Denn der Internationale Verband (ISU) hat Ehemann, Trainer und Manager Thomas Herzog klargemacht, dass die Olympiaqualifikation nur über die vier Weltcups läuft. Ursprünglich waren die Herzogs davon ausgegangen, dass die in der Saisonvorbereitung gelaufenen Zeiten über 500 m und 1.000 m für das Peking-Ticket reichen. Mit Tomaszow Mazowiecki/Polen und Stavanger/Norwegen sind zwei Weltcups gelaufen, diese und nächste Woche in Salt Lake City und Calgary gibt es die letzten Chancen. In Calgary werde nur gefahren, wenn nicht sicher sei, ob die in Utah erreichte Zeit reiche, oder aus Trainingsgründen.
Österreichs Sportlerin des Jahres 2019 hatte vor rund zwei Wochen kaum gehen können, nun hat sie die Behandlungen in der Heimat unterbrochen und ist seit einigen Tagen in Nordamerika. Auf der Olympiabahn 2002 habe die Tirolerin bereits einige leichte Trainings und auch ein etwas schnelleres gut absolviert, wie Thomas Herzog berichtete. Die Entscheidung für die Reise sei nach einer längeren internen Diskussion und Rücksprache mit den behandelnden Ärzten gefallen, wie er bekanntgab. Begleitet von einem therapeutischen Trainingsplan und einer Neuro-Trainerin soll das Ziel nun erreicht werden.
Herzog ist sich Risikos bewusst
„Wir sind uns des Risikos völlig bewusst, aber es ist meine letzte Chance, mich für Olympia zu qualifizieren“, sagte Vanessa Herzog. „Wenn ich die Schmerzen für 38 Sekunden ausblenden kann, könnte es klappen. Wenn nicht, habe ich mir nichts vorzuwerfen. Die Platzierung ist uns völlig egal, es zählt nur die Qualifikation für Peking.“
Das Augenmerk liege auf 500 m. Da sind die Schmerzen wegen der tiefen Haltung beim Start freilich am stärksten. Herzog hat eine Wildcard erhalten, aus den ersten beiden Weltcups fehlen ihr naturgemäß die Ergebnisse. Der erste 500er ist für Freitag (20.30 Uhr MEZ) angesetzt, der zweite für Samstag. Nur bei erfolgreicher Qualifikation würde sie es über 1.000 m und 1.500 m versuchen.
Knapper Zeitplan wegen Olympias
Vor zwei Wochen hatte es aus medizinischer Sicht geheißen, dass die Olympiavierte und -fünfte von 2018 in Pyeongchang sechs Monate nur regenerativ arbeiten müsse, erst in einem Jahr sei der Bandscheibenvorfall verheilt. Dieser Zeitplan wurde wegen Olympias verkürzt, nun quasi gekappt. Die gute körperliche Konstitution Herzogs sei eine Hilfe. Die tiefe Bauch-, Rumpf- und Rückenmuskulatur sei auch als Reaktion auf den ersten Bandscheibenvorfall vom Frühjahr extrem gut ausgebildet worden.
„Wenn es nicht die olympische Saison wäre, würden wir die Saison natürlich beenden, weil ich will die Vanessa nicht zum Sportkrüppel machen“, hatte Thomas Herzog schon Mitte November gemeint. „Weil die nächste Variante ist Operation und ein dauerhafter Schaden. Vanessas Gesundheit steht bei mir absolut an erster Stelle. Wir gehen bei Olympia auch nur an den Start, wenn Vanessa im Bereich der Top Fünf laufen kann. Sonst lassen wir es.“