Karim Adeyemi (Salzburg) und Jules Kounde (Sevilla)
GEPA/Mathias Mandl
Champions League

Salzburg heiß auf Showdown gegen Sevilla

Die Ausgangsposition ist besser als in den beiden vergangenen Jahren. Der FC Salzburg benötigt am Mittwoch (21.00 Uhr) im letzten Gruppenspiel daheim gegen den FC Sevilla einen Punkt, um als erstes österreichisches Team ins Champions-League-Achtelfinale einzuziehen. „Wir wollen alles raushauen. Unser Anspruch ist auf jeden Fall, das Ding auch zu ziehen“, sagte Trainer Matthias Jaissle. In der extrem ausgeglichenen Gruppe G ist aber alles möglich – bei einer Niederlage im schlimmsten Fall sogar das Europacup-Aus.

„Die Konstellation ist schon ein Wahnsinn, spannender geht’s nicht“, meinte der 33-jährige Jungcoach. Eine Zitterpartie vor leeren Rängen hätte sich sein Team mit zählbaren Erfolgen in Wolfsburg (1:2) oder Lille (0:1) ersparen können. Der dritte Matchball soll nun verwertet werden. Die „Bullen“ gehen als Tabellenzweiter hinter Lille ins Gruppenfinale. Mit einem Sieg und gleichzeitigem Punkteverlust der Franzosen in Wolfsburg ist auch der Gruppensieg noch möglich.

Auf das Parallelspiel will Jaissle aber nicht schauen. „Wir beteiligen uns an so Rechenspielen überhaupt nicht“, sagte der Deutsche. „Wir gehen in die Partie mit vollem Fokus, da etwas zu reißen.“ Der Deutsche sieht seine Mannschaft für das „Alles-oder-nichts-Spiel“, wie er es nennt, gerüstet. „Wir haben den Ehrgeiz, die Partie zu gewinnen.“

Salzburg zuversichtlich vor „Finale“ gegen Sevilla

Österreichs Fußballserienmeister bietet sich die historische Chance, erstmals ins Achtelfinale einzuziehen. Die „Bullen“ gehen optmistisch ins Duell mit den Spaniern.

Schon bei den beiden vergangenen CL-Teilnahmen hatten die Salzburger vor der letzten Runde noch Chancen auf den Aufstieg. 2019 und 2020 wäre in den abschließenden Heimspielen gegen Liverpool bzw. Atletico Madrid allerdings jeweils ein Sieg vonnöten gewesen. Gegen die beiden Schwergewichte setzte es stattdessen jeweils 0:2-Niederlagen, und die „Bullen“ stiegen in die Europa League um.

„Das sollen sie jetzt krönen“

Diesmal soll mehr herausschauen. „Die Ausgangslage haben sich die Jungs erarbeitet, das sollen sie jetzt krönen“, sagte Jaissle. Ein Schlüssel sei es, „mit Freude und Unbekümmertheit wieder auf den Platz zu gehen“. Mit einer solchen hatten die Salzburger aus den ersten drei CL-Partien sieben Punkte geholt. In den vergangenen sieben Pflichtspielen gelangen ihnen aber nur zwei Siege und zwei Remis.

Salzburg-Trainer Matthias Jaissle
GEPA/David Geieregger
Trainer Matthias Jaissle geht mit seiner Mannschaft zuversichtlich ins große Finale um den Aufstieg ins Achtelfinale

Auch Karim Adeyemi agierte zuletzt glücklos. Der deutsche Nationalstürmer erzielte in den jüngsten acht Partien nur ein Tor. „Er weiß selber, dass er zuletzt nicht der Karim war wie zu Beginn der Saison“, meinte Jaissle. „Aber der Junge ist so klar in der Birne, der weiß, was er besser machen muss. Ich bin mir sicher, dass er speziell in so einem Topspiel dann auch wieder zünden kann.“

Okafor kann spielen

An der Seite von Adeyemi beginnt Noah Okafor. Der Schweizer, der zwei Wochen wegen Oberschenkelproblemen gefehlt hat, ist rechtzeitig zurück und soll das Offensivspiel wieder beflügeln.

