Stefan Kraft
AP/Matthias Schrader
Tournee

ÖSV-Adler nach Bauchfleck am Boden

Die ÖSV-Adler sind weit hinter den Erwartungen in die 70. Vierschanzentournee gestartet und haben zum neunten Mal in Serie das Tournee-Stockerl verpasst. Bester Österreicher am Mittwoch in Oberstdorf war Daniel Huber als Achter. Bei 33 Punkten Rückstand auf Ryoyu Kobayashi aus Japan sind die Chancen auf einen rot-weiß-roten Gesamtsieg damit schon nach dem ersten Bewerb dahin. „Wenn man ganz ehrlich ist, brauchen wir uns nicht mehr auf die Tournee-Wertung fokussieren“, sagte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl.

Für die Österreicher lief es zum Auftakt jedenfalls alles andere als rund. Die beiden Saisonsieger Stefan Kraft und Jan Hörl landeten nur auf den Plätzen zwölf und 17. Kraft, vor sieben Jahren letzter österreichischer Gesamtsieger und vor fünf Jahren in Oberstdorf bisher letzter rot-weiß-roter Tagessieger, fehlen nach dem Auftakt sogar schon 41,9 Zähler. Hörl, einer von bisher sechs Saisonsiegern, liegt 49,6 Punkte zurück.

„Es geht jetzt eher darum, zu analysieren und sich darauf einzustellen, was kommt. Wir dürfen das nicht schönreden, das ist auch wichtig“, sagte Widhölzl im ORF-Interview. „Momentan ist die Stimmung nicht gut. Das war wirklich ein beschissener Wettkampf für uns.“ Einigermaßen zufrieden durfte nur Huber sein. „Für mich war es schon positiv, auch wenn es noch etwas zum Rauskitzeln gibt, damit es ganz nach vorne geht“, meinte der Salzburger. Im ersten Durchgang Siebenter ging es nach seinem 126,5-Meter-Sprung im Final-Heat richtig zur Sache. Der Slowene Lovro Kos setzte bei 139,5 Metern auf, Kobayashi gar bei 141 Metern.

Ernüchterung bei ÖSV-Adlern

Vor dem Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf waren die ÖSV-Adler noch optimistisch. Mit dem achten Platz blieben sie beim ersten Bewerb aber weit hinter den Erwartungen und verpassten zum neunten Mal in Serie das Tournee-Stockerl.

„Man sieht, dass man weit weg ist“

Kraft sprach nach einer Verbesserung im finalen Durchgang von wenigstens fünf Plätzen von einem schwierigen Wettkampf. „Man hat ein Quäntchen Glück gebraucht mit Regen, Wind und Luke“, sagte der Weltmeister. Sein erster Sprung sei etwas zu brav gewesen, der zweite ganz okay. „Aber man sieht, dass man weit weg ist.“ Auf das Gesamtklassement wolle er ab sofort gar nicht mehr schauen. „Das ist so weit weg. Mehr als 40 Punkte auf Kobayashi, das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.“

Dem Japaner dürfte nach seinem vierten Saisonsieg viel eher Konkurrenz von den Norwegern drohen. Weltcup-Titelverteidiger Halvor Egner Granerud ging die Weitenjagd mit 133,0 Metern einigermaßen mit und liegt 2,8 Punkte zurück. Der Halbzeitführende Robert Johansson und Lindvik lauern 3,4 bzw. 5,7 Zähler hinter Kobayashi. Dahinter mischt auch Weltcup-Leader Karl Geiger (GER) noch mit (-6,1). Titelverteidiger Kamil Stoch (POL) verpasste hingegen den zweiten Durchgang und ist damit entthront.

Granerud trauerte etwas dem möglichen Sieg nach, hatte er doch als Halbzeitzweiter auf Kobayashi einen Bonus von vier Punkten. „Ganz optimal war mein zweiter Sprung nicht, derzeit habe ich am Schanzentisch etwas Timing-Probleme“, gab der 25-Jährige Einblick. „Aber es wäre dumm, sich über einen zweiten Platz zu beschweren. Ryoyu ist derzeit eben der König.“ Den will er aber vom Thron stürzen, wie auch Johansson: „Mit meinem ersten Sprung habe ich gezeigt, dass ich mithalten kann.“

Kobayashi gewinnt in Oberstdorf

Ryoyu Kobayashi gewann den Auftakt der 70. Vierschanzentournee in Oberstdorf. Der Japaner feierte am Mittwoch vor den drei Norwegern Halvor Egner Granerud, Robert Johansson und Marius Lindvik seinen vierten Saisonsieg. Die ÖSV-Adler hatten mit der Entscheidung bei widrigen Bedingungen mit wechselndem Wind und Regen nichts zu tun.

Ärger bei Hörl ziemlich groß

Hörl war von seinem Niveau als Siegspringer diesmal aber weit entfernt. „Es war kein guter Wettkampf von mir, ich bin wieder in meinen alten Fehler gefallen“, erklärte der 23-Jährige. „Ich habe ein bisschen überpaced, bin zu aggressiv zum Tisch und dann zurückgezogen, und da kommt wenig Kraft auf den Tisch.“ Sein Ärger sei groß, da es davor ganz gut geklappt habe. „Das ist bei jedem Athleten so, dass er sich ärgert, wenn er ins Gras beißt.“

Daniel Tschofenig (21.) und Philipp Aschenwald (22.) kamen noch in die Top 30. Ulrich Wohlgenannt (35.) und Manuel Fettner (39.) waren nach Durchgang eins ausgeschieden. Tschofenig meinte, nicht so wie am Qualifikationstag in den Fluss gefunden zu haben, beim Neujahrsspringen in Garmisch wolle er besser zurückkommen. Und Oberstdorf-Spezialist Aschenwald war bedient: „Nach so einem Bewerb zipft es mich an, ich gehe aber trotzdem mit positiver Energie in die nächsten Tage.“