WM-Qualifikation

ÖFB-Team erfüllt zum Abschluss die Pflicht

Das österreichische Fußballnationalteam hat am Montag zum Abschluss der WM-Qualifikation gegen Moldawien mit 4:1 (2:0) gewonnen und damit die Pflicht souverän erfüllt. Vor einem absoluten Minusrekord von nur 1.800 Zuschauern im Wörthersee Stadion in Klagenfurt ließen die Hausherren gegen einen limitierten Gegner keine Zweifel aufkommen und haben damit auch Teamchef Franco Foda den Job gesichert. ÖFB-Präsident Gerhard Milletich bestätigte dessen Verbleib bis zumindest im Play-off im März im ORF.

Marko Arnautovic brachte die Hausherren früh in Führung (4.), Christopher Trimmel erhöhte mit seinem ersten Tor für das ÖFB-Team vor der Pause (22.), ehe Arnautovic per Elfmeter sein 32. Länderspieltor erzielte (55.). Nach einem Lienhart-Patzer besorgte Ion Nicolaescu das 1:3, „Joker“ Dejan Ljubicic erzielte auch noch sein Premierentor (83.). Nach einem 3:2 von Israel gegen die Färöer blieb Österreich aber am völlig enttäuschenden vierten Platz der Qualigruppe F stehen.

Damit ist das Länderspieljahr für Österreich nach einer Rekordanzahl von 16 Partien beendet, erstmals seit 2016 ist die ÖFB-Jahresbilanz mit sieben Siegen, zwei Remis und sieben Niederlagen nicht positiv. Nach dem Jahreswechsel geht es dann im März weiter, wenn das ÖFB-Team versucht, über das Play-off ein Ticket für die WM-Endrunde in Katar kommendes Jahr zu ergattern. Ausgelost wird am 26. November, die Partien gehen dann von 25. bis 29. März 2022 über die Bühne.

Ljubicic trifft zum 4:1 (83. Minute)

Dejan Ljubicic erzielt sein Premierentor im ÖFB-Dress. Der „Joker“ schlenzt den Ball zum 4:1-Endstand ins Netz.

Trister Abschluss einer verpatzten Gruppenphase

Österreich schaffte es bekanntlich nicht über die Gruppenphase der WM-Qualifikation ins Play-off, die mit vier Niederlagen verpatzt war, sondern als Poolsieger der Nations League. Am letzten Spieltag der regulären Phase ging es aber nicht um nichts, wie Teamchef Foda noch am Vortag auf der Pressekonferenz mit Nachdruck betonte.

„Es geht immer um etwas, wenn du Fußball spielst. Es geht um Stolz, um Ehre, um Prestige, um Reputation, um Mentalität, um Charakter. So verstehe ich den Fußball.“ Und nicht zuletzt für Foda auch um seine persönliche Zukunft als Teamchef. Das alles zog die Massen aber nicht an, der erst am Freitag aufgestellte Minusrekord (4.300) wurde gleich unterboten: Nur 1.800 Zuschauer wollten jenes Team sehen, das im EM-Achtelfinale gegen Italien noch Herzen erobert hatte.

Lindner gibt Comeback im ÖFB-Tor

Die hartgesottenen Fans sahen Heinz Lindner erstmals seit Juni 2019 wieder im ÖFB-Tor, der Basel-Legionär startete statt Daniel Bachmann, der wegen einer drohenden Gelbsperre auf der Bank Platz nahm.

Ansonsten waren die Umstellungen gegenüber dem 4:2-Sieg über Israel erwartbar: Andreas Ulmer begann für den abgereisten David Alaba, Aleksandar Dragovic für den gesperrten Martin Hinteregger. Anstelle des enttäuschenden Alessandro Schöpf durfte Louis Schaub nach seinen beiden Toren sein aktuelles Können von Beginn an zeigen.

