Marco Kasper (AUT)
GEPA/Matic Klansek
Eishockey

Zukunftsaktie Kasper bei U20-WM im Fokus

Zum zweiten Mal in Folge dürfen sich Österreichs Eishockeytalente zwischen Weihnachten und Neujahr in Kanada auf der großen Bühne namens U20-Weltmeisterschaft präsentieren. Die Augen der Scouts aus der National Hockey League (NHL) werden im am Sonntag begonnenen Turnier bei Österreich vor allem auf Rohdiamanten Marco Kasper gerichtet sein. Der 17-Jährige wird als möglicher Erstrundenpick im kommenden Draft gehandelt.

In Edmonton hat Kasper die große Chance zur Eigenwerbung. Vor einem Jahr führte Marco Rossi die österreichische Auswahl als frischgebackener NHL-Erstrunden-Draft an. Der Vorarlberger war von den Minnesota Wild als Nummer neun ausgewählt worden. Eine Auswahl in der ersten Runde wird auch Kasper zugetraut.

Mit starken Leistungen gegen Finnland (Montag, 20.00 Uhr, live in ORF Sport +), Gastgeber Kanada (Mittwoch, 01.00 Uhr), Tschechien (Donnerstag, 22.30/ORF Sport +) und Deutschland (Freitag, 20.00/ORF Sport +) in Edmonton könnte der 17-Jährige seinen Aktienwert weiter steigern.

„Ich spiele ohne Druck“

Vom Ausblick auf den Draft, für den auch der gleichaltrige Vinzenz Rohrer ein Kandidat ist, will sich der Sohn des langjährigen heimischen Teamverteidigers Peter Kasper aber nicht ablenken lassen. „Ich spiele ohne Druck, schaue auch nicht auf Listen“, sagte Kasper in einem APA-Interview, „ich schaue, dass ich mich jeden Tag verbessere.“

Dazu soll der erste Sieg einer österreichischen Auswahl bei einer U20-WM überhaupt gelingen. Österreich kann als Mannschaft befreit aufspielen, denn wie im Vorjahr wird es keinen Absteiger geben. Kasper will „versuchen, eine Leadership-Rolle zu übernehmen, immer richtig viel Gas geben“.

Wichtige Erfahrung auf Topniveau

Wie hoch die Trauben aber beim Turnier der besten Nachwuchsspieler hängen, durften die Österreicher im vergangenen Jahr erfahren. Österreich verlor in vier Spielen ebenso oft und wurde ohne Punkt und mit 1:29 Toren Letzter. Nur aufgrund der Coronavirus-Situation und der Absage der restlichen WM-Turnierstufen darunter stiegen die Österreicher nicht ab. Kasper war als jüngster Spieler im Kader bereits damals dabei. „Es war eine große Erfahrung mitzuspielen, auch wenn es nicht so gelaufen ist, wie wir wollten“, so der 17-Jährige.

Marco Kasper (AUT) und Trevor Zegras (USA)
GEPA/Zuma Press
Kasper (l.) durfte sich schon im Vorjahr mit Jungstars wie Trevor Zegras aus den USA messen

Heuer warten mit Finnland, Kanada und Tschechien wieder drei wohl übermächtige Gegner, Deutschland ist klar über das österreichische Team von Trainer Marco Pewal zu stellen. Der Plan ist, sich im Turnierverlauf stetig zu verbessern und gegen Deutschland den historischen ersten Sieg einzufahren. „Wir sind der Underdog. Wir starten gleich gegen zwei richtig gute Gegner. Wir müssen auf unser Spiel schauen und wollen das, was wir besprochen und trainiert haben, von Spiel zu Spiel besser umsetzen“, gab Pewal die Marschroute vor. Der Erfolg führt „nur über die defensive Zone, da müssen wir kompakt spielen“, betonte der Teamchef. Er will seine Mannschaft „giftig und frech“ sehen, mit „Respekt, aber ohne Angst“.