Noah Okafor (Salzburg)
GEPA/Mathias Mandl
Okafor war mit einem Doppelpack der Matchwinner im Heimspiel gegen Wolfsburg, nun ist er wieder dabei

Die beiden jüngsten CL-Niederlagen haben Salzburg zwar unter Zugzwang gebracht. Zu Hause haben die „Bullen“ unter Jaissle aber noch kein Spiel verloren. Dazu könnte der Salzburger Winter eine Rolle spielen. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sind angesagt, auch Schneefall ist möglich. Sevilla hätte aber schon in kälteren Gefilden gespielt, sagte Jaissle. Der Platz sei in einem sehr guten Zustand. „Deswegen glaube ich, dass es ein sehr ausgeglichenes Spiel ist.“

Gruppe G, sechster Spieltag

Mittwoch, 21.00 Uhr:

Salzburg – Sevilla

Stadion Wals-Siezenheim, SR Vincic (SLO)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Solet, Onguene, Ulmer – Sucic, Camara, Aaronson, Seiwald – Adeyemi, Okafor

Sevilla: Bono – Montiel, Kounde, Diego Carlos, Augustinsson – Jordan, Fernando, Rakitic – Ocampos, El Haddadi, Papu Gomez

Das Hinspiel im September endete mit 1:1. Adeyemi holte drei Elfmeter heraus, vergab aber ebenso wie Torschütze Luka Sucic einen davon. Es gebe eine interne Rangliste für Elfmeterschützen, verriet Jaissle. Bekanntgeben wollte er sie nicht. Für Sevilla traf im Heimspiel Routinier Ivan Rakitic in Unterzahl ebenfalls vom Punkt.

Auf den Spuren von Sturm Graz

Ohne Gegentor hat Salzburg noch keines der 17 CL-Spiele der Red-Bull-Ära überstanden. Jaissle: „Es ist auf so einem Topniveau nicht einfach, die Null zu halten.“ Gelingt es gegen Rakitic und Co. erstmals, stünden die „Bullen“ in der K.-o.-Phase. Der Achtelfinal-Einzug würde alleine an UEFA-Prämien 9,6 Mio. Euro bringen – ganz zu schweigen vom Imagegewinn. Als einziges österreichisches Team hat bisher Sturm Graz 2000/01 in der Champions League überwintert, damals sogar als Gruppensieger. Vor 21 Jahren wurde anstelle eines Achtelfinales aber noch eine zweite Gruppenphase ausgetragen.

Die Salzburger wissen um ihre historische Chance. „Wenn uns das jemand vor Saisonbeginn gesagt hätte, dass wir es am letzten Spieltag in der eigenen Hand haben, hätten wir das alle unterschrieben“, meinte Jaissle. Ein bisschen Druck sei vor dem vielleicht wichtigsten Spiel der Halbsaison spürbar, gestand ÖFB-Teamspieler Nicolas Seiwald. „Aber mit dem Druck musst du umgehen als Fußballer – das macht uns nur stärker.“ Gegen Lille (2:1) und Wolfsburg (3:1) haben die Salzburger zu Hause bereits gewonnen. Coronavirusbedingt fehlt im entscheidenden Spiel um den Aufstieg nun allerdings die Unterstützung der Zuschauer.

Europacup-Szenarien für Salzburg

Aufstieg ins CL-Achtelfinale als Gruppenerster oder -zweiter:

  • mit jedem Sieg. Als Erster, wenn Lille in Wolfsburg nicht gewinnt.
  • mit jedem Remis als Gruppenzweiter

Umstieg in Europa-League-Zwischenrunde als Dritter:

  • mit einer Niederlage, wenn Wolfsburg gegen Lille nicht gewinnt

Ausscheiden aus dem Europacup als Vierter:

  • mit einer Niederlage und gleichzeitigem Wolfsburg-Sieg gegen Lille

Anmerkungen: Bei Punktegleichheit zählen Direktbegegnungen der betreffenden Mannschaften. Erst Punkte, dann Tordifferenz, dann Anzahl der erzielten Tore innerhalb des direkten Vergleichs.

Sollten drei Teams letztlich bei acht Punkten halten, weil Salzburg und Sevilla die Punkte teilen und Wolfsburg gegen Lille gewinnt, zählen zuerst die eroberten Zähler aus allen Duellen zwischen den drei Clubs. In diesem Fall wären Wolfsburg (7) und Salzburg (6) vor Lille (4).