Auslosungsbälle
Reuters/Arnd Wiegmann
WM-Qualifikation

Hochspannung vor Play-off-Auslosung

Die mit Spannung erwartete Auslosung des Play-off für die Fußball-WM 2022 hält für Österreichs Nationalmannschaft Gegner in unterschiedlichen Güteklassen bereit. Die ÖFB-Auswahl könnte am Freitag (17.20 Uhr, live in ORF1) am FIFA-Sitz in Zürich Kontrahenten zugeteilt bekommen, die sich durchaus in Reichweite befinden, allerdings drohen auch Duelle mit Kalibern wie Italien und Portugal. Zwei Spiele müssen Ende März 2022 gewonnen werden, um das Ticket für die Endrunde in Katar zu lösen.

Insgesamt zwölf Teams werden in drei Pfade gelost, deren Sieger haben ihren Platz beim Wüstenturnier fix. David Alaba und Co. sind aufgrund des im Vorjahr geschafften Nations-League-Gruppensieges im Play-off dabei und bestreiten ihre Auftaktpartie als ungesetzte Mannschaft auswärts.

Sollte es in diesem Match eine Niederlage setzen, ist der Traum von der ersten WM-Teilnahme seit 1998 schon wieder ausgeträumt. In diesem Fall würde drei oder vier Tage später ein Testspiel wohl gegen einen anderen Play-off-Verlierer über die Bühne gehen. Im Falle eines Sieges im Halbfinale gäbe es ein Finale – ob daheim oder in der Fremde, wird ebenfalls bereits am Freitag festgelegt. „Es wäre schön, wenn wir im zweiten Spiel ein Heimspiel zugelost bekommen“, sagte ÖFB-Teamchef Franco Foda.

Foda hat keinen „Wunschgegner“

Davor muss aber ein Auswärtssieg gelandet werden. Mögliche Gegner sind Europameister Italien, Portugal mit Cristiano Ronaldo sowie Russland, Schottland, Schweden und Wales. „Wir haben in dem Sinn keine Wunschgegner, auf diesem Niveau sind alle Teams eine große Herausforderung. Jedes Spiel hat seinen Reiz, es sind Finalspiele, in denen es für die Mannschaften um alles geht. Jeder will zur WM fahren“, meinte Foda. Einen Wunsch gab der Deutsche dann aber doch ab: „Eine kurze Anreise wäre sicher kein Nachteil.“

Grafik zur Auslosung
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Mit allen möglichen Kontrahenten hat das Nationalteam erst in jüngerer Vergangenheit Bekanntschaft gemacht. Schottland war Gegner in der abgelaufenen WM-Qualifikation (2:2 auswärts, 0:1 daheim), gegen den späteren Europameister Italien kam trotz starker Leistung im EM-Achtelfinale mit 1:2 nach Verlängerung das Out.

Gegen Schweden (1:1 daheim, 4:1 auswärts) und Russland (1:0 daheim, 1:0 auswärts) setzte man sich in der Qualifikation für die EM 2016 durch, 2018 gab es unter Foda gegen diese Nationen auch Heimsiege in Testspielen. Bei der EM 2016 erkämpften die Österreicher in der Gruppenphase ein glückliches 0:0 gegen den späteren Champion Portugal. In den Monaten danach gab man in der Quali für die WM 2018 gegen Wales kein gutes Bild ab (2:2 daheim, 0:1 auswärts).

