Ronald Araujo (Barcelona) und Leroy Sane (Bayern)
Reuters/Albert Gea
Champions League

Barcelona erwartet in München Zitterpartie

Mit Ausnahme der Saison 2003/04, als man die Qualifikation über die Liga verpasst hat, hat der FC Barcelona in den letzten 20 Jahren in der UEFA Champions League mindestens das Achtelfinale erreicht. Diese stolze Serie steht am Mittwoch (21.00 Uhr) auf dem Prüfstand: Lassen die Katalanen bei Bayern München Punkte liegen und gewinnt Benfica Lissabon daheim gegen Schlusslicht Dynamo Kiew, wäre der sportliche wie wirtschaftliche Super-GAU für Barcelona perfekt.

Die letzte Hochzeit von Barca mit den vier teils imposant errungene Titeln und fünf Halbfinal-Teilnahmen ist schon länger vorbei, in München steht nun aber nicht nur die sportliche Reputation, sondern natürlich auch viel Geld auf dem Spiel. Der finanziell am Boden liegende Club hat mit dem Viertelfinale budgetiert. Bis zum Erreichen dieser Phase schüttet die UEFA weitere 20,2 Millionen Euro aus.

Will sich Barcelona im Wintertransferfenster nicht nur mit Leihspielern wie zuletzt auch Yusuf Demir verstärken, wäre ein Teil dieses Geldes also mehr als recht. Dass das nunmehr von der Clubikone Xavi gecoachte Team überhaupt noch Achtelfinal-Chancen hat, liegt daran, dass nach zwei 0:3-Schlappen gegen Bayern und Benfica sieben Punkte geholt wurden. Zweimal 1:0 gegen Kiew und zuletzt ein 0:0 gegen Benfica. Galaabende schauen anders aus. Für Xavi geht es in München auch darum, „Geschichte zu schreiben. Es wäre der erste Sieg von Barcelona in München.“ Die Bayern seien eines der besten Teams der Welt. „Ich habe den Spielern gesagt: Der Druck liegt auf mir, und sie sollen frei aufspielen“, sagte Xavi.

Bayern verspricht Benfica Schützenhilfe

Die Bayern streben zwar nach der perfekten Gruppenphase mit 18 Punkten, treten aber mit einer langen Verletztenliste an. Serge Gnabry, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, ÖFB-Teamspieler Marcel Sabitzer, Josip Stanisic und Eric Choupo-Moting fallen allesamt aus. Weitere Schlüsselkräfte werde er nicht schonen, sagte Bayern-Coach Julian Nagelsmann. Er entkräftete damit die größten Befürchtungen von Benfica. „Wir werden mit der besten verfügbaren Mannschaft antreten. Schönen Gruß nach Lissabon, keine Sorge.“

Angesprochen auf Barcelona fand Nagelsmann höfliche Worte. „Sie können viel leisten, haben nach wie vor Weltklassespieler. Sie sind tabellarisch unter Druck und müssen gewinnen, sie werden alles geben, was dem Spiel guttut.“ Es gehe seinem Team nicht um das Aus des Gegners, sondern um drei Punkte. „Ich sehe sie aber nach wie vor als Kandidat auf den Titel.“ Wahrscheinlicher jedoch ist ein frühes Exitszenario. Vor 21 Jahren schied Barca zuletzt schon nach der CL-Gruppenphase aus. Xavi war damals als 20-Jähriger dabei.

Hochspannung in Salzburg-Gruppe

Ligakonkurrent Sevilla tritt in Salzburg ebenfalls zu einem Finalspiel an. Beim Gruppenletzten VfL Wolfsburg (5) und Tabellenführer Lille (8) ist das ebenso der Fall. Die besondere Konstellation der Gruppe G macht es möglich, dass jedem Team ein Sieg zum Aufstieg aus eigener Kraft reicht – selbst Wolfsburg, das bisher erst eine Partie (2:1 zu Hause gegen Salzburg) gewonnen hat. Die Franzosen, zuletzt 1:0-Sieger gegen Salzburg, wären auch mit einem Punkt „durch“.

„Es ist wahrscheinlich eines der wichtigsten Spiele in der jüngeren Vereinsgeschichte“, sagte Wolfsburg-Trainer Florian Kohfeldt, der die Deutschen erst nach drei von sechs Spielen übernommen hat. „Ich kann sagen, dass ich absolut brennen werde und das auch auf die Mannschaft übertragen möchte.“

Dieser Zusatz ist offenbar nötig in Wolfsburg. Denn in den Tagen seit einem 0:3 gegen Mainz beklagten sowohl Kohfeldt als auch Führungsspieler Maximilian Arnold, dass der VfL zuletzt viel von der „Energie“ und „Intensität“ verloren hätte, die ihn in der vergangenen Saison unter Oliver Glasner überhaupt erst in die Champions League gebracht haben. „Im letzten Jahr gab es Spiele, da sind wir auf den Platz und ich wusste, dass wir nicht verlieren werden. Das war jetzt nicht mehr der Fall“, sagte Arnold.

Bei Lille wurde die Vorbereitung auf die Partie von einem Einbruch bei Offensivspieler Jonathan Ikone gestört. Gemäß französischen Medienberichten wurden dem 23-Jährigen am Montag Luxusuhren und -kleidung im Wert von geschätzten 250.000 Euro aus seinem Haus in einem Vorort von Lille gestohlen. „Wir haben viel mit ihm gesprochen, um ihn zu beruhigen und ihm ein gutes Gefühl zu geben“, sagte OSC-Trainer Jocelyn Gourvennec am Dienstagabend in Wolfsburg.

„Endspiel“ zwischen Atalanta und Villarreal

Eng geht es hinter Manchester United in Gruppe F zu. Atalanta und Villarreal liefern sich ein „Endspiel“ in Bergamo, den Spaniern genügt ein Punkt zum Aufstieg. Die Young Boys können vor ihrem abschließenden Auftritt im „Theatre of Dreams“ von Manchester zwar nicht mehr vom Achtelfinal-Einzug träumen, streben aber drei Monate nach der Sensation von Bern (2:1) erneut nach einem Sieg – und hoffen auf eine Niederlage Atalantas. Nur so überwintern die Schweizer international. In Gruppe H liefern sich Titelverteidiger Chelsea und Juventus ein Fernduell um den Gruppensieg. Beide Teams sind längst für die K.-o.-Runde qualifiziert.