„Unser großes Ziel ist es, Deutschland zu schlagen. An einem guten Tag, an dem bei uns alles passt, mit einer sehr guten Torhüterleistung und natürlich auch mit ein bisschen Glück, ist das möglich“, sagte Pewal. Im Vorjahr reichte eine starke Torhüterleistung von Sebastian Wraneschitz nicht für einen Erfolg, der Wiener ist trotz einer schwierigen Saison auch heuer der Einser-Torhüter. Dass die Deutschen mit Tim Stützle, John-Jason Peterka und Lukas Reichel auf ihre drei besten Stürmer verzichten müssen, ändert für Pewal nichts an der Ausgangslage. „Deutschland hat trotzdem einen sehr starken Kader, viele haben in der DEL eine tragende Rolle.“

„Das Niveau ist unglaublich hoch“

Kanada unter Teamchef Dave Cameron, dem langjährigen Trainer der Vienna Capitals, ist gespickt mit Toptalenten wie Owen Power, der im Draft 2021 von den Buffalo Sabres als Nummer eins gezogen wurde, und seinem potenziellen Nachfolger Shane Wright.

„Das Niveau bei einer U20-WM der Topdivision ist unglaublich hoch. Manche Fachleute sind sogar der Meinung, dass es höher ist als bei einer A-WM der Erwachsenen. Unsere Spieler können sich dort mit der absoluten Weltelite und künftigen Topstars messen“, sagte auch Roger Bader, der Teamchef des A-Teams, der in seiner Funktion als ÖEHV-Sportdirektor an Ort und Stelle ist. Auch Kasper pflichtete bei: „Man sieht, dass sie alles richtig gut machen, wie scharf die Pässe kommen. Das will man dann auch besser machen. Wichtig für uns ist, auf so einem Topniveau zu spielen und uns weiterzuentwickeln.“

Shootingstar in Schweden

Kasper selbst hat aber ebenfalls einen rasanten Aufstieg hingelegt. Nach 63 Scorerpunkten in 22 Spielen für die U18 des KAC wechselte der Klagenfurter nach Schweden zu Rögle BK und startete dort im vergangenen Jahr so richtig durch. Schon mit 16 Jahren debütierte Kasper in der schwedischen Topliga SHL und mauserte sich in dieser Saison zum Stammspieler beim Club aus der Kleinstadt Ängelholm, die rund eine Autostunde nördlich von Malmö liegt.

Marco Kasper (Roegle)
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Trotz seiner jungen Jahre machte sich Kasper (l.) bei Rögle BK bereits einen Namen

„Schon als ich jünger war, wollte ich nach Schweden gehen. Rögle war eine gute Entscheidung. Die Qualität der Trainings und der Matches ist sehr gut. Es läuft auch als Team“, sagte Kasper, der für den aktuellen Tabellenführer aus der Kleinstadt Ängelholm vier Tore und zwei Assists verbucht hat und auch in der Champions Hockey League (CHL) Tore und Assists zum Halbfinal-Aufstieg beigesteuert hat.

Aktuell gilt seine ganze Konzentration aber der U20-WM. Die Österreicher absolvieren ihre Vorbereitung in der „Bubble“ von Red Deer. „Wir sind nicht so absolut abgeschirmt wie letztes Jahr. Aber wir dürfen nicht rausgehen, müssen Maske tragen und werden mit Shuttle-Bussen in die Eishalle transportiert“, so Kasper. Immerhin erfüllte sich trotz Pandemie der Wunsch des Kärntners, sich diesmal anders als 2020 vor Zuschauern präsentieren zu dürfen. Laut den Organisatoren dürfen die Arenen in der Provinz Alberta für die WM-Spiele zu 50 Prozent mit Zusehern ausgelastet werden. Im Fall der Österreicher bedeutet das im Rogers Place von Edmonton rund 9.000 Zuschauer.

U20-WM in Kanada

Spielplan Österreich:
27.12. Finnland Österreich 7:1
29.12. Kanada Österreich 11:2
30.12. Österreich Tschechien abgesagt
31.12. Österreich Deutschland abgesagt