Ski alpin

Sensationssieger in Gröden-Abfahrt

Der Abfahrtsklassiker in Gröden hat am Samstag einen überraschenden Ausgang gebracht. Nicht die Topfahrer machten sich auf der Saslong den Erfolg unter sich aus, sondern die Außenseiter. Den Sensationssieg holte sich der US-Amerikaner Bryce Bennett, der sich bei seinem ersten Weltcup-Triumph 0,14 Sekunden vor dem Österreicher Otmar Striedinger durchsetzte. Rang drei ging an den Schweizer Niels Hintermann (+0,32).

Die heißesten ÖSV-Eisen in Gröden hatten diesmal im Kampf um das Podest das Nachsehen und verpassten sogar die Top Ten. Vincent Kriechmayr belegte mit einem Rückstand von 1,00 Sekunden den 14. Platz. Matthias Mayer musste sich 1,15 Sekunden hinter Bennett mit dem 16. Platz begnügen. Auch der Erfolgslauf von Aleksander Aamodt Kilde ging in Gröden zu Ende. Nach drei Siegen in Serie und dem Double 2020 auf der Saslong schied der Norweger mit klarer Zwischenbestzeit kurz vor der Einfahrt in die Ciaslat aus.

Dass es für Österreich trotzdem im sechsten Speed-Rennen in dieser Saison zum fünften Mal mit einem ÖSV-Podest klappte, war Striedinger zu verdanken. Der 30-jährige Kärntner landete zum fünften Mal in seiner Karriere auf einem Weltcup-Stockerl. Zweitbester Österreicher wurde Max Franz auf Rang acht (+0,79). Weltcup-Punkte holte auch Daniel Hemetsberger trotz eines Missgeschicks gleich nach dem Start als 21. (+1,52). Daniel Danklmaier belegte den 31. Rang (+1,79), Christian Walder wurde 38. (+2,32) und Stefan Babinsky 46. (+2,83).

Striedingers Fahrt auf Rang zwei

Otmar Striedinger legte mit Startnummer eins eine saubere Fahrt hin, die am Ende nur von Bryce Bennett unterboten werden konnte.

Striedinger hatte bereits im Abschlusstraining mit Rang zwei aufgezeigt und zählte bei perfekten Bedingungen auf der Saslong zum erweiterten Kreis der Siegesanwärter. Der Kärntner legte mit Startnummer eins in 2:02,56 Minuten die Bestzeit vor, die im Verlaufe des Rennens immer mehr an Gewicht gewann. Vor allem im oberen Abschnitt war der Kärntner einer der Schnellsten. „Es war im Großen und Ganzen eine solide Fahrt. Ab und zu hat es etwas gehakt, aber das kann hier jedem passieren“, sagte Striedinger im ORF-Interview.

1. Bryce Bennett (USA)
2. Otmar Striedinger (AUT)
3. Niels Hintermann (SUI)

Am Ende freute sich Striedinger aber über ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. „Danke an mein Team, die haben tolle Ski gezaubert, und ich habe es ins Ziel gebracht. Heuer habe ich von Start bis Ziel meine Fehlerquote minimiert, sonst habe ich immer irgendwo meine Fehler eingebaut. Die Startnummer eins hat mir getaugt, da höre ich die Funksprüche der Trainer nicht. An Olympia denke ich noch nicht, ich schaue von Rennen zu Rennen und will da mein Bestes geben“, so der Kärntner.

Bennett fängt Striedinger ab

Seinen Platz an der Sonne musste Striedinger nach der Fahrt von Bennett räumen. Der 29-Jährige lieferte sich mit dem Kärntner ein Kopf-an-Kopf-Rennen und verhinderte schließlich knapp den ersten Weltcup-Sieg des Österreichers. Bennett sorgte damit auch für den ersten Triumph eines US-Amerikaners auf der Saslong seit Steven Nyman, der die Abfahrt in Gröden insgesamt dreimal (2005, 2012, 2014) gewinnen konnte. „Was auch immer heute passiert, es ist ein guter Tag. Ich hatte noch nicht so viele davon. Ich mag die Strecke und genieße die Kurven und Sprünge“, jubelte Bennett, der bisher Rang vier in Gröden als bestes Weltcup-Ergebnis stehen hatte.

Der amerikanische Skifahrer Bryce Bennett zusammen mit dem Österreicher Otmar Striedinger und dem Schweizer Niels Hintermann.
AP/Alessandro Trovati
Otmar Striedinger, Bryce Bennett und Niels Hintermann bildeten das überraschende Trio auf dem Abfahrtspodest

Dass es mit dem Sieg von Bennett klappen sollte, war nach seiner Fahrt alles andere als gewiss, schließlich standen noch die großen Kapazunder – allen voran Kilde – am Start. Vor allem der Norweger war kurz davor, seine Siegesserie in Gröden fortzusetzen. Bei der vorletzten Zwischenzeit lag der 29-Jährige 0,86 Sekunden vor dem US-Amerikaner. Unmittelbar danach verschnitt es Kilde aber die Ski und er schied aus. „Ich habe gut angefangen, war dann aber zu gerade. Schade, aber so ist das. Es geht schnell in diesem Sport“, sagte Kilde.

Mayer und Kriechmayr enttäuscht

Mayer verpasste in seinem 200. Weltcup-Rennen den achten Podestplatz in Folge in einer Weltcup-Abfahrt. Der Kärntner durfte sich aber damit trösten, dass er im Abfahrts-Weltcup weiter in Führung blieb. Mayer hält nach drei Abfahrten bei 195 Punkten und hat damit 30 Zähler Vorsprung auf Beat Feuz, der in Gröden hinter Dominik Paris auf Platz fünf (+0,47) landete. Zufrieden mit seiner Fahrt war der Doppelolympiasieger, der in Gröden weiterhin Platz sieben als bestes Resultat zu Buche stehen hat, nicht.

„Nach dem weiten Sprung oben hat es mir die Ski verschnitten, das hat Zeit gekostet. Dadurch hatte ich unten zu wenig Tempo. In der Abfahrt hier will es nicht klappen, ich kriege hier immer meine Zehntel von Zwischenzeit zu Zwischenzeit. Natürlich war es das Ziel, hier auf das Podest zu fahren. Ich bin froh über den zweiten Platz (im Super-G, Anm.). Gratulation an den Sieger und den Otti (Striedinger, Anm.)“, sagte Mayer, der sich bis Weihnachten ein wenig Ruhe gönnen möchte.

Auch für Kriechmayr blieb die Abfahrt in Gröden weiter ein rotes Tuch. Der Oberösterreicher muss ebenso wie Mayer weiter auf sein erstes Podest beim Klassiker warten. „Es war einfach überall nicht so gut. Ich kann es nicht auf die Startnummer schieben. Der Bryce (Bennett, Anm.) ist einfach super gefahren. Die Strecke taugt mir schon, aber offenbar mag sie mich nicht. Aber ich werde noch öfter hier starten, und dann wird es schon einmal funktionieren“, sagte Kriechmayr.