Mercedes Pilot Lewis Hamilton
Reuters/Lars Baron
Formel 1

Hamilton spielt Trumpf Routine aus

Mit 14 Punkten Vorsprung auf Lewis Hamilton geht Max Verstappen in die letzten drei Rennen der WM-Saison 2021. Doch nicht der niederländische Spitzenreiter, sondern der britische Titelverteidiger scheint vor dem Premierenrennen auf dem Losail International Circuit am Sonntag in Katar psychologisch im Vorteil zu sein. Vor allem die zuletzt in Brasilien zur Schau gestellte neue Motorenpower von Mercedes und die Routine in WM-Duellen sprechen für Hamilton.

Über dieses Rennen werde man „zu Recht noch viele Jahre sprechen“, hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff mit Rückblick auf den Grand Prix in Sao Paulo am Sonntag gesagt. Der 36-jährige Hamilton, der seinen achten WM-Titel und damit den alleinigen Rekord jagt, ließ sich von nichts und niemandem aufhalten. Nicht vom verbissen kämpfenden Verstappen, nicht von einer Disqualifikation und einer Strafversetzung. Hamilton holte seinen 101. Grand-Prix-Sieg und schloss bis auf 14 Punkte zu dem zwölf Jahre jüngeren Verstappen auf.

Was Verstappens Red-Bull-Team im Saisonfinale besonders Sorgen bereitet: Auf den Geraden ist Hamilton nach einem Motorenwechsel wieder enorm schnell. Mit diesem Aufschwung hatte kaum noch jemand gerechnet. Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko sprach schon davon, dass den Silberpfeilen beim Antrieb ein „Meisterwerk gelungen sei“, sagte er dem Fachmagazin „Auto, Motor und Sport“ und zeigte sich beeindruckt, „so eine Rakete im entscheidenden Teil der Meisterschaft herbeizuzaubern“. Ob das nur am neuen Motor oder auch an einem modifizierten Heckflügel liegt, ist noch unklar.

Mercedes Pilot Lewis Hamilton jubelt nach dem Sieg beim Grand Prix von Brasilien.
Reuters/Lars Baron
Hamilton ließ zuletzt in Brasilien die Muskeln spielen und erhöhte damit den Druck auf Red Bull deutlich

Aber nachdem Hamilton schon abgeschrieben wurde, weil Verstappen ihm Woche für Woche Punkte abnahm, ist dieser Trend nun gestoppt. Der siebenfache Weltmeister hat den Vorteil jahrelanger Erfahrung im Kampf um den Titel, während das für seinen niederländischen Widersacher alles neu ist. In den vergangenen vier Jahren war Hamilton allerdings spätestens drei Rennen vor Schluss Champion. Letztmals richtig gefordert wurde er 2016, als bis zum finalen Grand Prix alles offen war. Am Ende unterlag er seinem Teamkollegen Nico Rosberg. Es war das einzige Mal seit 2014, dass Hamilton nicht Weltmeister wurde.

Zwei neue Strecken und Psychospielchen

Nun stehen zwei für die Formel 1 ganz neue Strecken in Doha und in zwei Wochen im saudi-arabischen Dschidda an, ehe es zum Saisonfinale nach Abu Dhabi geht. Und auch wenn Hamilton über mehr Routine verfügt, gibt es keinen Grund, Verstappen abzuschreiben. Die Spitzenposition hat er sich mit neun Rennsiegen in den bisherigen 19 WM-Läufen verdient, während Hamilton nur sechsmal gewonnen hat. „Wir haben noch drei Rennen vor uns, also geht es darum, zu pushen und als Team alles zu tun, um die Leistung auf der Strecke zu maximieren“, sagte Verstappen.

Hamilton hat aber sicher eine Chance, die Leistungen von Verstappen doch zu beeinflussen. Denn Psychospielchen sind dem Routinier nicht fremd. Zuletzt machte er auch in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ eine entsprechende Andeutung in diese Richtung. Es gebe etwas, das viele seiner Gegner gemeinsam hätten, so Hamilton: „Sie waren alle geistig verletzlich. Und das ist eine interessante Beobachtung, wie ich finde.“