Nach den Ausfällen der Spitzenfahrer Manuel Feller und Marco Schwarz und in Abwesenheit von Vizeweltmeister Adrian Pertl (Coronavirus) musste Puelacher eine außergewöhnliche Slalom-Abfuhr miterleben. Dennoch versuchte er sachlich zu bleiben. „Wenn unsere Topleute ins Ziel kommen, sind wir sicher unter den Zehn“, sagte Puelacher, der von einer Slalom-Krise nicht sprechen wollte. Einen Rückstand – vor allem auf die aktuellen Topläufer dieser Disziplin – gestand er aber ein.
„Die Geschichte ist ein bisserl schwierig derzeit“, so Puelacher. „Feller und Schwarz sind im ersten Lauf mit Teilzeiten ausgeschieden, wo ich zufrieden gewesen wäre. Der erste Durchgang war in Ordnung. Der zweite Durchgang ist leider total in die Hose gegangen. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns. Natürlich wird das Selbstvertrauen mit solchen Ergebnissen nicht besser.“
Offene Fragen nach Slalom-Debakel
Für Österreichs Technik-Herren gab es am Mittwoch das schlechteste Ergebnis aller Zeiten beim Nachtslalom in Madonna di Campiglio. Obwohl der Slalom lange Zeit die Vorzeigedisziplin im ÖSV war, ist er jetzt die Problemzone.
Mit guten Trainingstagen über Weihnachten sei das aber zu reparieren, ist Puelacher überzeugt. „Dann sind wir im Jänner im Slalom-Monat wieder dabei“, verwies er auf das neue Jahr mit gleich fünf weiteren Slaloms noch vor den Olympischen Spielen in Peking. „Wir werden uns Schritt für Schritt wieder nach oben arbeiten“, versprach Puelacher. Tipp von ORF-TV-Experte Thomas Sykora: „Ich würde in der Pause auch das eine oder andere Rennen fahren. Da kann man wieder Form aufbauen und Vertrauen schöpfen.“

Diskussion über Pistenpräparierung
Ein Problem ortete Puelacher in der Pistenpräparierung im Slalom, über die im Weltcup offenbar Uneinigkeit herrsche. „Wir haben mehr auf Eis trainiert, während die FIS derzeit offenbar vom Eis auf den Pisten weg will. Wir Trainer aber fordern mehr Wasser in die Pisten. Leider wurde wieder nicht reagiert“, kritisierte Puelacher. Alle Teams würden eisigere Pisten fordern. „Damit wird es sicherer. Die Aggressivität wollen wir hingegen nicht, wir hatten genug Kreuzbandrisse auf solchen Pisten. Die FIS muss sich überlegen, was sie im Jänner macht.“
Gerade um schwere Verletzungen zu verhindern, wolle die FIS „vom Eis weg“, erklärte Sykora. „Wenn das gelingt, ist es auch gerechtfertigt. Dann werden sich die Läuferinnen und Läufer auch auf diese neuen Gegebenheiten einstellen. Schlimm wird es im Slalom, wenn die Läufer nach Kitzbühel kommen, wo es dann wieder glatt ist. Man braucht also in dieser Übergangsphase jedenfalls zwei Abstimmungen.“
Fahrer geben sich selbstkritisch
Letztlich liege es laut Puelacher „an uns selbst“, das sportliche Problem im Slalom zu beheben. Das sehen nicht nur der nicht voll fitte Schwarz („Mein Fuß muss wieder hundert Prozent werden“) und Feller so, sondern auch Matt. „Traurig, dass man nur Slalom fährt, und dann bringt man es in den ersten Rennen nicht hin“, gab sich der Arlberger selbstkritisch.
„Wir haben uns schon in Val d’Isere auf dem aggressiven Schnee schwergetan, dafür hier einiges erhofft“, ergänzte Matt. „Es passt derzeit einiges nicht zusammen. Ich hoffe, über Weihnachten den Schlüssel zurück zum Erfolg zu finden. Irgendwas muss passieren, so kann es nicht weitergehen.“
Feller hat zwar bisher sehr gute Riesenslaloms abgeliefert, dafür nichts im Slalom. Man könne nicht zufrieden sein, „wenn man im Slalom zwei Nuller schreibt und im Vorjahr hier Vierter war. Im Riesenslalom ist es okay, im Slalom pfui. Aber neues Jahr, neues Glück“.