Aaron Rodgers (Green Bay Packers)
Reuters/USA Today Sports/Mark J. Rebilas
Coronavirus

Aussagen befördern NFL-Star ins Abseits

Der jahrelange gute Ruf von Aaron Rodgers hat in den vergangenen Tagen viele Kratzer abbekommen. Der Quarterback-Superstar der Green Bay Packers gilt als einer der besten Football-Spieler der Geschichte, doch der dreifache Most Valuable Player (MVP) steht mit seinen Aussagen bezüglich der Coronavirus-Impfung – ähnlich wie Joshua Kimmich in Deutschland – weiter im Abseits und befindet sich im Zentrum eines Entrüstungssturms. Die National Football League (NFL) reagierte am Dienstag (Ortszeit) mit Geldstrafen.

Bayern-Fußballer Kimmich war als Impfskeptiker in Deutschland am Dienstag wieder in den Fokus gerückt. Nachdem sein DFB-Teamkollege Niklas Süle positiv auf das Coronavirus getestet worden war, musste auch er als Mannschaftskollege in Quarantäne und fehlt der deutschen Nationalmannschaft damit in der WM-Qualifikation. Im Gegensatz zu Kimmich, dem eigenen Angaben zufolge Studien zu den Langzeitfolgen einer Impfung fehlen, hat sich Rodgers selbst mit dem Coronavirus infiziert und fehlte zuletzt bei der 7:13-Niederlage gegen Kansas City.

Die Kommentare in Richtung des Super-Bowl-Champions der Saison 2010/11 sind dabei um einiges schärfer als all die Appelle an Kimmich. Das liegt wohl auch daran, weil sich viele Menschen in den USA von Rodgers bewusst getäuscht fühlen – oder sogar angelogen. Denn noch im August hatte der 37-Jährige auf eine Reporterfrage nach seinem Impfstatus geantwortet: „Ja, ich bin immunisiert.“ Diese Aussage sorgte für Aufruhr. Der für seine Polemik bekannte ESPN-Kommentator Stephen A. Smith bezeichnete Rodgers zuletzt sogar als „nationale Peinlichkeit“ nach dessen Aussagen in der „Pat McAfee Show“.

Joshua Kimmich (Bayern)
Reuters/Andreas Gebert
Wie Rodgers in den USA ist Kimmich mit seinen impfskeptischen Aussagen in Deutschland in den Fokus geraten

In dieser Talkshow hatte Rodgers zuletzt seinen Verzicht auf eine Impfung mit einer Allergie auf einen Wirkstoff in den mRNA-Impfstoffen begründet. Zudem habe er Sorgen um seine Zeugungsfähigkeit. Daher nutze er homöopathische Methoden. Es gibt allerdings bisher keinerlei wissenschaftliche Hinweise darauf, dass eine Impfung Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit eines Menschen haben könnte.

Geldstrafen durch NFL

Die NFL muss sich wiederum den Vorwurf gefallen lassen, bei Rodgers beide Augen zugedrückt zu haben und nicht alle Verstöße gegen das Coronavirus-Reglement gleich strikt zu bestrafen. Die Liga wusste, dass er nicht geimpft ist, reagierte aber nicht auf die öffentlichen Regelverstöße wie Pressekonferenzen ohne Maske. Erst als der positive CoV-Test von Rodgers öffentlich wurde und mit weiteren positiven Fällen im Team in einer Reihe stand, gab es eine Untersuchung.

Seit Dienstagabend steht nun auch die Strafe fest: 300.000 US-Dollar für die Packers und je 14.650 Dollar für Rodgers und seinen Mitspieler Allen Lazard, weil sie als ungeimpfte Footballer an der Halloween-Party des Teams teilgenommen hatten. Persönlich musste Rodgers die Trennung eines Sponsors nach neun Jahren hinnehmen, dabei handelte es sich ausgerechnet um ein Gesundheitsunternehmen.

Allen Lazard (Green Bay Packers)
Reuters/USA Today Sports/William Glasheen
Wie die Packers und Rodgers muss auch dessen ungeimpfter Mitspieler Allen Lazard eine Geldstrafe zahlen

Als Rodgers gekleidet in einen Star-Wars-Pullover und mit einer schwarzen Mütze auf dem Kopf nun per Video in die Show des Ex-NFL-Spielers, Wrestlers und Moderators Patrick McAfee zugeschaltet war, gab er sich zumindest in Teilen einsichtig. Er übernehme „die volle Verantwortung für meine irreführenden Kommentare“, sagte er da bezogen auf die Aussage über seine Immunisierung im Sommer.

Rodgers: „Ich bin Athlet, kein Aktivist“

Inhaltlich rückte er aber keinen Zentimeter ab von seiner Position. „Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe, und den Gründen, aus denen ich die Entscheidung getroffen habe“, sagte Rodgers, der am Sonntag von seinem potenziellen Nachfolger Jordan Love bei der erst zweiten Saisonniederlage der Packers vertreten worden war.

Als Botschafter wolle er sich nicht verstanden wissen, so Rodgers. Es gehe ihm aktuell gut. Er müsse noch Tests machen, bevor er wieder Football spielen dürfe, frühestens beim Heimspiel am Sonntag gegen die Seattle Seahawks. „Ich bin Athlet, kein Aktivist. Ich werde wieder das machen, was ich am besten kann, und das ist Ball spielen.“