Fall Peng Shuai: Sportlervereinigung attackiert IOC

Im Fall der Tennisspielerin Peng Shuai hat die Sportlervereinigung Global Athlete das Internationale Olympische Komitee (IOC) und dessen Präsidenten Thomas Bach hart attackiert. Die Mitteilung des IOC über eine Videotelefonat Bachs mit der Chinesin mache „das IOC mitschuldig an der bösartigen Propaganda der chinesischen Behörden und deren mangelndem Interesse an grundlegenden Menschenrechten und Gerechtigkeit“, teilte die Athletenunion am Montag mit.

Bach führte am Sonntag ein Videotelefonat mit Peng Shuai. Wie das IOC mitteilte, waren auch die Vorsitzende der IOC-Athletenkommission, Emma Terho aus Finnland, und das chinesische IOC-Mitglied Li Lingwei anwesend. Zu Beginn des 30-minütigen Anrufs habe Peng Shuai dem IOC für die Sorge um ihr Wohlergehen gedankt.

Peng Shuai offenbar in Sicherheit

Sie erklärte, dass sie in Sicherheit sei und wohlauf in ihrem Haus in Peking lebe, aber dass ihre Privatsphäre zu dieser Zeit respektiert werden solle. Deshalb verbringe sie ihre Zeit gerade am liebsten mit Freunden und Familie. Trotzdem werde sie sich weiterhin dem Tennis widmen, dem Sport, den sie so liebe.

„Ich war erleichtert zu sehen, dass es Peng Shuai gut ging, was unsere Hauptsorge war. Sie schien entspannt zu sein. Ich bot ihr unsere Unterstützung an und bot ihr an, jederzeit in Kontakt zu bleiben, was sie offensichtlich schätzte“, sagte Terho der IOC-Mitteilung zufolge. Am Ende des Gesprächs lud Bach Peng Shuai zu einem Abendessen ein, sobald er im nächsten Jänner in Peking ankomme. Sie habe die Einladung angenommen, hieß es vom IOC.

Sportlervereinigung bleibt misstrauisch

Global Athlete indes betonte, dass eine Videoschaltung keineswegs garantiere, dass Peng Shuai sicher und wohlauf sei. In der Stellungnahme des IOC werde nicht erwähnt, dass die 35-Jährige Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs erhoben habe und zwei Wochen verschwunden gewesen sei. Mit seiner Einladung zum Abendessen an Peng Shuai habe Bach die „todernste Situation verspottet, die leider zu vielen weiblichen Athleten sehr vertraut ist“.

Die Sportlervereinigung erneuerte ihre Forderung, Chinas Olympisches Komitee zu suspendieren, bis Peng Shuai eine sichere Ausreise aus China ermöglicht werde und ihre Vorwürfe Gegenstand einer Untersuchung würden. Mit seiner Haltung in der Sache habe das IOC erneut bewiesen, dass es „Athleten im Stich lässt, an der Seite von gewaltsamen autoritären Regimen steht und Menschenrechte ignoriert“, hieß es in der Stellungnahme von Global Athlete.

Peng Shuai erhob Vorwürfe

Peng Shuai hatte Anfang November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht. Seitdem war sie nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Chinas Staatsmedien hatten am Wochenende Videoclips in Umlauf gebracht, die gleichfalls belegen sollten, dass es der früheren Weltranglistenersten im Doppel gut gehe.

Für das IOC hat der Fall zusätzliche Brisanz, da Chinas Hauptstadt Peking im Februar Gastgeber der Olympischen Winterspiele ist.