WM-Qualifikation

ÖFB-Team nimmt Revanche an Israel

Das österreichische Fußballnationalteam hat am Freitag das vorletzte Spiel in der Gruppenphase der WM-Qualifikation gegen Israel mit 4:2 (0:1) gewonnen. Vor einer Minuskulisse von nur 4.300 Zuschauern im Wörthersee Stadion in Klagenfurt spielte sich Österreich viele Chancen heraus, geriet aber zweimal in Rückstand. Am Ende belohnte sich die Foda-Elf aber mit dem verdienten Heimsieg und nahm Revanche für das 2:5 in Haifa.

ÖFB-Matchwinner war Louis Schaub, der als „Joker“ einen Doppelpack schnürte (62., 72.) und binnen zehn Minuten von 1:2 auf 3:2 stellte. Israel ging am 59. Geburtstag seines österreichischen Teamchefs Willi Ruttensteiner durch einen abgefälschten Freistoß von Nir Bitton in Führung (32.), Marko Arnautovic glich nach der Pause per Elfmeter mit seinem 30. Tor im 95. ÖFB-Pflichtspiel aus (52.). Dor Peretz hatte die Gäste wieder in Führung gebracht (59.), ehe Schaub kam, sah und traf.

Den Schlusspunkt am Freitag setzte Marcel Sabitzer per Weitschuss (84.). Zum Abschluss der WM-Qualifikation geht es am Montag (20.45 Uhr, live in ORF1) ebenfalls in Klagenfurt gegen Schlusslicht Moldawien, das am Freitag daheim Schottland mit 0:2 unterlag. Die Schotten dürfen als fixer Zweiter für das Play-off planen. Österreich muss wohl nur noch bis Samstag warten, ehe man als Gruppensieger in der UEFA Nations League endgültig in dieses Teilnehmerfeld rutscht.

2:2 durch Schaub (62. Minute)

Louis Schaub trifft, kurz nachdem er ins Spiel gekommen ist, mit einem Distanzschuss zum 2:2.

Kulisse für die Geschichtsbücher

Im vorletzten Spiel ging es für Österreich in der Gruppe um wenig, und doch um viel. Der seit einigen Wochen angezählte Teamchef Foda coachte um seinen Job, seine Spieler waren um Wiedergutmachung für die Ergebnisse in der verpatzten Qualifikation bemüht. Blamabel in Erinnerung blieb eben auch das 2:5 gegen Israel Anfang September.

Blick ins Stadion
ORF.at/Bernhard Kastler
4.300 Zuschauer – so wenige wie noch nie in der Nachkriegszeit kamen zu einem ÖFB-Heimspiel

Dass das Wörthersee Stadion deswegen nicht aus allen Nähten platzte, lag auf der Hand. „Kein Wunder bei diesen Leistungen“, lautete der Tenor der Kärntner. 4.300 Zuschauer waren es am Ende, noch nie kamen in einem ÖFB-Pflichtspiel auf eigenem Boden in der Nachkriegszeit weniger Zuschauer – CoV-beschränkte Spiele ausgenommen. Bisheriger Negativrekord waren die 5.200 Zuschauer gegen Lettland im früheren Stadion Lehen in Salzburg im Jahr 1995.

Mit Bachmann und Debütant Seiwald

Auf dem Feld sahen die Fans eine ÖFB-Auswahl mit Daniel Bachmann im Tor. Der Watford-Goalie bekam trotz fehlender Spielpraxis weiterhin das Vertrauen ausgesprochen, einen diesbezüglichen Vorschuss erhielt Nicolas Seiwald. Der 20-jährige Salzburger stand gleich bei seiner ersten Kadernominierung in der Startelf. Offensivmann Christoph Baumgartner musste hingegen wegen einer Muskelverletzung kurzfristig passen.

Gegen die Nummer 80 der Welt, die auf ÖFB-Schreck Eran Sahavi (sechs Tore in drei Spielen, Anm.), Munas Dabbur sowie Manor Solomon auf gewohnte Offensivkraft setzte, agierte die Foda-Elf zunächst wie versprochen engagiert und fokussiert. Die erste Chance ließ nicht lange auf sich warten. Seiwald antizipierte im Mittelfeld gut, über Alaba und Florian Grillitsch kam der Ball zu Marko Arnautovic, der Sabitzer in Szene setzte. Der Bayern-Legionär zielte aber zu zentral (4.).

