ÖSV-Fahrer Matthias Mayer im Training für die Gröden-Abfahrt
Reuters/Alessandro Garofalo
Ski alpin

Saslong zeigt schon im Training Krallen

Wie im Vorjahr hat ein US-Amerikaner im ersten Training für die Herren-Abfahrt in Gröden die Bestzeit markiert. War es 2020 auf einer verkürzten Saslong noch Jared Goldberg, fand Ryan Cochran-Siegle am Mittwoch in 2:03,67 Min. den schnellsten Weg ins Ziel. Österreichs Speed-Asse gingen es gemächlich an, zumal die Saslong schon beim ersten Abtasten die Krallen zeigte. Zu spüren bekam das unter anderen Doppelolympiasieger Matthias Mayer.

„In der Ciaslat ist es wirklich, wirklich schwierig heuer“, sagte Max Franz, der mit 2,24 Sekunden Rückstand auf Cochran-Siegle als 19. bester Österreicher war, über eine Schlüsselstelle der Strecke mit zahlreichen Bodenwellen. „Du hast jetzt kein Tor, wo du dich ein bisschen zurückkämpfen kannst auf die Linie, jede Welle ist eigentlich brutal.“ Die Linien seien weiter, „es ist nicht so, wie wir die letzten Jahre gefahren sind“. Der Kärntner war knapp schneller als sein Landsmann Matthias Mayer (20.), der fünf Hundertstelsekunden langsamer als Franz war.

Aus dem ÖSV-Lager folgten Daniel Hemetsberger (24./+2,44), Stefan Babinsky (30./+2,88) und Vincent Kriechmayr (33./+3,05). Kriechmayr urteilte: „Sehr interessant. Sehr viel Gelände drin. Da muss man sich gut bewegen da herunter.“ Der Oberösterreicher meinte, er habe die Ciaslat-Wiese „ziemlich vergeigt“ und wisse somit immerhin, wo er die Zeit liegen gelassen habe. „In der Ciaslat sind noch fast eineinhalb Sekunden drin“, sagte auch Franz.

Der US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle im Training für die Gröden-Abfahrt
Reuters/Alessandro Garofalo
Mit der schwierigen Strecke am besten zurecht kam der US-Amerikaner Cochran-Siegle, der schon im Vorjahr Zweiter war

Mayer sorgt für Schrecksekunde

Abgebrüht reagierte Mayer auf die fordernden Bedingungen. „Es ist Gröden – wie jedes Jahr. Es ist halt eine Welle, ein Sprung nach dem anderen“, sagte der 31-Jährige. „Und der Schnee ist sehr aggressiv.“ Die Wellen seien zwar nicht mehr, „aber teilweise ein bisschen spitzer, dadurch sind wir höher in der Luft.“ Der Kärntner sorgte für eine Schrecksekunde, als er die Kamelbuckeln passierte.

Kurz schien es, als würde der Doppelolympiasieger, der auf der Saslong 2015 einen folgenschweren Sturz hingelegt hatte, nach einem Sprung die Kontrolle über seine Ski verlieren. „Die Sicht war ein bisschen schlecht, ich habe die Absprungkante eigentlich nicht gesehen. Dann hat es mich ein bisschen draufgedrückt und ein bisschen überrascht“, berichtete Mayer. Passiert sei ihm nichts.

Mit der Strecke bei Sonnenschein blendend zurecht kam jedenfalls Cochran-Siegle. Der Vorjahreszweite distanzierte den Schweden Felix Monsen gleich um 0,90 Sekunden. Der Franzose Johan Clarey landete mit 0,91 Sekunden Rückstand auf dem dritten Platz. Der Norweger Aleksandar Aamodt Kilde, der im Vorjahr beide Rennen in Südtirol gewonnen hat, war Fünfter (+1,15). Auf seinen Schultern ruhen in Abwesenheit des am Knie verletzten Kjetil Jansrud die Hoffnungen der „Elche“ auf einer ihrer Lieblingsstrecken. Von den jüngsten 17 Bewerben gingen elf mit einem norwegischen Sieg zu Ende.

Sieg führt wie im Vorjahr über Kilde

„Kilde ist sicherlich der Fahrer, den es zu schlagen gilt“, meinte Cochran-Siegle. „Er hat schon im Vorjahr den Super-G und die Abfahrt hier gewonnen und fährt auch heuer wieder auf einem enorm hohen Niveau.“ Für den 29-jährigen US-Amerikaner selbst, im Vorjahr Zweiter, passt aber zumindest das Attribut Geheimfavorit. „Ich genieße die Rennwoche in Gröden und nehme auch die Trainingsläufe ernst, damit ich dann, wenn es ernst wird, mit breiter Brust an den Start gehen kann.“

Die Männer bestreiten am letzten Wochenende in Gröden je einen Super-G (Freitag, 11.45 Uhr) und eine Abfahrt (Samstag, 11.45 Uhr) sowie in Alta Badia am Sonntag (10.00 Uhr/13.30 Uhr) und Montag (10.00 Uhr/13.00 Uhr, jeweils live in ORF1 und im Livestream) zwei Riesentorläufe. In den Wettkampfarealen gilt die 2-G-Regel, 75 Prozent der Zuschauerkapazitäten sind zugelassen.

Herren-Abfahrt in Gröden

Erstes Training am Mittwoch:
1. Ryan Cochran-Siegle USA 2:03,67
2. Felix Monsen SWE + 0,90
3. Johan Clarey FRA 0,91
4. Bostjan Kline SLO 1,03
5. Aleksander Aamodt Kilde NOR 1,18
6. Travis Ganong USA 1,42
7. Josef Ferstl GER 1,45
8. Niels Hintermann SUI 1,47
9. Beat Feuz SUI 1,54
10. Christof Innerhofer ITA 1,63
11. Dominik Paris ITA 1,66
12. Ralph Weber SUI 1,72
13. Andreas Sander GER 1,74
14. Simon Jocher GER 1,96
15. Jared Goldberg USA 2,06
16. Mattia Casse ITA 2,08
17. Jeffrey Read CAN 2,19
18. Romed Baumann GER 2,23
19. Max Franz AUT 2,24
20. Matthias Mayer AUT 2,29
24. Daniel Hemetsberger AUT 2,44
30. Stefan Babinsky AUT 2,88
33. Vincent Kriechmayr AUT 3,05
48. Otmar Striedinger AUT 3,78
49. Daniel Danklmaier AUT 3,82
50. Niklas Köck AUT 3,85
51. Christian Walder AUT 3,86
54. Christopher Neumayer AUT 3,93
62. Christoph Krenn AUT 5,01