Rapids Sportdirektor Zoran Barisic
GEPA/Christian Ort
Bundesliga

Rapid setzt bei Trainersuche auf Zeit

Nach dem bisherigen Saisonverlauf war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Rapid die Notbremse zieht und sich von Coach Dietmar Kühbauer trennt. Schließlich brachte eine 1:4-Blamage bei RZ Pellets Wolfsberg, nach der auch Kühbauer von einem „nicht bundesligatauglichen“ Auftritt seiner Elf sprach, das Fass zum Überlaufen. Nach dem Schlussstrich, der am Mittwoch gezogen wurde, beginnt in Hütteldorf die Suche nach einem Nachfolger. Dabei gilt laut Sportdirektor Zoran Barisic „das Prinzip Qualität vor Geschwindigkeit“.

Barisic und Präsident Martin Bruckner sagten, die Entscheidung, sich von Kühbauer zu trennen, sei „schweren Herzens“ gefällt worden. „Am liebsten wäre uns allen gewesen, mit Didi Kühbauer noch lange zusammen zu arbeiten“, sagte der Rapid-Boss. „Wir kamen aber zu dem Schluss, dass es eine notwendige Maßnahme ist, um wieder eine kontinuierliche Verbesserung der Leistungen unserer Mannschaft zu erreichen.“ Vorerst werden Kotrainer Thomas Hickersberger und Steffen Hofmann die Profimannschaft betreuen. Der ehemalige Rapid-Profi war bisher als Assistenzcoach von Rapid II tätig.

Barisic erklärte, dass er bereits einige Optionen im Kopf habe, aber aus Respekt vor Kühbauer noch keine Gespräche geführt habe. „Trotzdem gehe ich davon aus, dass wir relativ zeitnah eine Lösung finden werden. Oberste Priorität hat es, dass der Nachfolger die sportliche Philosophie und die gesamte Ausrichtung unseres Clubs mitträgt, sich damit identifiziert und künftig umsetzt." In der Gerüchteküche tauchen unter anderen die Namen von Admira-Coach Andreas Herzog, Ex-ÖFB-Teamchef Marcel Koller, Ferdinand Feldhofer, Markus Schopp und U21-Teamchef Gregoritsch auf.

Rapid trennt sich von Trainer Kühbauer

Die Ära von Trainer Dietmar Kühbauer bei Rapid Wien ist nach drei Jahren zu Ende. Die sportliche Talfahrt der Grün-Weißen wurde dem Burgenländer zum Verhängnis, darum musste der Verein am Mittwoch reagieren.

Länderspielpause als Chance zur Selbstfindung

In die Karten spielt den Rapidlern etwas die Länderspielpause. Der nächste Auftritt erfolgt am 20. November gegen Cashpoint SCR Altach. Ob dann auch schon ein neuer Cheftrainer auf der Bank sitzen wird, ist offen. Eine Leistungssteigerung wird im Heimspiel gegen den aktuell Vorletzten der Admiral-Bundesliga jedenfalls erwartet. 16 Punkte aus 14 Bundesliga-Runden sind zu wenig für die Ansprüche der derzeit nur auf Platz sieben liegenden Grün-Weißen. Meister Salzburg ist enteilt, 22 Zähler fehlen Rapid schon auf den Rivalen.

Dabei waren die Wiener vor Saisonbeginn als erster Jäger des Serienchampions ausgemacht worden. 2020 und 2021 wurden sie jeweils Vizemeister. Man wolle „die Leistungen der starken Vorsaison weiter in allen Belangen verbessern“, sagte Kühbauer noch vor Saisonbeginn, wirkte zuletzt aber immer ratloser. Nach der Abfuhr in Wolfsberg war er mit seinem Latein am Ende. "Es war von der ersten bis zur 90. Minute eine Qual“, sagte der 50-Jährige. „Das war nicht bundesligatauglich. Das Auftreten ist mehr als enttäuschend, beschämend. Das ist nicht das, was man bei Rapid sehen will.“

„Situation schonungslos analysiert“

Spätestens danach läuteten bei Rapid endgültig die Alarmglocken. „In meiner Funktion steht das Wohl des Vereins an oberster Stelle, und wir sind leider in einer Situation angekommen, in der eine Veränderung in der Position des Cheftrainers nicht mehr abzuwenden war“, erklärte Barisic nach einer schon seit Längerem zu Beginn der Länderspielpause anberaumten Krisensitzung, bei der „die Situation intern offen und schonungslos analysiert und besprochen wurde“. Als Konsequenz sah man eine Trennung von Kühbauer als die zurzeit einzige Möglichkeit, um für eine Veränderung des Status quo zu sorgen.

Das Pech des Ex-Teamspielers waren auch die vielen Verletzungen im Herbst. Beim 1:3 in der Europa League bei Dinamo Zagreb mussten in der Abwehr zuletzt die im Profibereich unerfahrenen Martin Moormann und Leopold Querfeld aushelfen. Auch im Europacup blieb Rapid hinter den Erwartungen zurück. In vier Runden in der Europa-League-Gruppenphase gab es nur einen Sieg. Barisic ging auf die jüngsten Aussagen von Kühbauer dahingehend ein, dass er auch die Profis in die Pflicht nahm. „Gefordert sind aber natürlich auch unsere Spieler, die ich nicht aus der Verantwortung nehmen will. Unser Kader ist qualitativ mit denen der letzten Saisonen, in denen wir jeweils in der Liga Platz zwei erreichten, vergleichbar“, betonte der Sportchef.