Nicole Billa (AUT)
GEPA/Michael Meindl
WM-Qualifikation

ÖFB-Frauen fordern England heraus

Österreichs Fußballnationalteam der Frauen bekommt am Samstag (13.30 Uhr, live in ORF1) einen Vorgeschmack auf die Europameisterschaft 2022 in England. Rund siebeneinhalb Monate vor dem Eröffnungsspiel gegen die Gastgeberinnen treffen die beiden Teams bereits im Rahmen der WM-Qualifikation aufeinander. Die Rollen sind klar verteilt, die ÖFB-Auswahl kann im Stadium of Light von Sunderland gegen den Weltranglistenachten nur überraschen. Das ÖFB-Team will den Favoriten mit einem mutigen Auftritt herausfordern.

Die „Lionesses“ waren bisher ungefährdet, sie halten in der Gruppe D nach vier Siegen bei einem Torverhältnis von 32:0. Ein 4:0 über Nordirland war bisher der niedrigste Erfolg. „Die Zahlen sprechen für sich, England ist absoluter Topfavorit“, betonte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann. Im Schnitt acht Tore pro Spiel sind eine imposante Bilanz. „Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf das Duell und wollen ihnen das Leben so schwermachen.“

Um gerüstet zu sein, wurde lange am Matchplan getüftelt. „Um Große punktuell ärgern zu können, braucht es eine nahezu fehlerfreie Partie. Ich erwarte mir eine mutige Mannschaft, die nicht nur gegen den Ball mit hoher Intensität spielen will, sondern schon versuchen möchte, in Ballbesitz das Spiel mitzugestalten, und nicht nur hinten steht, auf Konter wartet und lange Bälle spielt, wie es früher der Fall war“, so die 41-jährige Wienerin. Vor allem aus dem Strafraum gilt es den Gegner wegzuhalten. „Sie sind sehr robust in den Kopfballduellen und verwerten die ersten und zweiten Bälle gut“, analysierte Fuhrmann.

Frauen-Nationalteam im Duell mit England

Österreichs Frauen-Nationalteam tritt am Samstag in der WM-Qualifikation gegen den makellosen Tabellenführer England an.

„Es kann alles passieren“

Wenn Stürmerin Ellen White und Co. ins Rollen kommen, kann es bitter werden. „Gegen so ein Topteam kann immer alles passieren. Wir können überraschen, aber bei einem gewissen Spielverlauf kann es auch deutlich für England ausgehen, alle Optionen sind offen“, ist sich Fuhrmann bewusst. Ihr fehlt weiterhin die angeschlagene Kapitänin Viktoria Schnaderbeck. Dass die Arsenal-Legionärin auch in England nicht zum Comeback kommt, ist für sie besonders bitter. Laura Feiersinger verpasst das Spiel aufgrund von Magenproblemen.

Coach Irene Fuhrmann
GEPA/Michael Meindl
ÖFB-Teamchefin Fuhrmann will ein aktives und mutiges österreichisches Team sehen

Für das ÖFB-Team besonders bitter war zuletzt das 2:2 in Nordirland, wo es im vierten Spiel erstmals keinen Sieg gab. „Wir belohnen uns nicht für die Arbeit, die wir betreiben. Es geht darum, die Effizienz vor dem Tor unbedingt zu erhöhen, das ist das, was uns zu den Topteams fehlt“, erläuterte die ÖFB-Teamchefin bei einem Medientermin.

Schon ein Remis gegen England wäre ein historischer Erfolg, nachdem es viermal in der WM-Qualifikation und zweimal in Testspielen Niederlagen gab. Das Torverhältnis spricht mit 1:21 eine deutliche Sprache. Der einzige Treffer gelang Natascha Celouch beim 1:4 in Amstetten am 1. September 2005, wo auch Fuhrmann zum Einsatz kam. Beim jüngsten Aufeinandertreffen am 8. November 2018 – ein 0:3 in der Südstadt – war ein Großteil des jetzigen ÖFB-Kaders schon dabei.

Vorgeschmack auf EM-Eröffnungsspiel

Für den gibt es einen Vorgeschmack darauf, was ihn am 6. Juli 2022 in Manchester erwartet, auch was die Kulisse betrifft. Im Stadium of Light zu Sunderland werden bis zu 18.000 Zuschauer erwartet, für viele eine ungewohnte Kulisse, aber nichts im Vergleich, wenn im Juli 75.000 Zuschauer im Old Trafford dabei sein werden. Arsenal-Torfrau Manuela Zinsberger freut sich schon auf die Kulisse am Samstag. „Es ist ein geiles Gefühl, unabhängig, ob es die eigenen Fans sind oder nicht. Es pusht einen, wenn Feuer im Kessel ist. Das taugt mir einfach.“

„Ob jeder bereit ist, wird man erst dort beurteilen können. Es sprengt alles, was wir bisher als Nationalteam erlebt haben“, sagte Fuhrmann. Das Resultat hat für sie übrigens „nicht unbedingt“ Relevanz für die EM. „Es ist ein Mittagsspiel. In einem halben Jahr haben wir ein Eröffnungsspiel am Abend, das sind ganz andere Voraussetzungen. Technisch, taktisch werden wir das eine oder andere aufgezeigt bekommen, wichtig wird sein, was in einem halben Jahr sein wird. Es kann sich noch sehr viel verändern bis dorthin.“

Im Juli könnten dann auch Engländerinnen dabei sein, die an diesem Samstag fehlen, wie Leah Williamson, Ellie Roebuck, Lucy Bronze und Steph Houghton. Dafür kehrt Arsenals Mittelfeldspielerin Jordan Nobbs in den Kader zurück. Viele Augen werden aber mit White auf eine andere Akteurin gerichtet sein, die vor ihrem 100. Länderspiel steht. Der 32-Jährigen, die wie ihre Stürmerkollegin Fran Kirby für den Gewinn des Ballon d’Or nominiert ist, fehlen in der ewigen Schützenliste nur zwei Treffer auf Rekordhalterin Kelly Smith (46).

Stadium of Light in Sunderland
Reuters/Ed Sykes
Im Stadium of Light in Sunderland sollen am Samstag bis zu 18.000 Zuschauer dabei sein

„Gegen Österreich erwartet uns ein extrem spannendes und forderndes Match. Das wird auch ein guter Test, um zu sehen, wie gut wir uns als Team in Richtung Heim-EM kommenden Sommer entwickeln“, sagte Englands Teamchefin Sarina Wiegman.

Die 52-jährige Niederländerin – 2017 noch mit „Oranje“ Europameisterin – ist seit September im Amt. „Die WM-Qualifikation ist bisher sehr erfolgreich verlaufen. Wir würden gerne dieses Jahr gebührend mit zwei großartigen Spielen beenden, als ideale Vorbereitung auf ein für den Frauenfußball in England unglaubliches 2022.“ Zum Abschluss des Jahres wartet Lettland. Österreich steht da mit dem Gastspiel in Luxemburg genauso vor einem Pflichtsieg.