Franco Foda mit Spielern
GEPA/Daniel Schoenherr
ÖFB

Woran Foda für das Play-off arbeiten muss

Österreichs Nationalteam hat die WM-Qualifikation mit zwei Siegen beendet. Aufgrund der Heimerfolge gegen Israel (4:2) und Moldawien (4:1) wurde Franco Foda als ÖFB-Teamchef für das Play-off im März bestätigt. Bis dahin hat der Deutsche jede Menge Hausaufgaben vor sich. Als Gruppenvierter wurde das Minimalziel Platz zwei nämlich klar verfehlt. Die Baustellen, die es zu schließen gilt, sind weder klein noch wenige.

In den nächsten Wochen gilt es für Foda, die Leistungen seiner Mannschaft in der Qualifikation noch einmal Revue passieren zu lassen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, um doch noch die WM-Endrunde in Katar zu erreichen. Nach dem Spiel gegen Moldawien am Montag versprach Foda eine genaue Aufarbeitung und Analyse, um für das Play-off gerüstet zu sein. „Wir werden die WM-Qualifikation noch einmal reflektieren und dabei in die Tiefe gehen“, sagte Foda.

So sehr in die Tiefe muss der 55-Jährige allerdings gar nicht gehen, denn einige Probleme waren offensichtlich. Zu wenig Effizienz vor dem Tor, individuelle Fehler, taktische Vorgaben, die nicht funktionierten, aber auch viele personelle Ausfälle sind die Hauptgründe für das enttäuschende Abschneiden, das sich in Klagenfurt wohl nicht nur aufgrund der aktuellen CoV-Beschränkungen mit der Minuskulisse von 1.800 Zuschauern auch auf den Tribünen niederschlug.

Franco Foda
GEPA/Philipp Brem
Teamchef Franco Foda hat bis März Zeit, über Verbesserungen nachzudenken

35 Spieler kamen zum Einsatz

Foda sprach in erster Linie die vielen Ausfälle an, die sich wie ein roter Faden durch die gesamt Qualifikation zogen. Wichtige Spieler wie Xaver Schlager, Stefan Lainer, Valentino Lazaro und Sasa Kalajdzic, der im Auftaktspiel gegen Schottland (2:2) beide Treffer erzielte, wurden zu Langzeitverletzten. Zwischendurch fehlten Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und Christoph Baumgartner – allesamt Leistungsträger. Kein einziger Spieler absolvierte alle zehn Spiele.

David Alaba, Florian Grillitsch und Louis Schaub waren in neun Partien dabei. Insgesamt setzte Foda gleich 35 verschiedene Spieler ein. Von eingespielt – wie es Gruppensieger Dänemark war – kann da nur schwer die Rede sein. Der zweite oder manchmal sogar benötigte dritte ÖFB-Anzug hängt zwar im Kasten, ist aber alles andere als maßgeschneidert. „Natürlich hatten wir Probleme. Wir hatten viele verletzte Spieler, mussten immer wieder umstellen, improvisieren, neue Wege suchen“, sagte Foda. Vor allem im Oktober wurde das Team von einer wahren Absagenflut getroffen.

Marco Grüll
GEPA/Wolfgang Jannach
Marco Grüll war mit Phillip Mwene, Yusuf Demir, Junio Adamu, Ercan Kara, Dejan Ljubicic und Nicolas Seiwald einer von sieben Debütanten

4-2-3-1-System mit Pressing funktioniert

Fodas große Hoffnung ist, dass bis März alle Spieler wieder topfit und bei ihren Vereinen gut im Rhythmus sind. „Dann sehe ich absolut realistische Chancen, dass wir uns für die WM qualifizieren.“ Realistisch sind die Chancen allerdings nur dann, wenn im März eine ähnliche Leistung wie bei der EM gegen die Ukraine oder Italien geboten werden. In den entscheidenden Spielen in der WM-Quali gegen Israel und Schottland ist das überhaupt nicht gelungen.

Beim 2:5 in Haifa wurde die in der ersten Hälfte praktizierte Dreierkette zum Boomerang für das ÖFB-Team. Bereits nach 33 Minuten lag Österreich mit 0:3 im Rückstand. Die von Foda immer wieder gerne betonte taktische Flexibilität und auch das taktische Korsett – Stichwort Restverteidigung – scheinen nicht passend für das Team. Am besten funktioniert die ÖFB-Auswahl in einem 4-2-3-1-System kombiniert mit Unbekümmertheit im Offensivspiel und Pressing. Nicht umsonst sorgte die zweite Hälfte im Wembley-Stadion gegen den späteren Europameister für Begeisterung bei den heimischen Fans.

Sinkflug nach dem EM-Achtelfinale

Dass die Euphorie nur wenige Wochen nach diesem starken Auftritt in einen veritablen Sinkflug überging, war so nicht zu erwarten. Zwar musste bereits beim 0:4-Heimdebakel am dritten Spieltag gegen Dänemark, in dem Österreich in 15 desaströsen Minuten in der zweiten Hälfte alle vier Treffer kassierte, ein Rückschlag verdaut werden, die Hoffnung auf eine Wende war nach der EM aber noch klar vorhanden.

Eventuell war die Selbstzufriedenheit nach dem erstmaligen Erreichen eines EM-Achtelfinales zu groß. „Wichtig ist, dass man hungrig bleibt. Wenn man den Hunger verliert, bleibt man auf der Strecke“, erklärte Foda nach dem abschließenden Spiel gegen Moldawien. Der Wille war da, nur die Umsetzung auf dem Rasen ließ zu wünschen übrig.

Fehler von Routiniers wie Martin Hinteregger (Elferfoul beim 0:1 gegen Schottland) und auch Aleksandar Dragovic in Israel waren nur die Spitze des Eisberges von einer Reihe von individuellen Fauxpas, die sich wie einer roter Faden durch die WM-Quali zogen. Insgesamt kassierte das ÖFB-Team 17 Gegentore und damit gleich zehn mehr als der Tabellenzweite Schottland. Der Treffer von Moldawien, der letztlich auch den dritten Gruppenplatz kostete, war ebenfalls mehr als entbehrlich. „Insgesamt haben wir zu viele Gegentore erhalten“, konstatierte auch Teamchef Foda.

Martin Hinteregger und Florian Grillitsch gegen Che Adams
APA/Herbert Neubauer
Das Foul von Martin Hinteregger im Heimspiel gegen Schottland führte zum entscheidenden Elfmeter

Fehlende Effizienz und Kreativität

Auf der anderen Seite des Spielfelds ließen hingegen die Effizienz vor dem Tor, das nötige Tempo und Kreativität zu wünschen übrig. Auch im abschließenden Spiel gegen Moldawien war die fehlende Torausbeute ein großes Thema (Foda: „Das war wieder das einzige Manko.“). Nur fällt das gegen einen überforderten Gegner nicht ins Gewicht. Gegen Schottland kostete das hingegen wertvolle Punkte. Auch in Israel hätte das ÖFB-Team nach einem starken Beginn in Führung gehen müssen, stattdessen ging die Partie in eine ganz andere Richtung.

Nach der angekündigten Analyse sollte Foda aber wissen, wo die Hebel anzusetzen sind. „Wir müssen den Blick nach vorne richten und den Fokus auf uns legen, egal welchen Gegner wir ziehen. Wichtig wird sein, dass alle Mann an Bord sind. Wir müssen unser Spiel auf den Platz bringen, jeder Spieler muss 100 Prozent abrufen. Es ist wie bei der EM, nur dann halt im März. In einem Spiel ist alles möglich“, erklärte Foda.