Jubel der Sturm-Spieler Alexander Prass und Manprit Sarkaria
APA/Erwin Scheriau
Bundesliga

Sturm feiert 3:3 wie einen Sieg

Sturm-Graz-Trainer Christian Ilzer hat am Sonntag einen Punkt gegen den LASK wie einen Sieg gefeiert. Seine von zahlreichen CoV-Fällen nur halbwegs erholte Truppe kam vor eigenem Publikum nach 0:3 gegen den LASK noch zu einem 3:3 und jubelte über ein „geiles Spiel“ (Torschütze Manprit Sarkaria). Ilzer, dessen Elf Platz zwei vom WAC zurückholte, zeigte sich stolz: „Die Reaktion auf die Widrigkeiten zeigt ihre Mentalität und den Charakter.“ Auch die WSG Tirol gab ein kräftiges Lebenszeichen von sich.

„Die letzten zwei Spiele, das 1:1 in San Sebastian und das 3:3 heute, habe ich den Umständen entsprechend wie Siege erlebt“, sagte Sturm-Coach Ilzer. 40 Minuten lang schaute sein Team wie der sichere Verlierer aus: Der LASK agierte viel präsenter und aggressiver, Sturm war mit Ilzers Worten „gefühlt verloren, zu langsam, zu lethargisch.“

Was angesichts der Vorgeschichte mit dem überstandenen Cluster für ihn aber „keine Überraschung“ gewesen sei. Auch wenn nicht alles mit dem Coronavirus erklärbar sei: „Wir strotzen nicht vor Kraftreserven. Jeder, der Corona gehabt hat, weiß, wie sich das nach drei, vier Tagen (nach Genesung, Anm.) anfühlt“, betonte der Steirer. „Natürlich fehlen den Spielern noch die Dynamik und Handlungsschnelligkeit im Kopf.“

Sturm jubelt über „geiles Spiel“

Sturm Graz hat das 3:3 nach 0:3-Rückstand gegen den LASK wie einen Sieg gefeiert. Torschütze Manprit Sarkaria jubelte über ein „geiles Spiel“. Auch die WSG Tirol gab ein kräftiges Lebenszeichen von sich.

„Es war neblig und düster“, spielte Ilzer auf den November-Abend an, „und so hat es bis zum Anschlusstor auch in unseren Köpfen ausgeschaut“. Lukas Grgic (26.), Mamoudou Karamoko (32.) und Sascha Horvath (36.) hatten den guten Start der „Athletiker“ belohnt, Sturm schien am Boden. Doch das 1:3 durch Kelvin Yeboah (44.) knapp vor der Pause wirkte wie eine Moralinjektion – Sarkaria (64.) und noch einmal Yeboah (80.) schafften das scheinbar Unmögliche.

Sturm-Trainer Christian Ilzer
GEPA/Chris Bauer
Die ersten 40 Minuten hatte Sturm-Trainer Ilzer nicht viel zu lachen, danach umso mehr

„Wir waren in der zweiten Hälfte viel präsenter, auch bei zweiten Bällen. Die Einwechselungen von Kuen und Jantscher haben das Spiel belebt, und wir waren am Ende dem Sieg näher als der LASK“, stellte Ilzer fest. „Die Motivationsschwelle kann man mit Training und positivem Denken nach oben schrauben, sodass eine Mannschaft, auch wenn sie müde ist, über Grenzen gehen kann.“

Den kommenden Aufgaben, darunter das Europa-League-Gastspiel bei PSV Eindhoven am Donnerstag, blickte er hoffnungsfroh entgegen: „Ich glaube und hoffe, dass wir in der zweiten Hälfte den Corona-Teufel vertrieben haben.“ Freilich bleibe abzuwarten, „wie sich diese Belastungen in der Regenerationszeit auswirken“.

LASK-Trainer Wieland „stinksauer“

Auch wenn Sturm nun schon drei Liga- bzw. sechs Pflichtspiele in Folge ohne Sieg ist. Im Vergleich zum LASK schaut die Lage für den Tabellenzweiten, der mit einem Spiel weniger punktegleich mit dem WAC ist, recht gut aus. Die Linzer, die nur einen Punkt vor Schlusslicht Altach liegen, verpassten den zweiten Ligasieg in Folge und mussten sich dafür hauptsächlich selbst an der Nase nehmen – Gelb-Rot für Rene Renner im Finish (78.) machte die Sache nicht leichter.

„Ich bin stinksauer, dass wir das 3:0, eine komfortable Führung, aus der Hand gegeben haben“, so Coach Andreas Wieland. „Wir haben Intensität und Tempo in Hälfte zwei nicht halten können. Das wollten wir durch die Wechsel aufrechterhalten, was nicht gelungen ist.“

Tirol überrascht mit Rekordsieg

Ausgerechnet das ehemalige Schlusslicht WSG Tirol hat unterdessen die Siegesserie des WAC in der Bundesliga beenden können. Und das nicht nur irgendwie. Vor allem dank eines überragenden Giacomo Vrioni wurde die Abwehr der Kärntner beim 5:1 im Tivoli Stadion Tirol am Sonntag richtig auseinandergenommen und konnte der höchste Erfolg im Oberhaus in der Clubgeschichte eingefahren werden. „Es war ein perfekter Tag“, betonte der von Juventus ausgeliehene Vrioni.

