Rad-an-Rad-Duell zwischen Max Verstappen (Red Bull Racing) und Lewis Hamilton (Mercedes)
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Formel 1

WM-Duell steuert auf Showdown zu

Durch den Sieg von Lewis Hamilton beim Grand Prix von Katar am Sonntag steuert das packende Titelduell auf den Höhepunkt zu. Nach Jahren der Eintönigkeit im Streben nach der WM-Krone könnte die Entscheidung im Zweikampf mit dem noch mit acht Punkten führenden Max Verstappen auf den letzten Metern fallen. Das Momentum ist aktuell auf Hamiltons Seite. Viel spricht für einen Showdown beim Finale in Abu Dhabi.

Der Titelverteidiger, der mit seinem Mercedes nach seinem Triumph in Brasilien auch bei der Premiere auf dem Losail International Circuit auftrumpfte, ist zurück in dem Modus, in dem ihn alle Gegner fürchten. „Er ist voll da. Brutal und kaltblütig“, sagte Toto Wolff. Der Teamchef von Mercedes beschreibt die Wandlung seines Superstars eindringlich. Man habe „den Löwen in ihm geweckt“, sagt er über den 36-Jährigen.

Hamilton ist hoch motiviert, Verstappen noch abzufangen, seinen insgesamt achten Titel zu holen und damit alleiniger Rekordhalter zu werden. „Die letzten beiden Wochen waren fantastisch. Aber es gibt keinen Grund für eine Party. Ich halte den Kopf unten und bleibe dran“, sagte Hamilton. Schon am Montag wollte er das Training fortsetzen, um beim Rennen am 5. Dezember in Saudi-Arabien bereit zu sein.

Momentum auf Hamiltons Seite

Durch den Sieg von Lewis Hamilton beim Grand Prix von Katar ist das Momentum im Titelkampf aktuell auf der Seite des Briten. Nach Jahren der Eintönigkeit im Streben nach der WM-Krone könnte die Entscheidung im Zweikampf mit dem noch mit acht Punkten führenden Max Verstappen auf den letzten Metern fallen.

Verstappen gibt sich kämpferisch

Verstappen könnte auf dem neuen Kurs in Dschidda seinen ersten WM-Titel unter Dach und Fach bringen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber eher gering. Wenn der Niederländer gewinnt und Hamilton maximal Siebenter wird, würde das für den Machtwechsel reichen. Es ist nur eines von mehreren Szenarien, vor allem ein Ausfall wäre für Hamilton fatal. Sollte aber Hamilton zum dritten Mal in Folge vor Verstappen gewinnen und einen Extrapunkt für die schnellste Runde erhalten, würden die Rivalen punktegleich nach Abu Dhabi reisen.

„Wir geben nicht auf, aber sicher hat uns dieses Wochenende die Geschwindigkeit gefehlt“, sagte Verstappen, der in der Wüste nahe Doha mit Platz zwei maximale Schadensbegrenzung betrieb. Eine Startplatzstrafe hatte ihn fünf Plätze zurückgeworfen, diesen Rückstand machte er gekonnt wieder wett. Nur der souveräne Hamilton blieb für ihn zu jeder Zeit unerreichbar. „Es bleibt ein Kampf bis zum Ende“, sagte der 24-jährige Herausforderer von Red Bull.

Und genau das gab es schon lange nicht mehr. Seine letzten vier WM-Titel holte Hamilton vorzeitig, oft mehrere Rennen vor dem Ende. Den letzten engen Kampf verlor er im Finale in Abu Dhabi 2016 gegen Teamkollege Nico Rosberg. Aber dass sich Piloten aus verschiedenen Teams bis zum Schluss duellierten, gab es in der Formel 1 zuletzt 2012, als sich Sebastian Vettel gegen Fernando Alonso durchsetzte.

Hamilton voller Vorfreude

„Ich fühle mich sehr positiv vor diesen beiden Rennen, sie sollten unserem Auto liegen, deswegen freue ich mich auf diesen Kampf“, sagte Hamilton. Viele hatten den 36-Jährigen bereits abgeschrieben, nachdem der Rückstand nach Verstappens Sieg in Mexiko noch 19 Punkte betrug. Die Wende gelang vor einer Woche in Brasilien. Nach einer nachträglichen Disqualifikation im Qualifying und einer Startplatzstrafe war er in Interlagos nicht zu schlagen.

Lewis Hamilton (Mercedes) mit dem Siegerpokal von Katar
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Der Sieg in Katar eröffnete Lewis Hamilton wieder eine realistische WM-Chance

„Wenn Widrigkeiten auftreten, ist er in der Lage, seine Kräfte zu mobilisieren“, erklärte Wolff das Erfolgsrezept seines Topfahrers. Spätestens nach dem Triumph in Katar ist das Momentum trotz knappen Rückstands wieder auf der Seite des Rekordjägers mit nun schon 102 Grand-Prix-Erfolgen. Vor allem ist Hamilton derzeit mit dem stabileren Paket unterwegs. Form und Auto sprechen für ihn.

„Großer Kampf bis ganz zum Ende“

Verstappen glaubt trotzdem daran, seinen knappen Vorsprung ins Ziel zu retten. Als Team habe Red Bull „dieses Jahr einen unglaublichen Job gemacht im Vergleich zu den Vorjahren“, sagte er. Der letzte Schritt wird aber der schwerste. „Wir müssen einfach weiter Druck machen“, forderte Verstappen. Psychospielchen zwischen den Silberpfeilen und Red Bull, Racing bis an den Rand des Erlaubten – die Hetzjagd um den Titel bietet viel. „Wer gewinnen wird, verdient den Sieg“, sagte Wolff.

Red-Bull-Racing-Teamchef Christian Horner und Fahrer Max Verstappen
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Red-Bull-Teamchef Christian Horner und Max Verstappen stehen im Saisonfinale vor einer Herausforderung

In der Konstrukteurswertung liegt Mercedes noch mit fünf Punkten vorne. Zum achten Mal können die Silberpfeile in dieser ebenfalls wichtigen Kategorie nun schon triumphieren, Hamilton mit seinem achten Fahrertitel Michael Schumacher endgültig übertrumpfen. „Es ist so eng zwischen den beiden Autos. Das alles deutet auf einen großen Kampf bis ganz zum Ende hin“, sagte Hamilton.