus

Die Saison in der deutschen Bundesliga ist nun schon zehn Spieltage alt, und der vergleichsweise kleine SC Freiburg ist der einzige noch ungeschlagene Verein. Die Breisgauer mit ÖFB-Teamverteidiger Philipp Lienhart stehen auf Platz drei und haben mit sieben Gegentoren die mit Abstand wenigsten kassiert. Als Lohn für das Team von Trainer Christian Streich ist das Gastspiel beim großen FC Bayern am Samstag ein echtes Topspiel.

„Wir haben eine Ausgangssituation, mit der niemand rechnen konnte“, sagte Freiburgs Kapitän Christian Günter. „Man kann vielleicht mal nach dem dritten Spieltag als SC Freiburg zum Spitzenspiel nach München fahren. Aber nach zehn Spieltagen war das so, glaube ich, noch nie der Fall.“ Tatsächlich ist diese Konstellation einzigartig: Dass sich beide Mannschaften vor einem direkten Duell in den Top Drei befinden, das hat es noch nie zuvor gegeben.

Kaum zu glauben für die Freiburger. „Manchmal sagen wir: Wie krass, wir haben seit August nicht mehr verloren! Das kennt so keiner von uns“, sagte Verteidiger Lukas Kübler dem „kicker“. Die Ausgangslage in Freiburg ist das Resultat konstanter Arbeit eines außergewöhnlichen Trainers sowie einer exzellenten Kaderplanung. Fast zehn Jahre arbeitet Streich nun schon für seinen Herzensclub als Proficoach, nie stand ein Rauswurf des 56-Jährigen auch nur ansatzweise zur Debatte.

SC Freiburg Trainer Christian Streich
Reuters/Kai Pfaffenbach
Coach Streich schwimmt mit Freiburg derzeit auf der Erfolgswelle

„Qualität extrem verbessert“

Und noch nie durfte der gebürtige Badener ein derart starkes Team trainieren. „Wir haben in diesem Sommer fast niemanden verloren und haben viele Junge dazubekommen. Wir haben uns in der Qualität einfach extrem verbessert, in den letzten Jahren schon. Dieses Jahr scheint es noch mal ein Extraschritt zu sein“, sagte Kapitän Günter. „Und die Mannschaft ist hungrig, jeder gibt alles für den Erfolg.“

Im Sommer 2020 hatte der SC noch Luca Waldschmidt, Robin Koch und Torwart Alexander Schwolow und damit drei Leistungsträger abgeben müssen, ein Jahr später gingen nur die Stammkräfte Florian Müller und Baptiste Santamaria, die mehr als gleichwertig ersetzt wurden. Anstelle von Müller steht nun der zuvor lange verletzte Mark Flekken im Tor, der jüngst sogar den Sprung in die niederländische Nationalmannschaft schaffte. Für Santamaria kam Maximilian Eggestein von Werder Bremen – ein Spieler, der vor nicht allzu langer Zeit noch mit einem Topclub wie dem BVB in Verbindung gebracht wurde.

„Nicht mehr das gallische Dorf“

„Freiburg ist schon lange nicht mehr das kleine gallische Dorf irgendwo im Breisgau“, sagte Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic auch deshalb vor einigen Wochen. Der Club ist gewachsen und mit ihm Strukturen. Erst vor Kurzem ist der SC ins neue Stadion umgezogen, wo künftig sogar die Champions-League-Hymne ertönen könnte.

Günter lacht, als er darauf angesprochen wird. „Wir wissen, dass wir ein extremes Potenzial haben. Aber wenn wir jetzt anfangen, uns groß zu reden, und hinterher bringen wir es nicht mehr auf den Platz, dann sind wir die Deppen der Nation“, so der 28-Jährige vor dem Topspiel.

Keine Kampfansagen, aber neues Selbstbewusstein

Die Freiburger werden daher auch nicht mit großen Kampfansagen nach München reisen. „Demut“ bleibt vor dem Topspiel eines der Lieblingswörter von Streich und Co. – das gilt auch für den heimischen Beitrag bei der bisherigen Überraschungsmannschaft der Saison.

Philipp Lienhart (Freiburg)
APA/AFP/Ina Fassbender
ÖFB-Teamverteidiger Philipp Lienhart ist Stammspieler in der besten Defensive Deutschlands

ÖFB-Teamspieler Philipp Lienhart betonte in einem Interview mit dem Onlineportal Sport1.de: „Diese Demut hat den SC Freiburg immer ausgezeichnet, damit sind wir erfolgreich.“ Der 25-Jährige, der in der bisher so starken Defensive Stammspieler ist, bringt aber auch das gewachsene Selbstbewusstsein („Wir fahren mit breiter Brust nach München“) zum Ausdruck. „Wir haben viel Qualität in der Truppe und haben die Punkte nicht gestohlen. Wir stehen verdient da oben.“

Bayern zollen Freiburg Respekt

Das ist auch dem kommenden Gegner nicht entgangen. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann schwärmte vor dem Heimspiel in der ausverkauften Allianz Arena von Freiburg. „Das ist ein sehr sympathischer Verein, der aus seinen Möglichkeiten seit Jahren das Maximale herausholt.“

Sein Pendant bezeichnete er als „extrem positiven Charakterkopf“, der nicht nur zu Fußballthemen eine Meinung habe. Streich sei ein „herausragender Trainer“, der nicht nur dort funktionieren würde: „Christian könnte jeden anderen Verein in Europa trainieren.“

Deutsche Bundesliga, elfte Runde

Freitag, 5. November:
Mainz Mönchengladbach 1:1
Samstag, 6. November:
Bayern München Freiburg 2:1
Wolfsburg Augsburg 1:0
Stuttgart Bielefeld 0:1
Bochum Hoffenheim 2:0
Leipzig Dortmund 2:1
Sonntag, 7. November:
Hertha BSC Leverkusen 1:1
Köln Union Berlin 2:2
Fürth Frankfurt 1:2

Tabelle: