Max Verstappen
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Jahresrückblick

Besondere Saison endet mit Kontroverse

Bis zur letzten Runde mussten die Formel-1-Fans heuer warten, bis der Weltmeister 2021 festgestanden ist. Max Verstappen schnappte sich in einem spektakulären Finale zum ersten Mal die Krone der Königsklasse. Nach einem Jahr, das vom Zweikampf zwischen dem Red-Bull-Piloten und Lewis Hamilton im Mercedes dominiert wurde. Skurrile Grands Prix, Sprintrennen, Debütantensiege, umstrittene Entscheidungen und der Abgang eines ganz „Coolen“ machten die Saison zu einer besonderen.

Mit seinem siebenten WM-Triumph zog Lewis Hamilton erst 2020 mit Rekordweltmeister und Formel-1-Legende Michael Schumacher gleich. Es schien also nicht weit hergeholt, die in Schwarz fahrenden Silberpfeile auch 2021 als Dominatoren in der Königsklasse des Motorsports einzustufen. Doch schon im ersten Rennen in Bahrain im März zeigte sich, dass Red Bull über die Winterpause ordentlich Meter auf das Team unter der Führung des Wieners Toto Wolff gutgemacht hatte.

Fünfmal wechselten sich Hamilton und Verstappen danach an der Spitze ab. Immer wieder hatten sie sich in den Haaren, warfen sich in Silverstone und Monza sogar gegenseitig aus dem Rennen, kassierten Sekundenstrafen und Platzversetzungen. Mit dem größten Punkteabstand von 32 Zählern nach den beiden Rennen in Österreich war es nur passend, dass die Kontrahenten das letzte Rennen, den Grand Prix von Abu Dhabi, mit einem Gleichstand in der Fahrerwertung von 369,5 Punkten starten sollten. Ein Umstand, den es zuletzt 1974 gegeben hatte.

Lewis Hamilton und Max Verstappen
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2021 boten Lewis Hamilton und Max Verstappen einen Titelkampf der Extraklasse

Das ist Rennfahren

Dass Verstappen das Finale für sich entscheiden konnte, verdankte er dem Safety Car und einem taktischen Wagnis des Teams. Nicht der einzige Strategiestreich, den Red Bull in der 72. Formel-1-Saison an den Tag legte. Doch das letzte Saionsrennen war nicht nur eines der spannendsten, sondern auch eines der umstrittesten seit langer Zeit.

Die Entscheidung von Rennleiter Michael Masi („It’s called a motorrace“, sinngemäß übersetzt mit „Es heißt Rennfahren“, Anm.), noch eine Runde freizugeben und damit am Ende Verstappen das entscheidende Manöver zu ermöglichen, brachte naturgemäß Mercedes auf die Palme.

Fans diskutieren, Mercedes schmollt

Teamchef Wolff gab keine Interviews, sondern wollte lieber die Silberpfeil-Anwälte sprechen lassen. Doch sämtliche Rennentscheidungen wurden bestätigt, auch wenn Teams, Fahrer und vor allem die Fans bis heute darüber diskutieren, was die korrekte Vorgehensweise gewesen wäre. Mercedes schmollte jedenfalls, und Hamilton verzichtete ebenso wie Wolff auf die abschließende Formel-1-Gala in Paris.

Doch die Kontroverse über den Rennverlauf in Abu Dhabi war nicht die einzige Szene in diesem Jahr, in dem das Wolff-Team patzte. Denn während Mercedes das Auto über das Jahr hinweg immer schneller machte, haperte es nicht selten an der Strategie des deutschen Teams. Mehrmals äußerte sich der britische Siebenfachchampion am Funk unzufrieden über Entscheidungen der Box.

100. GP-Sieg statt Norris-Premiere

Dass man als Fahrer trotzdem oft besser auf sein Team vertraut, musste McLaren-Pilot Lando Norris in Sotschi auf die harte Tour lernen. Der 22-jährige Brite war lange Zeit auf Siegeskurs, als ihm ein Wetterumschwung einen Strich durch die Rechnung machte. Mit einem dezitierten „Nein!“ lehnte Norris vier Runden vor Schluss das Angebot der Box, auf Regenreifen zu wechseln, ab.

Lewis Hamilton
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Bei seiner Ungarn Pole wusste Hamilton noch nicht, dass es einen Tag später zu einem kuriosen Restart kommen würde

Hamilton holte sich besagte Inters und konnte seinen Landsmann, der im mittlerweile heftigen Regen nur mehr schlingernd durch den Kurs kam, in der 51. Runde überholen. Der 100. Grand-Prix-Sieg für Hamilton sollte die wohl größte verpasste Chance für Norris sein, sich wie sein Teamkollege Daniel Ricciardo eine Woche davor in Italien in die Siegerliste einzutragen.

