Spieler der österreichischen Nationalmannschaft jubeln
GEPA/Matic Klansek
WM-Qualifikation

ÖFB-Team gibt Lebenszeichen von sich

Das österreichische Fußballnationalteam hat sich zurückgemeldet. Nach einem teils inferioren Herbst mit Blamagen wie dem 2:5 in Haifa oder dem hilflosen Auftritt beim 0:1 daheim gegen Schottland ist die ÖFB-Auswahl mit dem 4:2 gegen Israel inklusive sehr engagierter und leidenschaftlicher Leistung wieder aufgetaucht. Welche Auswirkung das letztlich auf die Zukunft von Teamchef Franco Foda hat, blieb vorerst noch ungewiss.

„Wir haben uns über den Sieg sehr gefreut, haben ja auch zuletzt viel Kritik einstecken müssen“, erklärte der Deutsche die sichtbare Erleichterung an der Seitenlinie nach dem Schlusspfiff. Der Heimsieg gegen Israel war hochverdient, Österreich war klar die bessere und gefährlichere Mannschaft, musste aber dennoch zweimal einem Rückstand nachlaufen, ehe im Finish dank „Joker“ Louis Schaub die Wende gegen die von Willi Ruttensteiner gecoachten Israelis gelang.

Vor einer Minuskulisse im Klagenfurter Wörthersee Stadion erzwangen David Alaba und Co. an einem tristen November-Abend aber den Sieg – auch weil sie es nicht nur den 4.300 Zuschauern schuldig waren. Nach den Leistungen im Herbst war man um Wiedergutmachung bemüht, das gelang gegen die Nummer 80 mit einer ambitionierten Leistung, zudem präsentierte man sich so spielfreudig wie zuletzt bei der EM.

4:2-Heimsieg gegen Israel

Österreichs Fußballnationalmannschaft ist in der Qualifikation für die WM 2022 ein Heimsieg gegen Israel gelungen. Die rot-weiß-rote Nationalelf konnte sich in Klagenfurt mit 4:2 durchsetzen.

„Die Mannschaft war einfach willig, sie wollte den Sieg unbedingt und zeigen, dass sie besser Fußball spielen kann“, betonte Foda. „Wir haben zuvor in der Besprechung auch gesagt, es geht um Ehre, Stolz, Prestige, insofern können wir mit dem Auftritt sehr zufrieden sein. Wir wollten auch die Fans wieder zurückgewinnen. Das geht nur mit einer leidenschaftlichen und couragierten Leistung, die haben wir gezeigt.“

Franco Foda (AUT)
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Am Ende konnte Foda mit dem Auftritt seiner Mannschaft sehr zufrieden sein

Tatsächlich ließen die Österreicher an diesem Abend keinen Zweifel daran, wer den Platz als Sieger verlassen sollte. Das bekräftigen die Spieler auch nach der Partie. Sie waren sich ihrer Bringschuld offenkundig bewusst. „Es war wichtig, heute auch den Fans etwas zurückzugeben. Wir wollten uns gut präsentieren, dass sie sehen, wir zerreißen uns auch, wenn es nicht um das Große geht“, erklärte Marcel Sabitzer. Die Gegentore warfen die Mannschaft an diesem Abend ebenfalls nur kurz zurück: „Wir hatten heute eine gute Mentalität, einen guten Spirit.“

Schaub glänzt in Paraderolle

Der am Freitag umtriebige Bayern-Legionär, der bei seinem neuen Club aktuell über die Rolle als Ergänzungsspieler nicht hinauskommt, spielte sich mit seinen Vorderleuten viele Chancen heraus, blieb aber vor der Pause glücklos. „In der ersten Halbzeit haben wir überkombiniert, in der zweiten haben wir das viel besser gemacht“, sagte Foda, der mit Louis Schaub den Sieg einwechselte, nachdem Alessandro Schöpf als Ersatzmann für den verletzten Christoph Baumgartner blass blieb.

Der Köln-Legionär stach einmal mehr in seiner Paraderolle als ÖFB-Einwechselspieler und drehte binnen zehn Minuten die Partie mit seinen beiden Treffern – sieben seiner acht ÖFB-Tore folgten nach Einwechslungen. „Es ist eine Qualität, wenn man in ein Spiel kommt und etwas bewirken kann. Wenn man dann auch noch ein Spiel drehen kann, ist das ein schönes Gefühl“, betonte der 26-Jährige. „Er war gierig, wollte etwas bewegen“, attestierte ihm Foda danach.

