Vor der Premiere der Königsklasse des Motorsports auf dem Jeddah Corniche Circuit hat Verstappen nur noch acht Punkte Vorsprung auf Hamilton. Der 24-jährige Niederländer könnte seinen ersten Titeltriumph dennoch schon vor dem Finale eine Woche später in Abu Dhabi schaffen. Für den 36-jährigen Briten Hamilton geht es um den bereits achten WM-Titel.
Verstappen muss am Sonntag aber auf jeden Fall Erster oder Zweiter werden, um die Chance auf den vorzeitigen Titelgewinn haben zu können. Wenn Hamilton in Saudi-Arabien vor Verstappen gewinnt, dann wird in Abu Dhabi der Weltmeister, der dort als Erster über die Ziellinie fährt. Beide Piloten gaben sich im Vorfeld dennoch bemüht ruhig und gelassen. „Ich bin so entspannt wie noch nie“, sagte etwa Hamilton im Finish eines bisher dramatischen WM-Jahres.
Hamilton holt Pole
Mercedes-Star Lewis Hamilton hat sich am Samstag die Poleposition für die Formel-1-Premiere in Saudi-Arabien gesichert. Der erste Verfolger von WM-Leader Max Verstappen profitierte dabei von einem Crash des Niederländers auf dem Weg zu einer neuen Bestzeit.
Schlagabtausch bis zur letzen Kurve
Die Startposition auf dem nagelneuen und superschnellen Stadtkurs in Dschidda ist enorm wichtig. Verstappen schockierte Mercedes zunächst mit einer klaren Bestzeit im ersten Versuch des dritten und letzten Qualifikationsabschnittes vor Bottas und Hamilton. Dann aber schlug der vor dem vorletzten WM-Lauf acht Punkte hinter Verstappen liegende Hamilton mit einer Fabelrunde zurück, die Verstappen dann mit Sicherheit aber nochmals getoppt hätte, wäre nicht der Unfall passiert.
„Max war vier Zehntel vorne, das ist hier eine Ewigkeit“, sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko und bedauerte den Unfall. „Natürlich hätten wir ihm sagen können, du bist eh schon so weit vorne. Aber das ist nicht Max, das sind nicht wir“, sagte Marko. „Das waren nur Nuancen, es hat sich halt blöd ausgewirkt. Ich hoffe, das Getriebe hat nichts.“
Kurz war am Samstag die Sorge aufgekommen, dass die Rennstewards schon wieder mit Strafen und Rückversetzungen in den ohnehin schon engen WM-Kampf eingreifen würden. Der englische Titelverteidiger Hamilton hatte seine diesbezügliche Schrecksekunde schon im Abschlusstraining, nach dem er für gleich zwei angebliche Vergehen vorgeladen wurde. Von der Missachtung einer doppelt geschwenkten Gelben Flagge wurde Hamilton aber freigesprochen, weil diese „versehentlich und für weniger als eine Sekunde“ aktiviert worden war.
Verstappen holt Titel mit …
- Sieg plus Extrapunkt, Hamilton maximal Sechster
- Sieg ohne Extrapunkt, Hamilton maximal Siebenter
- Rang zwei plus Extrapunkt, Hamilton maximal Zehnter
- Rang zwei ohne Extrapunkt, Hamilton ohne Punkte
Red Bull kündigt Einspruch an
Verstappen war vor einer Woche in Katar für ein tatsächliches Vergehen mit doppelt geschwenkten Gelben Flaggen mit einer Rückversetzung von fünf Plätzen für das Rennen bestraft worden. Der Red-Bull-Pilot hatte die Streckenwarnung nicht beachtet und reduzierte in einer Gefahrensituation nicht wie vorgeschrieben sein Tempo. Motorsportdirektor Helmut Marko kündigte deshalb Berufung gegen den Freispruch an. „So kann das nicht weitergehen, dass man das derart willkürlich interpretiert“, sagte der 78-Jährige in einem Interview auf Servus TV.
Wegen des Vorwurfs unnötigen Langsamfahrens erhielt das Mercedes-Team eine Geldstrafe von 25.000 Dollar, weil es das bereits zweite derartige Vergehen war. Die Situation im von Verstappen gewonnenen FP3 war durchaus brenzlig gewesen, weil der heranbrausende Haas-Pilot Nikita Masepin dabei in Kurve acht das Hamilton-Auto nur knapp verfehlt hatte.

Nagelneuer Kurs als Herausforderung
Die Planung des nagelneuen Jeddah Corniche Circuit hatte erst im Dezember vor einem Jahr begonnen. Ab April wurde von 2.000 Arbeitern am schnellsten Stadtkurs der Formel 1 gebaut und dieser letztlich in nur sieben Monaten fertiggestellt. Hochhäuser wurden dabei teilweise in nur 70 Tagen errichtet. Der deutsche Streckenarchitekt Hermann Tilke warnte in Servus TV angesichts der Streckenbarrieren und der hohen Geschwindigkeiten: „Die Fahrer müssen hier sehr konzentriert sein. Einen Fehler verzeiht die Strecke nicht.“