Louis Schaub (AUT) bei einem Eckball, im Hintergrund schütter besetzte Tribünen
GEPA/Daniel Goetzhaber
Nur 1.800 Zuschauer sahen am Montag dem ÖFB-Team, wie hier Schaub bei der Ecke, bei der Arbeit zu

Traumstart nach Trauerminute

Nach einer Trauerminute für Paul Gludovatz legten die Hausherren einen Start hin, wie es dem langjährigen ÖFB-Nachwuchsteamchef gefallen hätte. Trimmel brachte von rechts den Ball ins Zentrum, Marcel Sabitzer stieg drüber, und Arnautovic traf im Sechzehner präzise ins linke Eck (4.). Der Ersatzkapitän des Ersatzkapitäns, neben Alaba fehlte auch Julian Baumgartlinger, markierte seinen 31. Treffer im 96. Länderspiel. An Einsätzen ließ der Bologna-Legionär den ÖFB-Rekordtorschützen Toni Polster (44) damit schon hinter sich.

Es entwickelte sich ein Spiel, wie man es sich von der Nummer 32 der Welt gegen die 181 erwartete – einseitig. Österreich hatte zur Pause 70 Prozent Ballbesitz, zwischendurch lag man nahe 80. Der von Foda erhoffte „Dosenöffner“ nahm dem Team den Druck, und es spielte sich mit Spielwitz weitere Chancen heraus. Marcel Sabitzer verzog (8.), Marco Grüll scheiterte an Tormann Stanislav Namasco (14.).

Trimmel trifft erstmals im Team

Nach etwas mehr als 21 Minuten folgte das überfällige 2:0. Trimmel leitete selbst den Angriff ein, von Schaub gelangte der Ball Richtung Arnautovic und kam zu Trimmel zurück: Im 20. Länderspiel gelang dem 34-jährigen Legionär von Union Berlin mit einem präzisen Flachschuss sein erster Treffer für das Team (21.). Österreich blieb spielbestimmend, die Gäste kamen nur vereinzelt in die Gefahrenzone, dort musste Lindner aber nicht eingreifen. Auf der Gegenseite klärte Namasco abermals gegen den bemühten Grüll (34.), es blieb beim 2:0 zur Pause.

Trimmel macht das 2:0 (21. Minute)

Christopher Trimmel trifft zum ersten Mal im Teamdress. Der Außenverteidiger schießt zum 2:0 für die Österreicher ein.

Die zweite Hälfte begann, wie die erste aufgehört hatte: Österreich hatte die Partie mit Testspielcharakter klar im Griff und vergab eine weitere Chance. Dragovic setzte in seinem 98. Länderspiel einen Kopfball nach Schaub-Corner relativ unbedrängt über das Tor (49.).

Arnautovic rückt Krankl näher

Fünf Minuten später belohnte sich Grüll mit einem Elfmeterfoul, das er mit seiner Schnelligkeit im Duell mit Veaceslav Posmac zog. Arnautovic ließ sich nicht zweimal bitten und verwandelte zum 3:0 (55.). Damit rückte der 32-Jährige mit seinem 32. Tor Hans Krankl (34) immer näher.

Arnautovic per Elfer zum 3:0 (55. Minute)

Marco Grüll wird im Strafraum von Veaceslav Posmac gelegt. Marko Arnautovic verwandelt souverän zum 3:0.

Patzer führt zu Gegentor

Passend zu dieser WM-Qualifikation leistete sich Österreich aber auch noch einen folgenschweren Patzer und kassierte erstmals nach vier Duellen gegen Moldawien wieder ein Gegentor. Lienhart verschlief ein Zuspiel von Cristian Dros, hob eine vermeintliche Abseitsstellung auf, und „Joker“ Ion Nicolaescu lief alleine auf Lindner zu. Mit dem ersten Torschuss traf Moldawien und erzielte sein fünftes WM-Quali-Tor.

Anschlusstreffer durch Nicolaescu (60. Minute)

Österreich muss einen Gegentreffer hinnehmen. Der kurz zuvor eingewechselte Nicolaescu trifft zum 3:1.