Kombination von Arnautovic und Sabitzer (4. Minute)

Durch ein Zusammenspiel von Marko Arnautovic und Marcel Sabitzer kam Österreich bereits zu Spielbeginn zu einer ersten guten Chance. Der gegnerische Torhüter ist jedoch zur Stelle.

In der ersten Viertelstunde kam der sichtlich motivierte Sabitzer, der sich bei den Bayern noch in der Kennenlernphase befindet, noch zu weiteren zwei Chancen, traf aber ins Außennetz (12.) und verzog (14.).

Damit hatte Österreich schon in 15 Minuten mehr Chancen als zuletzt in Dänemark (0:1) oder daheim gegen Schottland (0:1) über 90 Minuten. Das war aber nicht nur einer schlechteren gegnerischen Defensive geschuldet, auch das Zusammenspiel im letzten Drittel funktionierte besser. Das praktizierte Pressing haperte allerdings, und auch in der Defensive gab es mittlerweile gewohnte Unsicherheiten.

Unglückliches Gegentor

Es dauerte immerhin 20 Minuten, ehe Israel das erste Mal nennenswert vor das ÖFB-Tor kam. Sahavi und Dabbur spielten Dor Peretz frei, der vom Sechzehner nur knapp verfehlte. Danach gab es viele Pausen, Israels Kapitän Natcho musste verletzungsbedingt vom Feld, zudem präsentierte sich der rumänische Referee Ovidiu Hategan kleinlich.

So auch in der Szene vor dem 0:1, das nicht besser die aktuelle Situation des ÖFB-Teams widerspiegeln konnte. Philipp Lienhart eroberte den Ball gegen Dabbur, Hategan erkannte ein Foulspiel. Nir Bitton zog aus rund 25 Metern ab und traf Seiwald in der Mauer. Vom Debütanten ging der Ball ins Tor. Bachmann hatte keine Chance, die Anzahl und Positionierung der Dreimannmauer war zu hinterfragen.

Bitton trifft zum 1:0 für Israel (32. Minute)

Der Freistoß von Nir Bitton prallt von Nicolas Seiwald ab und springt ins österreichische Tor. Israel führt mit 1:0.

Vor den Augen von Rekordnationalspieler Andreas Herzog bemühte sich Österreich redlich, doch die Chancenauswertung ließ zu wünschen übrig. Marco Grüll wurde geblockt (33.), Sabitzer schoss drüber (35.), Arnautovic und Sabitzer standen im Abseits, Ersterer scheiterte aber ohnehin am starken Goalie Ofir Marciano (36, 40.). Es blieb beim 0:1 zur Pause, auch weil ein weiterer Angriff von Grillitsch und Grüll im Sand verlief (42.) und Arnautovic eine Chance nach Alaba-Flanke vergab (44.) – die Pfiffe zur Halbzeit kamen nicht sonderlich überraschend.

Arnautovic gleicht aus, Israel trifft wieder

Österreich ließ sich nicht beirren, kam wieder motiviert aus der Pause – und belohnte sich mit dem verdienten Ausgleich. Da es aus dem Spiel heraus nicht klappte, musste ein Standard her. Lienhart wurde nach einer Ecke von Sun Menachem am Abschluss gehindert, es gab zu Recht Elfmeter, den Arnautovic präzise rechts unten verwertete (52.). Es war sein 30. Länderspieltor, nur Toni Polster (44) und Hans Krankl (34) haben in der ÖFB-Geschichte öfter getroffen. Arnautovic zog mit seinem 95. Länderspieleinsatz übrigens auch mit Polster gleich.

Elfmeter: Arnautovic gleicht aus (51. Minute)

Da Philipp Lienhart beim Torschuss gestört und zu Fall gebracht wird, gibt es einen Elfmeter für Österreich. Marko Arnautovic zielt flach in die rechte Ecke und gleicht auf 1:1 aus.

Österreich hätte die Partie drehen können, doch Trimmel verzog (53.) und Sabitzers Kopfball wehrte Marciano mit einer tollen Parade ab (56.). So ging Israel abermals in Führung. Trimmel scherzelte einen langen Ball unnötig zur Ecke und verlängerte diese dann zu Peretz, der am zweiten Pfosten traf. Bachmann machte dabei keine gute Figur (59.) und betrieb insgesamt wenig Eigenwerbung in diesem Spiel.

