Ski Alpin

Drama und ÖSV-Pleite in Madonna

Der zweite Slalom der Saison am Mittwoch in Madonna di Campiglio hat zwei große Verlierer gebracht. Einerseits den Franzosen Clement Noel, der auf dem Weg zum überlegenen Sieg vor dem letzten Tor ausrutschte und damit Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag aus Norwegen ein überraschendes Weihnachtsgeschenk machte. Und andererseits die Österreicher, bei denen Michael Matt als Bester nur als 20. in die Wertung kam.

Die Österreicher konnten das Drama um Noel erste Reihe fußfrei beobachten. Denn der Franzose lag klar auf Kurs zu seinem zweiten Sieg in dieser Saison und seinem zehnten insgesamt, doch mit der Ziellinie vor Augen rutschte der 24-Jährige beim vorletzten Tor aus und am letzten vorbei. Damit durfte sich Weltmeister Foss-Solevaag zehn Hundertstelsekunden vor dem Franzosen Alexis Pinturault und 0,11 Sekunden vor dem Schweden Kristoffer Jakobsen über seinen zweiten Weltcup-Sieg nach jenem im vergangenen Jänner in Flachau freuen.

Für die rot-weiß-rote Abordnung setzte es hingegen die schwerste Niederlage in Madonna di Campiglio aller Zeiten. Denn hinter Matt – der zeitgleich mit dem Norweger Lucas Braathen 1,86 Sekunden Rückstand auf den Sieger hatte – kamen nur noch Dominik Raschner als 21. (+1,88 Sek.) und Fabio Gstrein als 24. (+1,94) in die Wertung. Johannes Strolz, nach dem ersten Durchgang als Elfter noch aussichtsreichster ÖSV-Läufer auf der legendären Canalone Miramonti, schied im zweiten Durchgang aus, Manuel Feller und Marco Schwarz waren bereits im ersten Lauf ausgeschieden.

Foss-Solevaag gewinnt Madonna-Slalom

Der norwegische Weltmeister kam dank des Missgeschicks des Halbzeitführenden Noel zu seinem zweiten Weltcup-Sieg

Noel nach Missgeschick ratlos

Noch größer als bei den Österreichern war der Frust nur bei Noel, der sein Missgeschick selbst nicht fassen konnte. „Ich weiß nicht, wie man ein Tor vor dem Ziel noch hinfallen kann. Ich bin ratlos. Vielleicht dachte ich, es sei schon vorbei. Aber es war nicht vorbei. Ich weiß zumindest, dass ich auch auf diesen Pisten schnell bin. Aber das ist Rennfahren. Manchmal tut es weh“, sagte der Franzose. Sieger Foss-Solevaag zeigte zwar Mitgefühl („Es tut mir leid für Noel, er war sehr schnell“), ließ sich darüber aber die Freude über den Sieg nicht nehmen: „Aber ich bin happy, dass ich gewonnen habe. Das ist ein cooles Rennen hier. Ich möchte weiter stabil und schnell fahren.“

Mit Pinturault konnte sich an diesem Abend aber wenigstens ein Franzose freuen, nachdem er sich von Platz fünf noch auf zwei verbessern konnte und sich mit dem Podestplatz vor Weihnachten zufrieden zeigte: „Ich bin ein bisschen müde und spüre, dass die Energie schön langsam zurückkommt. Es wird von Lauf zu Lauf besser. Schritt für Schritt, ich nehme es Rennen für Rennen“, sagte der Titelverteidiger im Gesamtweltcup.

„Es passt nicht zusammen“

Aber auch für Matt gab es an der „Ehre“, als bester Österreicher in die Wertung zu kommen, nichts Positives zu finden. Der Tiroler blieb erneut weit hinter seinen Erwartungen, kam im Unterschied zum ersten Slalom in Val d’Isere aber immerhin in die Wertung. Für Raschner bedeutete sein Abschneiden im Flutlicht immerhin ein kleines Erfolgserlebnis. Der Tiroler, heuer Zweiter im Parallel-Rennen in Zürs, kam zwar nur als 21. in die Wertung, doch damit durfte er sich erstmals in seiner Karriere Weltcup-Punkte in einem Slalom gutschreiben lassen.

Matt bester Österreicher

Dem Tiroler wurde nach einer durchwachsenen Fahrt die zweifelhafte Ehre zuteil, als 20. bester Österreicher in Madonna zu sein

Matt fand auch im zweiten Durchgang nicht zu jener Lockerheit, die man für Spitzenplätze braucht. Dabei sei das Gefühl gut gewesen, meinte der 28-Jährige. „Ich hätte gedacht, dass ich im zweiten Lauf schneller bin. Irgendwas passt nicht ganz zusammen. Es ist traurig, ich habe eh nur eine Disziplin, und die bringe ich nicht ganz hin. Das darf nicht sein“, sagte der sichtlich enttäuschte Olympiadritte von 2018 im ORF-Interview. „Jetzt muss ich schauen, dass wir das über Weihnachten gut analysieren und dann schauen, dass es wieder klappt.“

1. Sebastian Foss-Solevaag (NOR)
2. Alexis Pinturault (FRA)
3. Kristoffer Jakobsen (SWE)

Keine Punkte für ÖSV-Topduo

Einen verpatzten zweiten Durchgang fabrizierte auch Raschners Tiroler Landsmann Gstrein. Der 24-Jährige rutschte vom aussichtsreichen 14. Platz zur Halbzeit auf Rang 25 zurück. „Ich probiere, schnell zu sein, und dann passieren Fehler. Das Ziel für das Weihnachtstraining wird sein, dass ich auch da schnell bin und diese Fehler ausmerze“, sagte Gstrein. Im Gegensatz zu Strolz, dessen Hoffnung auf einen Platz unter den Top Ten in einer Enttäuschung endete, holte der Mann vom SC Sölden-Hochsölden immerhin Punkte.

Dass es für Österreichs zuletzt verlässlichste Punktesammler keine Zähler gab, war schon nach dem ersten Durchgang klar. Sowohl Feller als auch Schwarz schieden im ersten Lauf kurz vor dem Ziel aus und verließen Madonna mit leeren Händen. „Ich habe versucht, den Ski früh gehen zu lassen, und dann einen Fehler vor der letzten Haarnadel gemacht. Natürlich sehr schade, aber jetzt heißt es, fokussiert weiterarbeiten, und dann geht es im neuen Jahr wieder los“, so Schwarz. Marc Digruber hatte als 41. die Entscheidung der besten 30 verpasst.

Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher haderte im ORF-Interview vor allem mit den Ausfällen seiner Topleute. „Die G’schicht ist ein bisserl schwierig derzeit. Unsere zwei Besten, Feller und Schwarz, sind mit Teilzeiten ausgeschieden, wo ich zufrieden gewesen wäre. Der erste Durchgang war in Ordnung. Der zweite Durchgang ist leider total in die Hose gegangen“, sagte der Tiroler. Die Techniker haben übrigens genügend Zeit, die Akkus aufzuladen und die Schlappe abzuhaken, denn weiter geht es erst am 5. Jänner mit dem Slalom in Zagreb – erneut bei Flutlicht.