Österreich spielte mit frischen Kräften weiter nach vorn, es blieb aber vorerst beim 3:1, weil Arnautovic eine seltene Unsicherheit von Namasco nicht ausnützen konnte (69.) und Grüll alleine vor dem Goalie auf Arnautovic ablegte, anstatt selbst zu vollenden (71.).

„Joker“ Ljubicic sorgt für Schlusspunkt

Das ärgerte auch Foda, der aber noch einmal Grund zur Freude haben sollte: Sein Einwechselspieler Dejan Ljubicic traf überlegt von der Strafraumgrenze zum höchsten ÖFB-Sieg in dieser WM-Quali (83.), auch für den Köln-Legionär war es sein erster Treffer im Teamtrikot. Es war ein halbwegs versöhnlicher Jahresabschluss, was auch die 1.800 Zuschauer in Klagenfurt letztlich mit einem Applaus quittierten.

Stimmen zum Spiel

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): „Wir haben uns gezielt vorbereitet im technisch-taktischen Bereich, ansonsten haben wir nicht so viel verändert. Der Unterschied war einfach, dass Marko (Arnautovic) und Sabi (Marcel Sabitzer) wieder zusammengespielt haben. Das war der entscheidende Grund, dass wir im Spiel nach vorne sehr kreativ waren. Wir haben uns sehr viele Chancen herausgespielt. Das war auch heute wieder das einzige Manko, dass wir viel, viel, viel mehr Tore hätten erzielen müssen. So hätten wir auch noch den dritten Platz belegt.“

Marko Arnautovic (ÖFB-Doppeltorschütze): „Jetzt ärgert es mich, dass wir nicht noch mehr Tore gemacht haben, ich denke, es hätten noch mehr werden können. Es waren kleine Aktionen, die wir nicht zu Ende spielen konnten, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Es ist natürlich schade, dass wir das eine Gegentor bekommen haben. Wir haben aber bewiesen, dass wir da sind. Es sind natürlich sehr viele Spieler, auf die wir noch warten, aber die neuen Spieler haben sich gut gezeigt. Natürlich finde ich es sehr schade und bin nicht froh darüber, dass wir die letzten zwei Spiele so bestritten haben und die anderen nicht. Im März geht es weiter, wir sind hoch motiviert und ich hoffe natürlich, dass dann wir wieder alle dabei sein können.“

Roberto Bordin (Moldawien-Teamchef): „Wir sind schlecht ins Spiel gekommen, haben ein frühes Gegentor kassiert. Das hat uns ein wenig den Wind aus den Segeln genommen. Wir waren mutiger in der zweiten Hälfte, haben auch ein Tor erzielt. Im Endeffekt haben wir dem Gegner aber zu viele Räume gegeben. Österreich hat ein sehr gutes Spiel gezeigt, hatte mehr Ballbesitz und hat klar dominiert. Wir waren sehr defensiv. Österreich hat schon eine Chance im Play-off. Das ist eine gut strukturierte Mannschaft mit einer guten Balance. Sie haben dementsprechend auch Möglichkeiten, das Play-off zu überstehen.“

WM-Qualifikation, Gruppe F, zehnter Spieltag

Montag:

Österreich – Moldawien 4:1 (2:0)

Klagenfurt, Wörthersee-Stadion, 1.800 Zuschauer, SR Stavrev (MKD)

Torfolge:
1:0 Arnautovic ( 4.)
2:0 Trimmel (22.)
3:0 Arnautovic (55./Elfmeter)
3:1 Nicolaescu (60.)
4:1 D. Ljubicic (83.)

Österreich: Lindner – Trimmel, Lienhart, Dragovic (81. Posch), Ulmer – N. Seiwald (72./Ilsanker), Grillitsch (58./D. Ljubicic) – Schaub (58./Onisiwo), Sabitzer, Grüll (81./Kara) – Arnautovic

Moldawien: Namasco – Rozgoniuc (46./Iosipoi), Posmac, Bolohan (88./Iovu) – Jardan, Ionita, Dros, Cociuc (59./Ginsari), Revenco – Puntus (59./Nicolaescu), Spataru (84./Cojocaru)

Gelbe Karten: keine bzw. Posmac