Peretz-Köpfler zum 2:1 für Israel (58. Minute)

Dor Peretz köpfelt nach einem Eckball in die lange Ecke und bringt Israel erneut in Führung.

Österreich belohnt sich im Finish

Zu diesem Zeitpunkt stand Schaub schon auf dem Feld, der Köln-Legionär kam für den farblosen Alessandro Schöpf (58.). Vier Minuten später glänzte der Linksfuß erstmals und traf aus der Distanz ins lange Eck (62.). Österreich blieb nach dem 2:2 dran, vergab aber weitere Möglichkeiten – allen voran Arnautovic nach sehenswertem Solo (67.).

Solo von Arnautovic (67. Minute)

Marko Arnautovic startet einen Soloangriff, wird aber nicht mit einem Treffer belohnt.

Schließlich belohnte sich das Team dann aber doch noch: Schaub leitete ein, Arnautovic nahm sich ein Sabitzer-Zuspiel sehenswert herunter, und Schaub vollendete nach ähnlich schönem Haken zum 3:2 (77.). Sabitzer holte sich auch noch seinen verdienten Treffer mit einem Weitschuss ab (84.), ehe im Finish Junior Adamu sein Debüt geben durfte. Österreich machte damit sein Versprechen wahr und betrieb Wiedergutmachung für die zuletzt schwachen Leistungen. Welche Auswirkung das auf die Zukunft von Foda hat, wird sich zeigen.

Sabitzer trifft zum 4:2 (84. Minute)

Der Bayern-Legionär netzt aus der Distanz zum Endstand.

Stimmen zum Spiel:

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): „Beim Rückstand habe ich schon geglaubt, ich bin im falschen Film. Wir hatten sehr gut angefangen, hätten in Führung gehen müssen. Wir haben in der Halbzeit gesagt, wir müssen so weiterspielen und werden unsere Möglichkeiten vorfinden und müssen einfach noch zielstrebiger zum Torabschluss kommen. Moral, Wille, Einsatz haben gestimmt bei der Truppe, und es hat Spaß gemacht, ihnen zuzuschauen. Es war wichtig, dass das Team zeigt, obwohl es unter Anführungszeichen nicht mehr um so viel ging, dass es trotzdem unser Ziel war, das Spiel unbedingt zu gewinnen.“

Willibald Ruttensteiner (Israel-Teamchef): „In der ersten Hälfte haben wir es gut gemacht. Wir hatten einige Ballverluste, aber auch Kontersituationen. Die haben wir aber nicht gut zu Ende gespielt. Was in der zweiten Hälfte passiert ist, muss ich analysieren. Wir müssen unsere Fehler abstellen. Die Enttäuschung ist groß. Ich kann mir selbst nicht erklären, wieso wir in der zweiten Hälfte völlig das Spiel aus der Hand gegeben haben. Wir haben so viele einfache Fehler gemacht, auch ohne Druck. Wir haben Österreich eingeladen zum Sieg.“

David Alaba (ÖFB-Kapitän): „Der Sieg fühlt sich gut an, weil er ganz klar verdient ist. Für viele Faktoren war der Sieg ganz wichtig, speziell nach dem 0:1 noch einmal zurückzukommen, nach dem Rückstand bei 1:2 nochmals so zurückzukommen ist etwas, das uns sehr guttut.“

WM-Qualifikation, Gruppe F, neunter Spieltag

Freitag:

Österreich – Israel 4:2 (0:1)

Klagenfurt, Wörthersee Stadion, 4.300 Zuschauer, SR Hategan (ROM)

Torfolge:
0:1 Bitton (33.)
1:1 Arnautovic (51./Elfmeter)
1:2 Dor Peretz (59.)
2:2 Schaub (62.)
3:2 Schaub (72.)
4:2 Sabitzer (84.)

Österreich: Bachmann – Trimmel, Lienhart, Hinteregger (93./Dragovic), Alaba – Seiwald, Grillitsch – Schöpf (58./Schaub), Sabitzer, Grüll (89./Ulmer) – Arnautovic (89./Adamu)

Israel: Marciano – Abu Abaid (82./Abu Fani), Bitton, Elhamed – Dasa, Natcho (23./Gandelman), Dor Peretz, Solomon, Menachem – Zahavi (65./Weissman), Dabbur (82./Abada)

Gelbe Karten: Hinteregger (im nächsten Spiel gesperrt) bzw. Abu Abaid​