Anderson Niangbo, Jusuf Gazibegovic und Alexander Prass (Sturm)
GEPA/Chris Bauer
Europa League

Sturm Graz fehlt für Kraftakt „der Punch“

Die Hoffnungen von Sturm Graz, in der UEFA Europa League vielleicht doch noch das Ruder herumzureißen, wurden am Donnerstag endgültig zerschlagen. Nach der 0:2-Pleite bei PSV Eindhoven, der vierten Niederlage im fünften Gruppenspiel, haben die Steirer einen Spieltag vor Schluss keine Chance mehr, im Europacup zu überwintern. „Wir waren zu harmlos“, meinte Coach Christian Ilzer. „Uns hat nach vorne dieser Punch gefehlt.“

Dabei hatten sich die Grazer für das Gastspiel in Eindhoven einen Plan zurechtgelegt. Doch nahmen sich die „Blackies“ wieder einmal selbst den Wind aus den Segeln. „Wir haben uns beide Tore selbst gemacht“, sagte Ilzer. Carlos Vinicius (45.) brachte die Niederländer kurz vor der Halbzeit per Elfmeter in Führung, Bruma traf zum Endstand (55.). Um in die der Conference League umzusteigen, hätte Sturm auf den dritten Platz in der Gruppe B vorrücken müssen. Das ist nun nicht mehr möglich, da die Grazer nur einen Punkt auf dem Konto haben – der derzeit Dritte Real Sociedad aber schon sechs.

„Wir haben einen Plan gehabt, wo wir gesagt haben, wir überlassen das Spiel PSV. PSV hat uns mit Ballbesitz kontrolliert, aber sie haben nahezu keine Torchancen vorgefunden. Sie haben viel in die Breite gespielt, wir haben alles, was in die Tiefe gegangen ist, kontrolliert“, umriss Ilzer seine Taktik, die zu Beginn gut zu greifen schien. Allerdings gab es einen wesentlichen Makel: „Wir waren nach vorne zu harmlos. Da hat uns dieser Punch gefehlt, dieser Nachdruck. Diese Qualität, aus engen Räumen rauszukommen.“ Der mutmaßliche Geschwindigkeitsvorteil gegenüber Eindhovens Abwehrchef Andre Ramalho kam so nie zum Tragen.

Niederlagen für Sturm und Rapid

Während sich Sturm Graz in der Fußball-Europa-League verabschiedet hat, hofft Rapid noch auf einen Verbleib im internationalen Geschäft. Bei einem Sieg am letzten Spieltag in Genk würden die Hütteldorfer ins Sechzehntelfinale der Conference League umsteigen.

Nackenschlag kurz vor der Pause

Ein 0:0-Pausenstand „wäre der Schlüssel gewesen“, gab sich Ilzer im ORF-Interview dennoch überzeugt. „Dann hätten wir natürlich Anpassungen vorgenommen. Und dann ist leider dieses Tor passiert.“ Zunächst patzte Dante, dann schlug David Affengruber im Strafraum neben den Ball, der Haken schlagende Mario Götze wurde von Jörg Siebenhandl zu Fall gebracht. „Ich denke, wir haben in der ersten Hälfte nicht viel zugelassen sonst, sie haben nicht so viele Chancen gehabt. Das war dann umso bitterer, dass wir aus so einer Situation das 1:0 bekommen“, berichtete Lukas Jäger. Danach sei es schwer gewesen, in die Partie zurückzufinden, führte der Vorarlberger aus.

Auch zu Beginn der zweiten Hälfte fand Sturm offensiv nur als zarter Luftstoß statt, während PSV mit der zweiten Chance nach Wiederbeginn erneut anschrieb. „Ich glaube, dass wir drin gewesen wären, wenn wir mit 0:0 in die Pause gegangen wären“, befand auch Jakob Jantscher, gab aber ehrlich zu: „Man muss anerkennen, dass das eine andere Qualität ist. Über 90 Minuten haben wir relativ wenig Zugriff gehabt, wenige Chancen gehabt, am Schluss ein paar Weitschüsse. Aber wenn du da was holen willst, musst du viel aktiver spielen, das ist uns absolut nicht gelungen.“

Blutleerer Auftritt hinterlässt Fragen

Die Gründe für den eher blutleeren Auftritt liegen vorerst im Dunkeln. Ilzer hatte eine eher ungewohnte 4-3-2-1-Formation gewählt, Mittelfeldraute und das aus dem Ligaalltag bekannte Pressing in der Schublade gelassen. Ob als strategischer Kniff oder notgedrungen, weil seinen Spielern Nachwirkungen von Coronavirus-Infektionen zu schaffen machen, werden nur die Betroffenen selbst wissen. Die meisten der im Sturm-Lager vom Coronavirus erfassten Spieler hatten laut Clubangaben nur mit höchstens leichten Symptomen zu kämpfen. Das ist aber medizinisch keine Garantie dafür, dass die Fitness einiger nicht lange Zeit durch lästige Spätfolgen beeinträchtigt sein könnte.

Sturm kann, ja muss sich jedenfalls nun auf die heimische Bundesliga konzentrieren. Die Grazer sind mittlerweile 15 Punkte hinter Tabellenführer Salzburg zurückgefallen, wobei sie noch das Nachtragsspiel gegen Altach am Dienstag in der Hinterhand haben. Davor wartet noch am Sonntag in Wien die Austria. „Jetzt kommen viele Spiele auf uns zu, viele in der Meisterschaft. Das sind viele Punkte, die wir gutmachen können“, machte sich Affengruber Mut.