Bayern-Präsident Herbert Hainer
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Fußball

Eskalation bei Bayerns Hauptversammlung

Die Jahreshauptversammlung von Bayern München ist am Donnerstagabend unter Protesten und chaotischen Umständen zu Ende gegangen. Uli Hoeneß stand schon am Rednerpult, doch der Ehrenpräsident verließ das Podium nach kurzer Zeit wortlos. Der Aufruhr gegen die Bayern-Bosse mit Präsident Herbert Hainer als zentraler Reizfigur war rund um das Streitthema Katar-Sponsoring eskaliert.

Lautstarke „Hainer raus, Hainer raus“-Rufe hallten um Mitternacht durch den Audi Dome, weil der Präsident nach fünf Stunden Versammlung die Wortbeiträge abrupt stoppte und die Versammlung für beendet erklärte. Ein ausgebremstes Mitglied stellte sich auf einen Sessel und hielt seine Rede ohne Mikrofon.

„Wir sind Bayern – und ihr nicht“, riefen die empörten Mitglieder – und auch: „Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt.“ Der fassungslose Hoeneß sagte dem „kicker“: „Darüber muss ich erst einmal schlafen. Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe.“

Bayerns Ex-Präsident Uli Hoeneß im Publikum
Reuters/Andreas Gebert
Uli Hoeneß hatte nach der Versammlung alles andere als gute Laune

Anträge erhitzen Stimmung

Lange lief es davor wie gewohnt. Oliver Kahn hielt seine erste Rede als Vorstandschef und Nachfolger von Karl-Heinz Rummenigge. Er warnte vor „unbegrenzten“ Investorengeldern bei Clubs in Europa und sprach von dem „fundamentalsten Wandel“, den der Fußball gerade erlebe.

Beim Tagesordnungspunkt Anträge kochte die Stimmung hoch. Ein Spontanantrag eines Mitglieds, über die Beendigung der Partnerschaft mit Qatar Airways nach Vertragsende 2023 abzustimmen, wurde nicht angenommen. Auch der Antrag, dass der Verein weiter 75 Prozent der Anteile an der FC Bayern AG halten soll und nicht noch fünf Prozent veräußern könnte, verfehlte die erforderliche Dreiviertelmehrheit.

Es gebe noch keine Entscheidung zur Zukunft des Katar-Sponsorings, sagte Hainer. „Wir werden den Vertrag erfüllen“, sagte er zur laufenden Geschäftsbeziehung mit Katars Fluglinie. Kahn warb bei der Menschenrechtsfrage im Gastgeberland der Fußball-WM 2022 für den Dialog. Das sei besser als ausgrenzen und ausschließen.

Wegen der verschärften CoV-Regeln waren nur knapp 800 Mitglieder anwesend, darunter augenscheinlich viele Hardliner. Das Plenum repräsentierte vermutlich nicht die mehr als 290.000 Mitglieder.