Manuela Zinsberger (Arsenal)
Reuters/Andrew Couldridge
Fußball

Arsenal holt alles aus Zinsberger heraus

Wenn Österreichs Fußballfrauennationalteam am Samstag (13.30 Uhr, live in ORF1) in der WM-Qualifikation in Sunderland auf den Gruppenfavoriten England trifft, dann hat das für Manuela Zinsberger zumindest ein wenig Heimspielcharakter. Schließlich spielt die Torfrau seit zwei Jahren für Arsenal auf der Insel. Mit dem Wechsel von Bayern München nach London hat sich die Galionsfigur des ÖFB-Teams sportlich wie menschlich weiterentwickelt.

Vor zwei Jahren wechselte die Niederösterreicherin, die seit 2013 das ÖFB-Tor hütet und beim EM-Sommermärchen 2017 eines der Gesichter des sensationellen Halbfinal-Einzugs war, vom deutschen Topclub nach England, um sich einer neuen Herausforderung zu stellen. „Als ich damals von den Bayern zu Arsenal gewechselt bin, habe ich gar nicht gewusst, welches Potenzial ich noch in mir habe“, sagte die 26-Jährige bei einem Medientermin auf ORF.at-Nachfrage. „Ich dachte, zehn Prozent würden noch gehen, aber es waren eher 45.“

Mit dem Wechsel von Deutschland nach England gelang Zinsberger ein weiterer Sprung in ihrer sportlichen und menschlichen Entwicklung. „Ich habe in Sachen Professionalität noch einmal einen Schalter umgelegt, sei es in Sachen Ernährung, individuelles Training oder auch Videoanalysen“, schilderte Österreichs Fußballerin des Jahres 2020.

Frauen-Nationalteam tritt in WM-Quali gegen England an

Österreichs Frauen-Nationalteam tritt am Samstag in der WM-Qualifikation gegen den makellosen Tabellenführer England an.

Ihre Bilanz nach zwei Jahren fällt daher überaus positiv aus: „Ich finde es cool, den Schritt gemacht zu haben. Es bleibt immer Luft nach oben, ich bin sehr selbstkritisch, aber auch stolz auf auf mich. Ich versuche, mit den Coaches Pläne zu machen, um noch mehr zu erreichen.“

Als Führungsfigur gereift

Menschlich habe das Leben in London auch einiges bewirkt. Dass die Niederfellabrunnerin für viele Späße zu haben ist, ist vor allem hierzulande bekannt. Doch im Mutterland des Fußballs habe sie auch an ihrer ernsthaften Seite gearbeitet. „Ich habe mich noch mehr zu einer Führungsfigur entwickelt, schaue mir da auch viel von anderen Spielerinnen wie natürlich Viktoria Schnaderbeck oder Kim Little ab.“

ÖFB Spielerin Manuela Zinsberger in Aktion.
GEPA/Panoramic/Philip
Zinsberger geht auch im ÖFB-Team voran, seit 2013 hütet sie das Tor des österreichischen Frauennationalteams

Zinsberger versucht, ein sicherer Rückhalt zu sein und Verantwortung zu übernehmen („verbal als auch nonverbal“). „Da habe ich mich schon mal sehr weiterentwickelt“, sagte die Schlussfrau, die sich diesbezüglich auch abseites des Platzes weiterbildet. Auf dem Rasen hat sie mit 19 Jahren den Weg ins Tor gefunden hat und eine steile Entwicklung über Neulengbach, München nach London genommen.

Mit „Gunners“ an Tabellenspitze

Mit den „Gunners“ führt sie nach acht Spieltagen die Tabelle der Women’s Super League mit sieben Siegen an. In der UEFA Women’s Champions League steht sie vor dem Aufstieg ins Viertelfinale. „Ich bin mit dem Verlauf der Saison sehr zufrieden. Bis auf die Spiele gegen Barcelona (1:4) und Tottenham (1:1) haben wir alles gut gemacht. Gegen Barca haben wir unsere Grenzen aufgezeigt bekommen und gesehen, was wir international besser machen müssen.“

Was das Zuschauerinteresse betrifft, ist sie schon an der richtigen Adresse. In England wird Frauenfußball gelebt. „Wenn wir in unserem kleinen Stadion spielen, herrscht schon eine richtig gute Stimmung.“ In Sunderland werden am Samstag bis zu 18.000 Zuschauer erwartet.

Vorgeschmack auf 75.000 im Old Trafford

Das CL-Heimduell mit Barcelona steigt dann im Emirates Stadion ihrer männlichen Vereinskollegen. Vor zwei Jahren spielte Zinsberger schon einmal in einem Nordlondon-Derby auswärts gegen Tottenham vor rund 40.000 Zuschauern, ein Vorgeschmack für den EM-Auftakt 2022, wenn Österreich im Old Trafford in Manchester wiederum auf England trifft und schon klar ist, dass 75.000 Zuschauer kommen werden.

Allgemein erlebt der Frauenfußball in ihrer jüngsten Wahlheimat viel an Zuspruch. „Der Verband macht einiges, nimmt Geld in die Hand. Die Spiele werden live übertragen, da kannst du viel mehr Aufmerksamkeit erregen. Über Social Media wird viel gepusht, das lockt Investoren“, sagte Zinsberger. „Es kommt auf viele Faktoren an, aber Deutschland oder auch andere Ligen können sich da viel abschauen.“

„Wir geben Gas, um Vorbilder zu sein“

Österreich kann da freilich nicht mithalten, aber Zinsberger lobt die Entwicklung, auch was die Liga angeht: „Es werden kleine Schritte gemacht, das muss man auch einfach langfristig angehen.“ Lob gibt es auch für den Verband. „Wir haben mittlerweile richtig großen ‚Staff‘ beim ÖFB-Team, mit dem man sehr gut und detailliert arbeiten kann.“

Selbst sieht sie sich und ihre ÖFB-Kolleginnen weiterhin gefordert. „Wir geben im Team Gas, um Vorbilder zu sein und dementsprechend etwas weiterzubringen.“ Das gilt auch für die EM, denn Zinsberger blickt nicht zurück, wenn es um die Entwicklung geht. „Dann geht es nicht mehr um das Sommermärchen, sondern um etwas ganz Neues.“