Europa reagiert auf diplomatischen US-Boykott verhalten

Die Reaktionen auf den diplomatischen US-Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking vom 4. bis zum 20. Februar 2022 fielen in Europa zurückhaltend aus. Die französische Regierung erklärte am Dienstag, es werde eine europaweit koordinierte Entscheidung geben.

Auch der designierte deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sagte, die künftige Regierung wolle sich zunächst mit den europäischen Partnern abstimmen. Aus italienischen Regierungskreisen hieß es, dass man sich dem Boykott wohl nicht anschließen werde.

Aus dem Büro von Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne), hieß es am Dienstag gegenüber der APA, Kogler habe dem Österreichische Olympische Comite (ÖOC) bereits vor zwei Monaten mitgeteilt, dass er von einer Reise aufgrund der Menschenrechtslage in China Abstand nehmen werde. „Was die Frage der Unterstützung eines diplomatischen Boykotts anbelangt, sind Gespräche auf Regierungsebene, vor allem aber auch auf europäischer Ebene zu führen“, hieß es weiter.

Protest gegen Menschenrechtsverletzungen

Aus Protest gegen Menschenrechtsverletzungen in China hatten die USA am Montag einen diplomatischen Boykott der Spiele in Peking angekündigt. Hintergrund seien der „Genozid“ in der autonomen Region Xinjiang und andere Menschenrechtsverletzungen, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki. US-Athleten sollen aber an den Spielen teilnehmen.

Die Regierungen Australiens, Japans und Kanadas legten sich zunächst nicht fest, kündigten aber Beratungen über den US-Vorstoß an. Neuseeland will den diplomatischen Boykott der USA indes unterstützen. Auch der britische Justizminister Dominic Raab sagte, dass die Regierung in London einen ähnlichen Boykott „erwägt“. Er selbst werde jedenfalls nicht nach Peking fahren.

Das chinesische Außenministerium reagierte scharf auf die US-Ankündigung. Man werde „entschlossene Gegenmaßnahmen“ ergreifen, teilte es am Dienstag in der Früh in Peking mit. „Die USA werden einen Preis für ihre Fehler zahlen“, so das Ministerium, das zugleich versicherte, dass der Boykottversuch Washingtons „zum Scheitern verurteilt“ sei.

IOC respektiert Entscheidung

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) bezeichnete in einer ersten Reaktion die Abwesenheit von Regierungsbeamten als „eine rein politische Entscheidung, die das IOC in seiner politischen Neutralität uneingeschränkt respektiert“. Gleichzeitig mache „diese Ankündigung auch deutlich, dass die Olympischen Spiele und die Teilnahme der Sportler jenseits der Politik stehen und wir das begrüßen“, sagte ein IOC-Sprecher und verwies auf eine Resolution der Vereinten Nationen, die im Konsens aller 193 Mitgliedstaaten angenommen wurde.