Arnautovic hievt sich in Top Drei

Die Qualitäten von Marko Arnautovic sind hinlänglich bekannt, seine Ballannahme vor dem 3:2-Treffer gehörte der Marke Weltklasse an. Nach einem Spiel wie diesem trauerte der 32-Jährige der verpassten Qualifikation über die Gruppenphase nach. „Ich denke, dass es uns richtig wehtut, dass wir uns nicht gleich für die WM qualifizieren konnten“, sagte der Stürmer, der mit seinem 30. Länderspieltor im 95. Einsatz in beiden Kategorien nun jeweils Dritter in der Rangliste ist. Nur noch Toni Polster (44) und Hans Krankl (34) sowie Andreas Herzog (103) und Aleksandar Dragovic (97) liegen vor dem Bologna-Legionär.

Marko Arnautovic (AUT)
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Ein Tor für die Geschichtsbücher: Nur Polster und Krankl trafen vor Arnautovic ebenfalls zumindest 30-mal im Team

Milletich lässt Foda-Zukunft offen

In seinem ersten Spiel als ÖFB-Präsident durfte sich Gerhard Milletich über einen Sieg freuen. „Es war ein wunderschöner, erfolgreicher Abend. Ganz Österreich hat gesehen, dass die Mannschaft motiviert an die Sache herangegangen ist, ich kann der Mannschaft nur gratulieren“, sagte der 65-jährige Burgenländer im ORF, der sich bezüglich der Zukunft von Foda als Teamchef vorerst nicht in die Karten blicken ließ. „Es geht um den österreichischen Fußball, nicht den Teamchef, es war ein erfolgreicher Abend, das macht mir Freude.“

Milletich im ORF-Interview

Der neue ÖFB-Präsident spricht nach seinem ersten Spiel in seiner neuen Funktion über Foda und die Zuschauer.

Weniger Freude machte ihm naturgemäß die triste Zuschauerkulisse. „Selbstverständlich ist das wirklich negativ zu betrachten, aber ich hoffe, dass wir schon am kommenden Montag mehr Zuschauer haben werden. Nach der zweiten Hälfte werden die Zuschauer, die zuletzt Enttäuschungen erlebt haben, wieder mehr ins Stadion kommen“, so Milletich. „Wir wollen mit einer positiven Energie ins Frühjahr gehen. Mit dem ersten Spiel haben wir eine gute Basis geschaffen, ich bin guter Hoffnung, dass es am Montag auch so ausgeht.“

Platz drei noch möglich

Das 16. und letzte Spiel in diesem Jahr geht abermals in Klagenfurt über die Bühne, wenn das Schlusslicht Moldawien im Wörthersee Stadion gastiert. Für Endrang drei hinter Dänemark und Schottland, der für die Topfeinteilung der EM-Quali-Auslosung 2024 wesentlich ist, müsste das ÖFB-Team gegen Moldawien um drei Tore höher gewinnen als Israel gegen die Färöer. Während Foda vor dem „defensiven Gegner“ warnte, ging es sein Debütant Nicolas Seiwald verbal offensiver an: „Ich denke, dass dieser Sieg für die Stimmung richtig wichtig ist, und wir werden gegen Moldawien auch gewinnen.“

WM-Qualifikation, Gruppe F, neunter Spieltag

Freitag:

Österreich – Israel 4:2 (0:1)

Klagenfurt, Wörthersee Stadion, 4.300 Zuschauer, SR Hategan (ROM)

Torfolge:
0:1 Bitton (33.)
1:1 Arnautovic (51./Elfmeter)
1:2 Dor Peretz (59.)
2:2 Schaub (62.)
3:2 Schaub (72.)
4:2 Sabitzer (84.)

Österreich: Bachmann – Trimmel, Lienhart, Hinteregger (93./Dragovic), Alaba – Seiwald, Grillitsch – Schöpf (58./Schaub), Sabitzer, Grüll (89./Ulmer) – Arnautovic (89./Adamu)

Israel: Marciano – Abu Abaid (82./Abu Fani), Bitton, Elhamed – Dasa, Natcho (23./Gandelman), Dor Peretz, Solomon, Menachem – Zahavi (65./Weissman), Dabbur (82./Abada)

Gelbe Karten: Hinteregger (im nächsten Spiel gesperrt) bzw. Abu Abaid​