Ungarn-Spektakel und Rennfarce Spa

Neben Ricciardo konnten sich auch Valtteri Bottas (Mercedes) und Sergio Perez (Red Bull) jeweils einen Saisonsieg sichern. Eine Premiere feierte Esteban Ocon (Alpine), der nach dem Rennen von Ungarn zum ersten Mal vom obersten Podest herunterjubeln durfte. Das Bild des Tages bot damals aber Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, der beim Neustart nach dem von Teamkollegen Bottas verursachten Startcrash alleine auf der Startaufstellung Position bezog, während das gesamte restliche Feld für Trockenreifen in die Box fuhr.

Diese Trockenreifen hätte man drei Wochen später im kürzesten und wohl skurrilsten Formel-1-Rennen gerne gesehen. Beim Grand Prix von Belgien vertrieben sich die 75.000 Fans bei strömendem Regen mit Teetrinken, Kartenspielen – oder im Fall der Streckenposten Boccia im Kiesbett – nach einem ersten Startversuch um 15.30 Uhr die Zeit, bis das Rennen drei Stunden später mit einer Einführungsrunde und einer gewerteten Runde hinter dem Safety Car begonnen und nach neun Minuten wieder beendet wurde. Profiteur war der zukünftige Weltmeister Verstappen, der einen seiner zehn Saisonsiege holte.

„Iceman“ geht in F1-Pension

So kurz das Rennen in Spa, so lang die Formel-1-Karriere von Kimi Räikkönen, der 2001 zum ersten Mal in einen Rennboliden der Königsklasse stieg. Nach einem Jahr bei Sauber wechselte er zu McLaren. Von 2007 bis 2009 und 2014 bis 2018 saß der wortkarge Finne bei Ferrari am Steuer, wo er sich gleich im ersten Jahr seinen WM-Titel holte. Eigentlich wäre er auch 2010 bei Ferrari gesessen, aber der Vertrag wurde einvernehmlich gelöst, und als Räikkönen kein anderes Cockpit fand, wechselte er in den Rallyesport.

Kimi Räikkönen
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Nach 350 GP-Starts beendete Kimi Räikkönen seine Formel-1-Karriere

Nur zwei Jahre später feierte der Finne sein Formel-1-Comeback bei Lotus, um die letzten Runden seiner F1-Karriere bei Alfa Romeo zu drehen. Räikkönen beendete seine Karriere mit Bremsproblemen in der 28. Runde des Abu-Dhabi-Grand-Prix, wo er von den Fans als Fahrer des Tages verabschiedet wurde. Mit 350 Grand-Prix-Starts, 21 Siegen, 18 Polepositions und einem WM-Titel ging der „Iceman“ in seine wohlverdiente Formel-1-Pension.

Gekommen, um zu bleiben

Neben Räikkönen verabschiedete sich auch sein Rennstallkollege Antonio Giovinazzi. Der Italiener wird 2022 in der Formel E seine Runden drehen und steht für Ferrari als Ersatzfahrer bereit. Die beiden Alfa-Romeo-Sitze werden vom Chinesen Guanyu Zhou und Ex-Mercedes-Piloten Valtteri Bottas eingenommen. Das freigewordene Mercedes-Cockpit wandert zu George Russell, der schon 2020 beim Grand Prix von Bahrain sein Können im Silberpfeil unter Beweis stellen konnte, bis ihm ein technisches Gebrechen die Chance auf einen Sieg nahm. Sein Williams-Sitz wird von Rückkehrer und Red-Bull-Testpiloten Alex Albon besetzt.

Ebenfalls zurückkommen werden im nächsten Jahr die Sprintqualifyings. Sie wurden 2021 zum ersten Mal in der Königsklasse getestet. In Silverstone, Monza und Brasilien baute man das Programm um und schaffte so gleich drei Highlights an einem Wochenende. Qualifying, Sprintqualifying und Rennen. Nach anfänglicher Kritik und eher langweiligen Rennen bot der Sprint in Brasilien unter anderem wegen der Aufholjagd von Lewis Hamilton das gewünscht spektakuläre Programm.

2022 alles auf Anfang

Die sechs Sprintrennen werden, genau wie die erstmals 23 Saisonrennen, auf den neuen 18-Zoll-Reifen gefahren. Die Pneus sollen die Intensität, in der sie beim Rutschen erhitzen, reduzieren, um so engeres Racen zu ermöglichen. Generell wurde der vom Inhouse-Motorsportteam der Formel 1 in Zusammenarbeit mit der FIA (Internationaler Automobil Dachverband) seit 2017 designte Bolide so verändert, dass ein knapperes Hinterherfahren und dadurch besseres Überholen ermöglicht wird.

Das komplett neue Frontflügeldesign, die Winglets sowie die wiedereingeführten Radkappen sollen konstantere Downforce (dt.: Anpressdruck) generieren und die Luftverwirbelung (engl.: dirty air) durch den Voranfahrenden besser kontrollieren. Ob der gewünschte Effekt aufgeht, wird man aber erst bei den Vorsaisontests Ende Februar in Barcelona sehen. Das erste Rennen der Saison 2022 findet am 20. März 2022 in Sachir statt.