Der 23-Jährige zeigte seine beste Vorstellung im WSG-Dress und trug sich auch zweimal (26., 85.) in die Schützenliste ein. Genaugenommen durfte der in Italien geborene Albaner über einen Triplepack jubeln, die Aktion des Abends wurde aber als Eigentor von WAC-Goalie Alexander Kofler gewertet. Das sorgte auch beim „Man of the Match“ für Kopfschütteln. „Für mich gehört das Tor mir“, sagte der WSG-Stürmer ganz klar. Er hatte zuerst mit einem zu langen Haken an Kofler vorbei eine Topchance vertändelt, spazierte dann aber durch die Abwehr und traf dank des Körpers des WAC-Goalies aus unmöglichem Winkel.

Jubel von Giacomo Vrioni (Wattens)
GEPA/Patrick Steiner
Juventus-Leihspieler Giacomo Vrioni geigte beim 5:1 der Tiroler gegen den WAC ordentlich auf

„Das 3:1 war Weltklasse gemacht. Du brauchst aber auch Glück und Selbstvertrauen, dass das passieren kann“, meinte WSG-Trainer Thomas Silberberger. Speziallob für seinen Angreifer gab es natürlich, auch da er sich noch einen Assist gutschreiben lassen durfte. „Sind wir froh, dass ihm der Knopf so aufgegangen ist.“ Vrioni sei nun mit Selbstvertrauen en masse ausgestattet. „Jetzt heißt es, dass ich ihn wieder einfangen muss“, so Silberberger.

In seinen jüngsten vier Pflichtspielen traf die Juve-Leihgabe immer und fünfmal, nach zwölf Pflichtspielen stehen bei ihm neun Tore zu Buche. Erinnerungen an seinen Vorgänger Nikolai Baden Frederiksen werden wach. Die Kooperation mit der „Alten Dame“ erweist sich immer mehr als Glücksfall für die Tiroler. Die hatten die Länderspielpause auch dazu verwendet, um Tacheles zu reden. „Ich habe die Mannschaft dazu ermahnt, die Einstellung so zu wählen, wie es für einen Profi gehört, ihr die Rute ins Fenster gestellt“, so Silberberger. Das soll auch Altach diese Woche zu spüren bekommen. „Der Sieg gibt Luft, jetzt wartet ein Spiel, wo wir punkten müssen“, sagte Torschütze Valentino Müller.

WAC nimmt Niederlage gelassen

Der auf Rang drei abgerutschte WAC bekommt bei der Admira die Chance zur Wiedergutmachung. „Ich habe die Siege nie überhöht und überhöhe auch die Niederlagen nicht. Ob es ein Rückfall ist, wird das nächste Spiel zeigen. Wenn wir die Lektion lernen, kann das nächste Spiel schon wieder anders aussehen“, verlautete Trainer Robin Dutt.

Nach sechs Pflichtspielsiegen musste sein Team wieder einmal als Verlierer den Platz verlassen. Und das leistungsgerecht. „Sie haben ihre Chancen eiskalt ausgenützt, wir haben zurecht auch in der Deutlichkeit verloren“, gab der Deutsche zu. Wenn man in dieser ausgeglichenen Liga die Tagesform nicht habe, bekomme man Schwierigkeiten. „Die Ursache dafür ist im Spiel gegen den Ball zu finden. Natürlich waren wir aber auch vorne nicht effektiv“, analysierte Dutt. Ein Spektakel ist bei dieser Paarung jedenfalls garantiert. In bisher acht Ligaduellen fielen 35 Treffer, nie waren es weniger als zwei.

Kein Spektakel bei Duell der Austrias

Weit weniger spektakulär fiel das torlose Remis zwischen der Klagenfurter und der Wiener Austria aus. Die Wiener ließen vor allem in der besseren zweiten Hälfte Reife im Torabschluss vermissen. Toptorschütze Marco Djuricin wurde beim Siebenten vermisst, man habe „leider mehrere Sitzer ausgelassen“, hielt Trainer Manfred Schmid fest. „So gesehen sind es gefühlt zwei verlorene Punkte. Aber ich muss fair sein: Im Finish hätten wir das Match auch noch verlieren können.“

Austria Klagenfurt vs. Austria Wien endet 0:0

Keine Tore hat es in der Partie Austria Klagenfurt gegen Austria Wien gegeben. Die Wiener bleiben nach ihrer achten Punkteteilung der Saison damit der „Remiskönig“ der Bundesliga.

Klagenfurt-Coach Peter Pacult war angesichts der fortgesetzten Heimserie (in allen sieben Spielen ungeschlagen) gnädig. „Man muss auch einmal mit einem 0:0 zufrieden sein.“ Als Sechster – zwei Punkte vor der Austria – liegt der Aufsteiger nach Runde 15 über dem „Strich“.