Die möglichen ÖFB-Gegner im Play-off-Halbfinale

  • Italien: Der Europameister blieb in der Qualifikation ungeschlagen, wurde aber dennoch nur Gruppenzweiter hinter der Schweiz. Hätte Jorginho einen seiner beiden Elfer gegen die Eidgenossen verwertet, müssten die „Azzurri“ nicht nachsitzen. Österreich und Italien kennen einander aus dem jüngsten Duell bestens. Auf dem Weg zum EM-Triumph nahm das Team von Roberto Mancini die ÖFB-Achtelfinal-Hürde Ende Juni mit einem 2:1 nach Verlängerung. Die Stärke Italiens ist die mannschaftliche Geschlossenheit. An Play-off-Spiele hat man allerdings schlechte Erinnerungen, wurde die WM 2018 doch nach einer Pleite gegen Schweden verpasst.
  • Portugal: Cristiano Ronaldo ist seit Jahren das Aushängeschild der „Selecao“. Für den mittlerweile 36-Jährigen wäre eine Qualifikation für Katar gleichbedeutend mit der fünften WM-Teilnahme nach 2006, 2010, 2014 und 2018. Doch Portugal ist nicht Ronaldo alleine. Trainer Fernando Santos steht eine ganze Riege von Profis aus Spitzenteams zur Verfügung. Manchester-City-Verteidiger Ruben Dias war in der Premier League der Fußballer des Jahres, Bruno Fernandes spielt beim Stadtrivalen ManUnited. Österreich traf zuletzt in der EM-Vorrunde 2016 auf Portugal. Ronaldo vergab beim 0:0 in Paris einen Elfmeter, drei Wochen später bejubelten die Iberer den EM-Titel.
  • Russland: An Russland hat Österreich dank Marc Janko und Rubin Okotie gute Erinnerungen. Jeweils 1:0 siegte das ÖFB-Team auf dem Weg zur EM 2016. Die „Sbornaja“ setzt sich fast gänzlich aus Profis aus der russischen Liga zusammen, eine Ausnahme ist Aleksej Mirantschuk von Atalanta Bergamo. Nicht mehr dabei ist Stanislaw Tschertschessow, der Ex-Tirol-Torhüter wurde im Sommer nach dem EM-Aus als Teamchef abgelöst. Waleri Karpin übernahm den Posten. Probleme gab es zuletzt mit Russlands Rekordtorschützen Artem Dsjuba. Der Angreifer von Zenit St. Petersburg wurde für das entscheidende Gruppenspiel in Kroatien nicht berücksichtigt.
  • Schottland: Die Erinnerungen an die Schotten könnten frischer nicht sein: In der Quali gab es im März ein 2:2 in Glasgow und im September ein 0:1 in Wien. Das Team von Trainer Steve Clarke befindet sich derzeit im Hoch, neben Schlüsselspielern wie Liverpools Andy Robertson, Scott McTominay von Manchester United und Kieran Tierney von Arsenal agieren auch die übrigen Akteure als Einheit. Wie Österreich qualifizierten sich die Schotten zuletzt 1998 für eine WM. Schon die EM im vergangenen Sommer hatten sie erstmals seit 1996 erreicht.
  • Schweden: Bei den Schweden konzentriert sich die Aufmerksamkeit wieder auf Zlatan Ibrahimovic – der erst heuer wieder ins Team zurückgekehrte Altstar ist im Play-off-Halbfinale allerdings gesperrt. Auch ohne den 40-Jährigen verlief die Quali lange Zeit nach Maß, im Finish schwächelte Schweden aber und musste Spanien den Vortritt lassen. Die Skandinavier waren ÖFB-Gegner in der Qualifikation für die EM 2016. Einem 1:1 in Wien folgte ein 4:1-Erfolg der Österreicher in Stockholm, „Ibra“ war stets dabei. Die jüngeren Stars – Emil Forsberg von RB Leipzig, Alexander Isak von Real Sociedad und Dejan Kulusevski von Juventus Turin – spielen vor allem in der Offensive. Kapitän Victor Lindelöf verteidigt für Manchester United.
  • Wales: Wie Österreich hätten sich die Waliser als Nations-League-Gruppensieger der Liga B für das Play-off qualifiziert, sie schafften es als Zweite hinter Belgien aber auch über die Quali. Gareth Bale ist wegen seiner Verletzungsanfälligkeit ein Unsicherheitsfaktor, im Teamtrikot vergaß der Real-Madrid-Legionär aber oft seine Blessuren. Die Briten haben mit Mittelfeldmann Aaron Ramsey von Juventus einen weiteren Leader in der Elf, ansonsten spielen gestandene Profis aus der englischen Premier League. Österreich war gegen Wales in der Quali für die WM 2018 erfolglos. Einem 2:2 in Wien folgte ein 0:1 in Cardiff. Ryan Giggs ist eigentlich Teamchef, aufgrund eines Gerichtsprozesses wegen häuslicher Gewalt vertritt ihn aber schon seit einem knappen Jahr Rob Page.