Im Premier-League-Spielplan blieben nur vier Spiele für das Wochenende bestehen. Neben Manchester United und Leicester City haben auch Watford, Norwich und Brentford zu wenige fitte Kaderspieler zur Verfügung. Sechs Spiele der 18. Runde mussten mittlerweile verschoben werden. Am Samstag folgte die Partie Aston Villa gegen Burnley.
Angesichts dieser Situation wollen die Trainer der Premier League am kommenden Montag in einem Krisentreffen die sich zuspitzende Situation erörtern. „Es gibt viele Sorgen und unbeantwortete Fragen“, sagte Steven Gerrard, Coach von Aston Villa. „Deshalb hat die Premier League für Montag die Möglichkeit geschaffen, dass die Trainer zusammenkommen. Ich hoffe, das wird für Klarheit sorgen.“

Shutdown bis 8. Jänner gefordert
Englands höchste Fußballliga ist ein Abziehbild der Gesellschaft und jenes besagt derzeit wenig Gutes: Schätzungen der Regierung zufolge infizieren sich in Großbritannien täglich Zigtausende mit Omikron. Die Infektionen verdoppeln sich alle zwei bis drei Tage, für den Besuch von Großveranstaltungen wie Fußballspielen gilt mittlerweile die 3-G-Regel.
Die lukrative Weihnachtsshow mit Fußballspielen im Tagesrhythmus ist vorerst noch unangetastet, doch selbst Trainer plädieren öffentlich für Spielabsagen. ESPN berichtete am Donnerstag, ohne Quellen zu nennen, dass einige Vereinsvertreter mittlerweile einen Shutdown bis einschließlich 8. Jänner fordern.
Brentford-Trainer Thomas Frank hatte eine Absage des gesamten Spieltags und eine Verlegung der Matches im Ligacup für das kommende Wochenende angeregt. „Die Corona-Fälle gehen durch die Decke bei allen Premier-League-Clubs“, sagte der Däne. Eine Absage der Wochenendpartien sowie der kommenden Ligacup-Runde sei notwendig, um Hygienemaßnahmen sicherzustellen und die Infektionskette zu unterbrechen, meinte Frank. Das bringe Zeit, um Luft zu holen – etwa für den beliebten Boxing-Day am zweiten Weihnachtsfeiertag.

Klopp will flexibleren Spielplan
„The show must go on“: Zumindest gemäß Jürgen Klopp, der in einer Saisonunterbrechung „keinen großen Nutzen“ sieht, wie der Liverpool-Trainer nach dem 3:1-Sieg seines aktuell formstarken Teams gegen Newcastle sagte. „Wenn wir dann zurück (aus der Pause, Anm.) kommen, ist es noch immer dasselbe.“ Wenn das Virus nach einer Unterbrechung weg wäre, wäre er der Erste, der nach Hause ginge und warten würde, bis es verschwunden sei. „Aber das wird wahrscheinlich nicht der Fall sein.“ Der Spielplan müsse aber flexibler werden, „besonders für Mannschaften, die nicht international spielen. In der zweiten Saisonhälfte haben wir genug normale Wochen“.
Auch Klopps „Reds“ meldeten am Donnerstag mit Virgil van Dijk, Fabinho und Curtis Jones drei Spieler mit positiven Coronavirus-Tests. Während Liverpool siegte, ließ Titelkonkurrent Chelsea beim 1:1 gegen Everton ohne einige Stammspieler Punkte im engen Titelrennen liegen. Trainer Thomas Tuchel ließ die Ausfälle nicht als Ausrede gelten und meinte zum Thema Spielabsagen nur, er wolle sich nicht in politische Dinge einmischen.
„Wenn die entscheiden, dass wir spielen müssen, dann spielen wir.“ Wirklich glücklich ist der Deutsche mit der aktuellen Situation aber nicht. „Heute hatten wir keine positiven Tests, aber morgen beginnt die Lotterie von Neuem“, erklärte der Deutsche am Freitag.
Stand Freitag geht das enge Titelrennen am Sonntag mit Auswärtsspielen des Spitzentrios weiter: Leader Manchester City (41 Punkte) trifft auf Newcastle, Liverpool (40) auf Tottenham und Chelsea (37) auf Wolverhampton. City muss möglicherweise auf Coach Josep Guardiola verzichten. Der Katalane lieferte einen unklaren Antigen-Test ab, weshalb die obligatorische Pressekonferenz vor dem Spiel abgeblasen wurde. Das Ergebnis des PCR-Tests brachte dann ein negatives Ergebnis, wie britische Medien am Freitagabend übereinstimmend berichteten.
Brentford musste Trainingszentrum schließen
Trainer Hasenhüttls Southampton pausiert am Samstag unverschuldet, weil Gegner Brentford wegen der Coronavirus-Lage sein Trainingszentrum schließen musste. Ein Mitgrund im aktuellen Tohuwabohu auf der Insel ist die offenbar recht geringe Durchimpfungsrate, die Mitte Oktober bei 68 Prozent für doppelt geimpfte Spieler lag. Frischere Daten zur Premier League gibt es nicht. In der aus 72 Clubs bestehenden EFL – dem Unterbau der Premier League – hieß es zuletzt, dass sich 25 Prozent gar nicht impfen lassen wollen.

„Das ist meiner Meinung nach ein zu hoher Prozentsatz“, sagte Hasenhüttl mit Blick auf die Daten der EFL. „Ich kann nur über unseren Verein sprechen, und wir haben eine Impfrate von fast 100 Prozent.“ Er fühle sich in einer Umgebung wie dieser sicherer, meinte der Steirer. „Wir haben viel darüber gesprochen, viel Überzeugungsarbeit geleistet, und am Ende geht es um die Aufgeschlossenheit der Spieler.“